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„Tatort: Gold“ (Episode 1242): Kritik

„Tatort: Gold“ (Episode 1242): Kritik
© SWR / Benoît Linder

Nachdem der „Polizeiruf 110“ in der vergangenen Woche einen fulminanten Einstieg abgeliefert hat, darf Lena Odenthal den Startschuss für den ersten frischen „Tatort“ seit knapp drei Monaten abfeuern. Warum sie das Ziel trifft, aber dennoch für Kopfschütteln sorgen dürfte, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Gold“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Gold“?

Wer sich zum Auftakt der neuen Krimi-Saison einen klassischen „Tatort“ wünscht, muss entweder eine weitere Woche warten, oder schaut am besten noch einmal den packenden „Polizeiruf 110“ des vergangenen Sonntags. Alle anderen dürfen sich mit Deutschlands dienstältester Kommissarin auf die Suche nach dem wohl ikonischsten Schatz machen, von dem jemals in unseren Gefilden fantasiert wurde. Lena Odenthals mittlerweile 78. Einsatz taucht tief in die Welt von Siegfried, Alberich und Hagen ein und verneigt sich in nahezu jeder Szene vor der Nibelungensage, die zum höchsten Kulturgut gehört, was das nördliche Europa zu bieten hat. Stilistisch würde ein solch märchenhafter Ansatz vielleicht besser nach Münster passen, geografisch gesehen liegt das Rheingold in Ludwigshafen aber schon einigermaßen treffend zum Ausbuddeln bereit. Worms!

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Um der Götterdämmerung zu folgen, muss sich zum Glück niemand ein Last-Minute-Ticket für die Festspiele in Bayreuth kaufen. Dafür sorgt der souveräne Auftritt von Ulrike Folkerts, die als Bindeglied zwischen Realität und Mythos so gelassen agieren darf, wie ihr schon lange nicht vergönnt wurde. Kein schrilles Gekeife mit ihrer Kollegin, keine unnötige persönliche Betroffenheit stehen diesem außergewöhnlichen „Tatort“ im Wege, der vielleicht als Sonderfolge an einem Feiertag besser aufgehoben wäre, unterm Strich aber weitaus gelungener ist als befürchtet.

Wann und wie Lena Odenthal dem „Tatort“ irgendwann Lebewohl sagen wird, wissen wir noch nicht. Wer zum Abschied sein Leben lassen musste, erfahrt ihr im Video.

Worum geht es im „Tatort: Gold“?

Um den Schatz der Nibelungen rangen sich so viele Mythen, dass es uns Normalsterblichen kaum möglich ist, sie alle aufzuzählen, geschweige denn zu entziffern. Auch der Banker Boris Wolter schien dem güldenen Fieber verfallen, zumindest findet die Polizei einige antike Münzen im Kofferraum seines Wagens, die darauf schließen lassen, dass sie tatsächlich aus besagter Zeit stammen könnten. Überzeugt von ihrer Echtheit ist jedenfalls der Direktor des Wormser Nibelungen-Museums, ein Exzentriker vor dem Herrn, der sein Leben gänzlich der Suche nach dem Schatz der Nibelungen verschrieben hat.

Blöd nur, dass eben jener Boris Wolter seit Tagen verschwunden ist und sicher nicht einfach nur zu viele Premium Pilsner getrunken hat. Vielmehr führen erste Spuren zu einer Weinhändlerin, die ebenfalls vom Goldrausch geblendet zu sein scheint. Als bald darauf ein dubioser Hehler erschossen wird, ist die Jagdsaison endgültig eröffnet und Lena Odenthal muss sich durch eine Welt kämpfen, in der so gut wie niemand über ein vollständig möbliertes Oberstübchen verfügt. Immerhin haben alle verbliebenen Tassen einen Goldrand.

Mareks „Tatort“-Kritik: Wer sich auf das Thema einlässt, wird belohnt

Neben den Münsteraner Kalauerkönigen sind es in der Regel die klassisch gestrickten „Tatort“-Filme, die am Sonntagabend die stärksten Quoten einfahren. Das mag natürlich an der Erwartungshaltung des Publikums liegen, ist aber zugleich ein hausgemachtes Problem. Viele der experimentell angelegten Krimis überspannen den Bogen so lange, bis am Ende nur noch diffuser Mumpitz übrig bleibt. Bestes Beispiel ist Ulrike Folkerts selbst, die sich 2017 durch die improvisierte Bruchlandung „Babbeldasch“ quälen musste, die getrost als Tiefpunkt ihrer ansonsten honorablen TV-Karriere gewertet werden kann. Die Befürchtungen, dass die Walkürisierung des neusten „Tatorts“ in einem ähnlichen Desaster enden könnte, werden allerdings schnell entkräftet.

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Wunderschön komponierte Bilder, ein phänomenaler Soundtrack sowie die einfallsreiche Inszenierung von Esther Wenger nach Vorlage von Fred Breinersdorfer und Katja Röder verwandeln die ungewöhnliche Mischung in ein erstaunlich stimmiges Ganzes, das kaum Wünsche offen lässt. Heino Ferch glänzt in der Rolle des weltfremden Museumsdirektors, der felsenfest vom Fluch des Goldschatzes überzeugt ist und steckt das gesamte Ensemble mit seiner Spielfreude an. Ihn im Vorspann nur als „Gast“ vorzustellen gleicht da fast schon einer Frechheit, ist unterm Strich aber die einzige echte Achillesferse eines so originellen wie unterhaltsamen Einstieges in die neue „Tatort“-Saison. Viele dürften das jedoch anders sehen und der Ouvertüre vorwerfen, kein richtiger Krimi zu sein. Schade eigentlich.

Der „Tatort: Gold“ wurde am Sonntag, den 3. September 2023, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream zu sehen. Als nächstes geht es nach Frankfurt am Main zu Paul Brix und Anna Janneke. Warum der „Tatort: Erbarmen. Zu spät.“ nicht nur über einen sperrigen Titel verfügt, sondern auch sonst eine recht verkopfte Angelegenheit ist, erfahrt ihr hier in der Kritik.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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