Nach einem Jahr Pause durfte Charlotte Lindholm wieder beim „Tatort“ ermitteln. Ob ihr zweiter Einsatz in Göttingen gelungen ist, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Krieg im Kopf“, die am Sonntag, dem 29. März 2020 zur gewohnten Zeit um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt wurde.
Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Krieg im Kopf“?
Jahre lang zog Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) in Niedersachsen einsam ihre Kreise und bildete den letzten Gegenpol zu den vielen Ermittler-Teams, die im „Tatort“ regelmäßig mindestens als Duo auf Mörderjagd gehen.
Nach einem groben Ermittlungsfehler in der Episode „Der Fall Holdt“ endete 2017 ihre Ära als taffe Einzelgängerin im Auftrag des LKA. Die allein erziehende Mutter eines Sohnes wurde zur gewöhnlichen Kommissarin degradiert und in das beschauliche Göttingen strafversetzt. Dort traf sie in der letzten Episode „Das verschwundene Kind“ auf ihre neue Kollegin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba), die mindestens genauso viele Defizite in Punkto Teamfähigkeit vorweisen kann wie Charlotte Lindholm selbst.
Die gegenseitige Abneigung der beiden Alphatiere war vorprogrammiert und gipfelte schnell in einem körperlichen Angriff, für den jede echte Polizistin mindestens mit einem Disziplinarverfahren bedacht worden wäre. Doch in Lindholms Fällen ticken die Uhren generell fantasievoller als in der Realität, was auch für die neuste Episode „Krieg im Kopf“ gilt.
Die 11 beliebtesten „Tatort“-Kommissare der letzten 40 Jahre findet ihr im Video:
Worum geht es im „Tatort“„Krieg im Kopf“?
Einmal mehr befindet sich Charlotte Lindholm in einer Ausnahmesituation. Ein scheinbar geistig verwirrter Mann hält ihr ein Messer an die Kehle und stellt eine wirre Forderung nach der anderen. Anaïs Schmitz hat wenig Zeit zum Handeln und entscheidet sich für einen gefährlichen Schuss in bester „Dirty Harry“-Manier. Der Angreifer ist sofort tot, Charlotte Lindholm kommt mit einem Kratzer davon.
Trotz ihres emotionalen Ausnahmezustands dürfen die Kommissarinnen die Ermittlungen aufnehmen und stoßen auf eine Gruppe von Soldaten, die bei einem Einsatz in Mali in einen Hinterhalt geraten ist. Der Angreifer von Charlotte gehörte zu den Überlebenden, die nun reihenweise Suizid begehen. Vieles deutet darauf hin, dass die Toten sowie der Amokläufer von einer ferngesteuerten Macht in den Tod getrieben werden…
Mareks „Tatort“-Kritik: Nach starkem Beginn wird es zäh
Zunächst sieht es so aus, als habe Regisseur Jobst Christian Oetzmann alle Zutaten, die es für einen waschechten Lindholm-„Tatort“ benötigt, nach Göttingen importieren können. Die Kommissarin befindet sich in Lebensgefahr, stellt sich stur, brüskiert ihre Mitmenschen, lässt sich zu einem verbotenen Kuss hinreißen und legt sich mit Mächten an, vor denen selbst der Polizeipräsident Reißaus nehmen würde. Doch schon nach einer halben Stunde ist klar, dass die Rezeptur irgendwo zwischen Harz und Weserbergland verloren gegangen ist.
Was sich am Anfang wie geschmiert zu einem spannenden Thriller aufbaut, zerbröselt spätestens in der zweiten Hälfte zu einem zähen Cyber-Krimi-Brei, der zwar zum Rundumschlag gegen den Missbrauch künstlicher Intelligenzen ausholt, dafür aber viel zu behäbig in Szene gesetzt wird.
An der Idylle der Göttinger Altstadt liegt das sicher nicht, die kommt in „Krieg im Kopf“ gar nicht erst vor. Stattdessen dominieren Innenaufnahmen von grauen Korridoren und Mehrzweckhallen das Geschehen, bis der Reiz des starken Auftakts fast vollständig einem matt scheinenden Grau gewichen ist.
Entsprechend haken wir den „Krieg im Kopf“ schnell ab und freuen uns auf die nächste Episode aus Göttingen, die uns schon in wenigen Wochen erwartet. Genug Potenzial für einen „Tatort“-Hit ist bei Charlotte Lindholm natürlich immer vorhanden.
Die „Tatort“-Episode „Krieg im Kopf“ wurde am Sonntag, dem 29. März 2020 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. In dieser Woche geht es nach Dresden zum „Tatort“„Die Zeit ist gekommen“.