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„Tatort: Flash“ (Episode 1205): Kritik

„Tatort: Flash“ (Episode 1205): Kritik
© BR / Tellux Film GmbH / Hendrik Heiden

Kurz bevor sich der „Tatort“ in die Sommerpause verabschiedet, dürfen wir uns noch einmal auf die altehrwürdigen Kommissare aus München freuen, die bislang den besten Krimi der Saison zu verantworten haben. Warum auch ihr neuster Einsatz ein echter Hingucker ist, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Flash“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Flash“?

„Lass mal was abseits der Norm machen und experimentieren.“ Solche Vorschläge scheinen derzeit in den Redaktionen der ARD während der Kaffeepause durchgewunken zu werden, zumindest was den „Tatort“ betrifft, ist dieser Eindruck nur schwer zu entkräften. Dabei ist an einer frischen Brise an sich nichts auszusetzen und natürlich müssen auch nicht jede 90 Minuten am Sonntagabend wie ein Heiligtum stets in den gewohnten Schemata abgearbeitet werden. Dummerweise sind die abseitigen Pfade aber oftmals so schlecht ausgeleuchtet, dass der Absturz ins Abstruse auf dem lädierten Fuße folgt, denken wir etwa an die krude Konstellation der Saarbrücker Kommissare und all ihre aufgetürmten Traumata, die pünktlich zu jedem Einsatz in sich zusammenfallen. Von Charlotte Lindholms diffus beknacktem Rendezvous mit Udo Lindenberg wollen wir gar nicht erst anfangen.

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Dass es auch anders geht, beweist der neue „Tatort“ aus München, der uns tatsächlich mit einer ungewohnten Erzählperspektive aus der Reserve lockt und das ohne jeglichen Substanzverlust. Zu verdanken haben wir einen der besten Krimis der letzten Jahre dem cleveren Drehbuch von Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser sowie seiner einmal mehr über jeden Zweifel erhabenen Besetzung. In ihrem 90. Einsatz gibt es Batic und Leitmayr pur, selbst Assistent Kalli ist diesmal nicht zum Dienst angetreten. So dürfen Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl schalten und walten wie sie wollen. Glücklicherweise ist genau das die beste Voraussetzung für einen weiteren Meilenstein hochwertiger bajuwarischer Unterhaltung am Sonntagabend.

Auch dank ihres neusten Falls dürfen die Münchner Kommissare in diesem Video natürlich nicht fehlen.

Worum geht es im „Tatort“„Flash“?

1987 wurde Alois Meininger wegen Mordes an einer jungen Frau zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt. Den entscheidenden Hinweis auf ihn als Triebtäter gab sein Psychiater Norbert Prinz, der bereitwillig mit der Polizei kooperierte.

30 Jahre später ist Alois Meininger ein freier Mann, nur wenige Tage später kommt es zu einem ähnlich gelagerten Mord, dessen Spuren erneut auf den vermeintlich resozialisierten Täter hinweisen. Von dem fehlt allerdings jede Spur, der einzige, der vom Versteck des Mannes wissen könnte ist sein mittlerweile an Demenz erkrankter Psychiater. Batic und Leitmayr versuchen, dessen Erinnerung mit einem Experiment wiederherzustellen. Oder spielen die beiden etwa ein völlig anderes Spiel?

Mareks „Tatort“-Kritik: Clever, intelligent und voller Überraschungen

Von wenigen Ausnahmen abgesehen gelingt es dem Münchner „Tatort“ seit über 30 Jahren, konstant auf hohem Niveau abzuliefern. Kurz vor Weihnachten geriet gar die an anderer Stelle oftmals zähflüssige Ermittlungsarbeit jenseits der Großstadt zum Triumphzug, als es die in Ehren ergrauten Münchner auf ein Kloster nahe der Österreichischen Grenze verschlug. Nun folgt ein qualitativ gleichwertiger, von seiner Erzählstruktur aber deutlich komplexerer Krimi, der über eine verblüffende Doppelbödigkeit verfügt, die den üblichen Sehgewohnheiten am Sonntagabend eine clevere Absage erteilt.

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Keine typischen Dialoge im Dienst-BMW, keine Verhöre in fremden Hausfluren, keine Besprechung nach Feierabend bei Weißbier und Semmel, „Flash“ kehrt den Spieß um und lässt uns an der gewohnten Polizeiarbeit von Batic und Leitmayr nicht teilhaben, sondern konfrontiert uns nur mit deren Ergebnissen. Das mag in den ersten Minuten gewöhnungsbedürftig anmuten, entfacht aber nach und nach einen ganz eigenen Sog, dem selbst einige kleinere Längen im Schlussdrittel nichts anhaben können.

Die Pläne der Polizei in die Kiste mit den Twists und Überraschungen zu packen ist endlich mal ein Novum am Sonntagabend, dass wirklich zündet und der Beweis, das auch ein experimenteller „Tatort“ kein Humbug sein muss. Bleibt also nur zu hoffen, dass der 90. Münchner Einsatz als Blaupause für künftige Abenteuer in die deutsche Krimigeschichte eingeht.

Die „Tatort“-Episode „Flash“ wurde am Sonntag, dem 19. Juni 2022 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es nach Mainz zu Kommissarin Ellen Berlinger und dem „Tatort: In seinen Augen“.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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