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„Tatort: Angst im Dunkeln“ (Episode 1266): Kritik

„Tatort: Angst im Dunkeln“ (Episode 1266): Kritik
© Radio Bremen / Claudia Konerding

Vor einem Jahr verzettelte sich der Bremer „Tatort“ mit einem aufgesetzt wirkenden Einblick in die prekären privaten Verhältnisse von Kommissarin Liv Moormann, nun ist wieder alles im Lot. Warum der enorm spannende Reißer der bislang beste Fall seit dem Neustart an der Weser ist, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Angst im Dunkeln“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Angst im Dunkeln“?

2021 beerbten Jasna Fritzi Bauer, Luise Wolfram und Dar Salim das Bremer Erfolgsduo Lürsen und Stedefreund und konnten zunächst nahtlos an die für Bremer Verhältnisse typischen, bisweilen großspurig angelegten Räuberpistolen anknüpfen. Dann wurde aus dem Trio ein Duo und die eigentlich gut geölte Maschine geriet ins Stottern. Tiefpunkt war die an den Haaren herbeigezogene Nabelschau von Kommissarin Liv Moormann, die im vergangenen Jahr den Bogen in Sachen Glaubwürdigkeit arg überspannte. Umso erfreulicher geriet der Nachfolger, den wir an Ostermontag bestaunen dürfen.

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Das Privatleben der Kommissarinnen bleibt dankenswerterweise komplett außen vor, ein kleiner Nebensatz zur kolportierten Beziehung zwischen Linda Selb und dem aktuell in den Niederlanden beschäftigten Sonderermittler Mads Andersen reicht völlig aus und lässt den eigentlichen Kriminalfall von der ersten Minute an in den Vordergrund rücken. Da der über mindestens einen doppelten Boden verfügt und von Regisseurin Leah Striker enorm packend in Szene gesetzt wurde, können wir uns nicht nur auf den bislang besten Bremer „Tatort“ des aktuellen Teams freuen, sondern auch über einen soghaften Psychothriller, der zum Spannendsten gehört, was in der laufenden Krimi-Saison ausgestrahlt wurde. Geht es so weiter, wird für Liv Moormann und Linda Selb bald ein Platz in folgendem Video frei.

Worum geht es im „Tatort: Angst im Dunkeln“?

Survival-Shows sind nicht nur auf YouTube und Co. der letzte Schrei, sondern auch im edlen Bremer Stadtviertel Schwachhausen, wo das populäre Abenteuer am eigenen Leib erkundet wird. Die vermeintlichen Freundinnen Ayla, Viola und Marlene werden von ihren Kindern im Wald ausgesetzt und sollen auf sich gestellt den Weg zurück in die Zivilisation finden. Vom Ernst der Lage unbeeindruckt, füllen die drei Frauen ihre Koffer hauptsächlich mit alkoholischen Getränken, was den Kater im Anblick der Realität nur noch größer werden lässt.

Als Marlene Seifert tot aufgefunden wird, ist aus dem misslungenen Spaß endgültig bitterer Ernst geworden und die Kommissarinnen Moormann und Selb müssen ihre Arbeit aufnehmen. Schnell durchdringen sie die brüchige Fassade einer vorgegaukelten heilen Welt und finden heraus, dass Marlene Seifert die vielleicht meistgehasste Person in ihrer näheren Umgebung war. Doch auch Parallelen zu einem alten Verbrechen lassen besonders Linda Selb aufhorchen.

Mareks „Tatort“-Kritik: Spannung bis zum Anschlag

Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich ein Setting bearbeitet werden kann. Vor einer Woche sorgte der Brandenburger „Polizeiruf 110“ mit einer zwar edel fotografierten, aber letztlich uninspirierten Waldpartie für gediegene Langeweile, nun dient die Naturkulisse als schauriger Angelpunkt eines zur jeder Zeit fesselnden Thrillers, der die obligatorischen 90 Minuten wie im Flug vergehen lässt. Geschickt verwebt Autorin Kirsten Peters die in Rückblenden erzählten letzten Stunden im Leben des Mordopfers mit der fiebrigen Ermittlungsarbeit der Polizei, die nicht nur im abgründigen Umfeld der Toten nach Anhaltspunkten sucht, sondern auch einen ominösen Serienmörder als möglichen Täter aus dem Hut zaubert, der den ohnehin schon großen Kreis an Verdächtigen noch einmal erweitert. Wer tatsächlich hinter dem Mord steckt, ist bis zum Schluss völlig offen und heizt die Spannung bis zur überraschenden, aber plausiblen Auflösung zusätzlich an.

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Auch wenn die allerletzte Szene etwas zu dick aufgetragen ist, überzeugt der neuste Bremer „Tatort“ mit seiner horrorhaften, an Filmen wie „Blair Witch Project“ angelegten Geschichte, deren hohes Tempo dafür sorgt, dass sich kaum jemand genötigt fühlen sollte, zur Fernbedienung zu greifen. Auch der Clou, die Sympathieträgerin Inez Bjørg David als verhasstes Biest zu besetzen, funktioniert bestens und lässt sogar den prominenten Gaststar Henning Baum ein wenig in den Hintergrund rücken. Geht es in der Hansestadt in dieser Qualität weiter, können wir nur hoffen, dass nicht wieder ein ganzes Jahr vergehen muss, bis Liv Moormann und Linda Selb erneut zur Waffe greifen.

Die „Tatort“-Episode „Angst im Dunkeln“ wurde am Ostermontag, den 1. April 2024, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es  zu den Münchner Altmeistern Batic und Leitmayr und dem nicht minder spannenden, horrorhaften „Tatort: Schau mich an“.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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