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„Tatort: Gier und Angst“ (Episode 1185): Kritik

„Tatort: Gier und Angst“ (Episode 1185): Kritik
© WDR / unafilm GmbH / Elliott Kreyenberg

Kaum hat Exzentriker Peter Faber seine Mitte gefunden, schon kracht es wieder im Pott. Warum der unnötige Rückfall dennoch halbwegs packend geraten ist, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Gier und Angst“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Gier und Angst“?

Erst vor wenigen Wochen erarbeitete sich der Dortmunder „Tatort“ eine bis dato schmerzlich vermisste Ausgewogenheit zwischen konzentrierter Polizeiarbeit und privaten Befindlichkeiten. Vorbei schienen die Zeiten, in denen die freundlich ausgedrückt problematische Gemütslage aller Beteiligter so sehr auf die Spitze getrieben wurde, dass man statt mitzufiebern geneigt war, entnervt zur Fernbedienung zu greifen.

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Das Konstrukt ihres neusten Falls erinnert nun ein wenig an das 4:4 im legendären Revierderby, als der BVB in letzter Sekunde einen haushohen Vorsprung aus der Hand gab. Schreckgespenst Naldo ist diesmal allerdings nicht Peter Faber, sondern das frische Teammitglied Jan Pawlak. Dessen Vergangenheitsbewältigung folgt den ausgezehrten Mustern früherer Dortmunder Eskapaden und schickt die neu gewonnene Nüchternheit mit Schmackes auf die Reservebank. Zum Glück bleiben Boenisch und Faber aber über die vollen 90 Minuten auf dem Platz und können den kompletten Nackenschlag mit ihrer feinen Chemie verhindern. Schon komisch, dass ausgerechnet der ehemals größte Rüpel im „Tatort“-Geschäft mit seiner Sanftmut zum Retter wird.

Für Skandale müssen im „Tatort“ andere sorgen, wie ihr im Video nachschauen könnt.

Worum geht es im „Tatort“„Gier und Angst“?

Das gute alte Schneeballsystem funktioniert auch 2022 wie geschmiert. Eine große Anlegerfirma hat über Jahre mit fingierten Bauprojekten das große Geld in den eigenen Taschen verschwinden lassen, eines ihrer Opfer fürchtet nun gar um seine Existenz. Josef Micklitza wollte seinen Vermögensberater bei einem nächtlichen Treffen zur Rede stellen, fand aber nur dessen Leiche und rannte schnurstracks zur Polizei. Ein genialer Schachzug, um von sich selbst als Täter abzulenken?

Bevor sich Peter Faber einen Reim auf den seltsamen Auftritt seines Gegenübers machen kann, ist der verstörte Mann verschwunden. Eine erste Spur führt zu seinem Bruder, einer lokalen Kiezgröße im Drogenmilieu. In einem seiner Clubs kommt es dann zu einer schicksalhaften Begegnung, die den „Tatort“ in eine völlig neue Richtung lenkt. Kommissar Pawlak entdeckt seine vor einem Jahr verschwundene Ehefrau in dem zwielichtigen Etablissement und verabschiedet sich von allen Grundsätzen, die er einst in der Polizeischule gelernt hat.

Mareks „Tatort“-Kritik: Remmidemmi mit lichten Momenten

Vor zehn Jahren trat Peter Faber die Nachfolge von Horst Schimanski an und bereicherte die hiesige Fernsehlandschaft als unberechenbares Wrack um einen der schillerndsten, aber auch ambivalentesten „Tatort“-Kommissare. Der brillante Jörg Hartmann musste dabei allerdings immer wieder gegen den enormen Ballast ankämpfen, der seiner Figur auf den hageren Leib gepresst wurde. Der Tod seines Widersachers befreite die konsequent linear erzählten Dortmunder Krimis dann von ihrer schwersten Bürde und eröffnete ihrem Personal ganz neue Möglichkeiten.

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Von denen machen zum Glück sowohl Peter Faber als auch seine Kollegin Boenisch Gebrauch, deren fast schon zärtlicher Umgang miteinander nicht nur für eine wohltuende Abwechslung zum ansonsten aus den Fugen geratenen Krawall sorgt, sondern auch wirklich zu berühren weiß. Das kann man zum Glück auch von Schauspieler Rick Okon behaupten, der die um seine Figur ersponnene Räuberpistole zumindest handwerklich sauber zu meistern vermag. Wie er als wandelnder Trauerklos das Türschloss seines Youngtimers bedient, taugt durchaus zum Alleinstellungsmerkmal und lässt die darauf folgende Reise etwas weniger wie ein mit heißer Nadel gestricktes Potpourri tiefergelegter Ganovenfantasien erscheinen.

Unterm Strich bleibt der „Tatort: Gier und Angst“ ein launiger Krimi, der ein wenig wie eine Fahrt auf der Überholspur anmutet, in der zwar ständig die Lichthupe bedient wird, die schönsten Momente aber im Rückspiegel zu betrachten sind, wenn das Bremspedal zum Einsatz kommt. Da die Geschichte um Jan Pawlak am Ende immerhin zu einer Art Abschluss kommt, bleiben die Dortmunder Aussichten für 2022 ungetrübt. Das lecker Pils für die nächste Folge steht jedenfalls schon im Kühlschrank.

Die „Tatort“-Episode „Gier und Angst“ wurde am Sonntag, dem 2. Januar 2022 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es nach Rostock zum „Polizeiruf 110: Keiner von uns“, in dem Kommissar Sascha Bukow nach 12 Jahren seinen Abschied feiert

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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