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„Tatort: Die Pfalz von oben“ (Episode 1109): Kritik

„Tatort: Die Pfalz von oben“ (Episode 1109): Kritik
© ARD

Am Sonntag, dem 17. November 2019, schickte die ARD zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr ihre dienstälteste Kommissarin auf eine Reise in die eigene Vergangenheit. Ob der nostalgische Ausflug in die Provinz lohnte, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Die Pfalz von oben“ .

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Die Pfalz von oben“?

Wenige Wochen nach ihrem letzten Einsatz darf  Deutschlands dienstälteste TV-Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) wieder die Ermittlungen aufnehmen. Nachdem sie es in der Episode „Maleficius“ mit künstlichen Intelligenzen zu tun bekam, führte sie ihr neuster „Tatort“ gestern in deutlich betulichere Gefilde und zu einem alten Bekannten. Dorfpolizist Tries (Ben Becker) lockte sie vor fast 30 Jahren aus der Komfortzone und es bahnte sich für einen kurzen Moment gar eine romantische Beziehung an.

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Aus der ist bekanntlich nichts geworden, Lena Odenthal fuhr wieder zurück in die Großstadt und ließ sich in der pfälzischen Provinz nicht mehr blicken. Stattdessen bekam sie 1996 mit Mario Kopper (Andreas Hoppe) einen neuen Partner und Mitbewohner an die Seite gestellt, mit dem sie bis 2013 ihre besten Fälle löste und sich als feste Größe im „Tatort“ etablieren konnte. Dann wurde der taffen Ermittlerin ein Burnout auf den drahtigen Leib geschrieben und ihre Fälle mussten sich einer Frischzellenkur unterziehen, deren Effekt leider ein verheerender war.

Die Figur des als Gegenpol zu Lena konzipierten Kopper wurde ohne Not zum Stichwortgeber gekürzt, die Chemie mit der neu hinzugefügten Fall-Analytikerin Johanna Stern (Lisa Bitter) stimmte nicht und experimentelle Folgen wie die improvisierte Episode „Babbeldasch“ führten den Ludwigshafener „Tatort“ schnurstracks in die Sackgasse. Aus der muss sich Ulrike Folkerts seitdem selbst herausmanövrieren, Andreas Hoppe hat vor zwei Jahren das Handtuch geworfen. Immerhin schaut die Kommissarin mittlerweile wieder Richtung Hauptstraße.

Worum geht es im „Tatort“ „Die Pfalz von oben“?

Dorfpolizist Tries schiebt immer noch Dienst in der pfälzischen Pampa. Vom jungen Idealisten ist allerdings nichts mehr übrig geblieben. Als Revierleiter hat er sich längst über die geltenden Gesetzte erhoben und führt sich im fiktiven Dorf Zarten wie ein Provinz-König auf. Eines Nachts kontrolliert er gemeinsam mit einem jungen Kollegen einen LKW aus dem nahen Frankreich. Doch was wie ein Routineeinsatz beginnt, endet in einer Schießerei, die der junge Polizist mit dem Leben bezahlt.

Das ruft Lena Odenthal auf den Plan, die knapp 30 Jahre nach ihrer letzten Begegnung wieder vor der Wache von Stefan Tries steht. Doch die Vorzeichen haben sich geändert. Die weiße Weste des Polizisten ist längst nicht mehr fleckenfrei und so muss sich Lena fragen, ob ihr einstiger Verbündeter noch auf der richtigen Seite steht.

Mareks „Tatort“-Kritik: Provinz-Schnurre auf altbekannten Pfaden

Die Zeit der hanebüchenen Experimente ist für Lena Odenthal vorbei und es geht wieder bergauf. „Die Pfalz von oben“ ist ein klassischer Kriminalfilm ohne unnötige Mätzchen und zugleich eine schöne Reminiszenz an die Anfänge der „Tatort“-Kommissarin. Ben Becker stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass hinter seinem Ruf als Skandalnudel ein großer Schauspieler steckt, der Ulrike Folkerts mindestens ebenbürtig ist. Ihre gemeinsamen Szenen sind zweifelsfrei die Höhepunkte der Provinz-Ballade, die sich ansonsten anfühlt, als wäre sie beim entschleunigten Brandenburger „Polizeiruf 110“ besser aufgehoben als im pfälzischen Hinterland.

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1991 sorgte die Episode „Tod im Häcksler“ für eine Kontroverse, von der die späte Fortsetzung meilenweit entfernt ist. Damals entbrannte im Pfälzer Landtag gar eine Debatte über die vermeintlich diskriminierende Darstellung der Region als hinterwäldlerisches Zerrbild, in die sich sogar der damalige rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Rainer Brüderle einschaltete. So viel Aufmerksamkeit wird der „Pfalz von oben“ wohl nicht zuteil. Dafür bewegt sich die Geschichte um eine eingeschworene Dorfgemeinschaft, die vom rechten Weg abgekommen ist, zu sehr auf altbekannten Pfaden anderer „Tatorte“ und „Polizeirufe“. Ob die Kölner Schenk und Ballauf in „Schürfwunden“ oder Horst Schimanski in „Schuld und Sühne“, die Themen Fehlverhalten unter Polizeibeamten sowie Vetternwirtschaft unter Landbewohnern mussten schon oft als Geschichte für einen Krimi am Sonntagabend herhalten. Leider fügt „Die Pfalz von oben“ dieser Gattung nichts Neues hinzu und so trabt der Fall gemächlich seinem vorhersehbaren Ende entgegen. Da kann Bob Dylan im Hintergrund noch so schön singen.

Ein großer Wurf ist  „Die Pfalz von oben“ nicht geworden, nur seine Darsteller heben den „Tatort“ letztlich über den Durchschnitt. Für Lena Odenthals Weg bedeutet er aber einen weiteren Schritt in die richtige Richtung, hin zu alter Form. Das muss für heute reichen.

Welches Lied wird am Ende von „Die Pfalz von oben“ gespielt?

Für die musikalische Untermalung ist diesmal Literaturnobelpreisträger Bob Dylan verantwortlich. Doch statt eines seiner wortgewandten Epen läuft am Schluss von „Die Pfalz von oben“ das verhältnismäßig schlichte Liebeslied „Lay Lady Lay“ aus dem 1969 erschienenen Country-Album „Nashville Skyline“. Dass Dylans Stimme in der Aufnahme anders klingt als es viele gewohnt sind, liegt übrigens daran, dass er kurz davor aufgehört hat zu rauchen. „Nashville Skyline“ kann bei Amazon in verschiedenen Formaten käuflich erworben werden.

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Die „Tatort“-Episode „Die Pfalz von oben“ lief  am Sonntag, dem 17. November 2019, um 20:15 Uhr in der ARD und ist danach in der Mediathek als Wiederholung im Stream zu sehen. In der kommenden Woche geht es nach Österreich. Dann übernehmen die Kommissare Eisner und Fellner mit der Episode „Baum fällt“

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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