An diesem Sonntag kommt es zu einem Heimspiel für den Hamburger „Tatort“-Kommissar Thorsten Falke. In der Episode „Goldene Zeit“ ermittelt er auf dem Kiez und wird von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt. Ob das Einschalten lohnt, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik.
Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Goldene Zeit“?
Hauptkommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) ist auf St.Pauli aufgewachsen und wohnt immer noch in der Nähe der sündigen Hamburger Meile. Er kennt den Kiez wie seine Westentasche, obwohl er beruflich längst das Revier gewechselt hat. Nach seiner Zeit beim Landeskriminalamt im Hamburg ging der drahtige Kommissar zur Bundespolizei und ist mittlerweile in ganz Norddeutschland im Einsatz. In der Episode „Goldene Zeit“ darf er sich aber voll und ganz auf seine Wurzeln besinnen, denn es geht um einen Mord im Milieu, dessen „Tatort“ sich nur wenige Meter von seinen eigenen vier Wänden befindet.
An seiner Seite ermittelt einmal mehr Bundespolizistin Julia Grosz (Franziska Weisz), die im Gegensatz zu ihrem Kollegen keine sentimentalen Gefühle für die Reeperbahn hegt, auch nicht nachts um halb eins. Skeptisch beäugt sie die alten Seilschaften, die vor ihren Augen zum Vorschein kommen und macht deutlich, dass es für sie auf dem Kiez niemals goldene Zeiten gab.
Die beliebtesten „Tatort“-Teams findet ihr im Video.
Worum geht es im „Tatort“„Goldene Zeit“?
Ein 15 Jahre alter Junge aus Rumänien zittert sich durch die Hamburger Nacht. Im Morgengrauen passt er den Sohn der ehemaligen Kiez-Größe Egon Pohl vor dessen schäbiger Wohnung ab und sticht so lange zu, bis sein Opfer blutüberströmt in sich zusammensackt. Dann rennt er panisch davon und hinterlässt Spuren, die ihm später noch zum Verhängnis werden.
Falke und Grosz vermuten die Albanische Mafia als Drahtzieher hinter dem perfiden Auftragsmord. Schon lange hat sie es auf das Bordell-Imperium des Opfers und seiner Familie abgesehen. Während die Kommissare alles in Bewegung setzen, um den Jungen zu finden, taucht der abgehalfterte „Eisen-Lübke“ auf, der in der „Goldenen Zeit“ für die Sicherheit der Familie Pohl verantwortlich war. Dem jungen Falke diente Lübke einst als väterlicher Freund im Kiez, doch kann der gereifte Ermittler seinem alten Weggefährten heute noch trauen?
Mareks „Tatort“-Kritik: Stimmiger Abgesang auf den Mythos Große Freiheit
Thorsten Falke gab in seinen bisherigen „Tatort“-Einsätzen noch nie eine schlechte Figur ab, ob nun als Ermittler in der Großstadt oder in der norddeutschen Pampa. Dennoch macht dieser Fall deutlich, dass ihm der Kiez besser steht als der hochgeklappte Bürgersteig in der Provinz. Glaubwürdig bahnt sich der Kommissar seinen Weg durch eine zum Sehnsuchtsort verklärte Welt, deren „Goldene Zeit“ längst verblasst ist, wenn es sie denn überhaupt einmal gab.
Regisseurin Mia Spengler nimmt Falkes Authentizitäts-Flanke dankend an und taucht ihren Krimi in dokumentarisch anmutende Bilder, die teils mit der Handkamera an echten Schauplätzen auf der Reeperbahn entstanden. Ihr gelingt ein stimmiges Portrait einer kalten Welt, die von Clans beherrscht wird, die sich für den Mythos St.Pauli nicht im Geringsten interessieren. Dass auch der nicht zur „Goldenen Zeit“ verklärt wird, liegt an der stark gezeichneten Figur des „Eisen-Lübke“, der sich zwar als moralische Instanz wahrnimmt, letztlich aber auch nur zum gewöhnlichen Ganoven taugt.
Falkes Heimspiel ist ein rundum stimmiger „Tatort“ geworden, der darauf hoffen lässt, dass der charismatische Kommissar künftig öfter vor einer eigenen Haustür ermitteln darf. Eine erneute Sichtung des 2019 zuerst ausgestrahlten Krimis lohnt also allemal. Welche weiteren „Tatorte“ dieses Jahr als Wiederholung in der Sommerpause ausgestrahlt werden, erfahrt ihr hier.
Die „Tatort“-Episode „Goldene Zeit“ wurde am Sonntag, dem 30. Juli 2023, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar.