Anfang des Jahres verlor sich der Schwarzwälder „Tatort“ im diffusen Rausch, jetzt kehren Franziska Tobler und Friedemann Berg auf den Bildschirm zurück. Ob sie in ihrem neuesten Einsatz wieder in die Spur finden, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Rebland“, die am Sonntag, dem 27. September 2020 um 20:15 Uhr bei der ARD ausgestrahlt wurde.
Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“ „Rebland“?
Kommissar Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und seine Kollegin Franziska Tobler (Eva Löbau) sind zwar erst seit drei Jahren im Dienst, können aber auf eine bewegte Vergangenheit im Schwarzwald zurückblicken. Ihre ersten Fälle gefielen als intensive Krimi-Dramen, die sich von den anderorts üblichen Ermittlungen abhoben, in dem sie mehr als Charakterstudien denn als Ratespielchen funktionierten.
Mit dem experimentellen „Tatort“ „Ich hab im Traum geweinet“ taten sie sich im Februar 2020 allerdings keinen Gefallen. Im Rausch der Fastnacht verloren sie leider nicht nur Kleidung und Hemmung, auch der rote Faden kam dem ansonsten unaufgeregten Duo abhanden. Ihn wiederzufinden ist entsprechend die größte Herausforderung, der sich ihr neuester Fall „Rebland“ stellen muss.
Zum Glück gelingt das Vorhaben besser als vermutet. Dabei ist das Rezept von Autorin Nicole Armbruster und Regisseurin Barbara Kulcsar denkbar einfach. Beide lassen die Ereignisse des bizarren Vorgängers einfach außen vor.
Die 11 beliebtesten „Tatort“-Kommissarinnen und Kommissare aus 40 Jahren TV-Geschichte findet ihr im Video.
Worum geht es im „Tatort“ „Rebland“?
Radiomoderatorin Beate Schmidbauer wird auf dem Heimweg von einem Weinfest niedergeschlagen und vergewaltigt. Wie in Trance lässt sie am nächsten Morgen alle Untersuchungen über sich ergehen und begleitet die Polizei gar zurück zum Tatort, um das Geschehen der letzten Nacht zu rekonstruieren.
Kommissar Berg und seine Kollegin Tobler stoßen bei ihren Ermittlungen auf einen ähnlich gelagerten Fall, der sich vor einigen Jahren in Frankreich ereignete. Ein groß angelegter DNA-Test soll den Kreis der Verdächtigen minimieren, doch die Ermittlungsmethoden der Behörden beider Länder unterscheiden sich. Friedemann Berg sieht die Sache pragmatisch und wählt den kurzen Dienstweg, während Franziska Tobler mit ihrem Gewissen hadert…
Mareks „Tatort“-Kritik: Kluger Krimi macht plumpe Provokation vergessen
Die ersten Bilder aus dem neusten Schwarzwälder „Tatort“ verheißen nichts Gutes. Die alkoholgeschwängerte Festgemeinde erinnert an den entrückten Krampf der letzten Folge. Dann huscht Schauspielerin Victoria Trauttmansdorff durchs Bild und versierte „Tatort“-Fans regen zurecht die Befürchtung, die Täterin bereits jetzt ausfindig machen zu können. Zu oft wurde die zweifelsfrei famose Schauspielerin am Ende als überraschende Mörderin aus dem Hut gezaubert.
Doch diesmal ist alles anders. Victoria Trauttmansdorff darf die Geschädigte spielen und wehrt sich nach Kräften, in genau diese Schublade gesteckt zu werden. Die Kraft, mit der sich ihre Figur gegen die übliche Opferrolle wehrt, verleiht ihr eine Facette, die im „Tatort“ selten zu finden ist und gibt den Ton für die gesamte Episode vor.
War „Ich hab im Traum geweinet“ ein plumper Eingriff auf die Sehgewohnheiten deutscher Krimi-Liebhaber am Sonntagabend, so ist „Rebland“ eine willkommene Ergänzung zum üblichen Mörder-Raten auf der heimischen Couch. Dafür sorgen drei gleichwertig derangierte Verdächtige, von denen jeder die Tat begangen haben könnte sowie die fast beiläufig behandelte Frage nach den Grenzen moderner Ermittlungsarbeit in Bezug auf die Auswertung menschlicher DNA.
Dass die Auflösung auf den ganz großen Twist verzichtet und letztlich beliebig wirkt, ändert nichts an der Tatsache, dass sich der Schwarzwälder „Tatort“ mit seiner neuesten Episode als willkommene Erweiterung des üblichen Tableaus rehabilitieren kann. Davon in Zukunft gerne mehr.
Die „Tatort“-Episode „Rebland“ wurde am Sonntag, dem 27. September 2020 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Kommende Woche geht es nach Berlin zu Nina Rubin und Robert Karow und dem „Tatort“„Ein paar Worte nach Mitternacht“.