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„Tatort: Luna frisst oder stirbt“ (Episode 1176): Kritik

„Tatort: Luna frisst oder stirbt“ (Episode 1176): Kritik
© HR / Bettina Müller

Kaum fuhr das sonst so verlässliche Frankfurter „Tatort“-Gespann die Saisoneröffnung überraschend gegen die Wand, schon können sich Anna Janneke und Paul Brix rehabilitieren. Warum ihnen das glänzend gelingt, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „Luna frisst oder stirbt“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Luna frisst oder stirbt“?

Nach dem Motto „Friss oder stirb“ wurde uns vor zwei Monaten eine banal zusammengestrickte Entführungsgeschichte vor den Latz geknallt, die sich in etwa so anfühlte, als hätte man die berühmte Grüne Sauce plötzlich aus einem Maggigranulat gewonnen. Zum Glück wird schon in den ersten Minuten des neuen Frankfurter „Tatorts“ klar, dass die zuletzt schmerzlich vermisste Grandezza diesmal wieder frisch angesetzt wurde und nur minimale Abzüge in der B-Note zu beklagen sind.

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Wolfram Koch und Margarita Broich dürfen sich als unaufgeregtes Gespann dankenswerterweise wieder auf ein überzeugendes Drehbuch stützen, welches ihrer ganzen Klasse gerecht wird. Heimlicher Star ist allerdings ihr Assistent Jonas, der die mit Abstand besten Textzeilen auf den zotteligen Leib geschrieben bekam. Sein trockener Humor sorgt für die nötige Leichtigkeit in einer ansonsten betrüblichen Kriminalgeschichte und stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass er eben kein dekoratives Element ist, welches als Stichwortgeber im Hintergrund versauern muss.

In diese Richtung entwickelt sich hingegen leider die von der großartigen Zazie de Paris verkörperte Fanny, deren Auftritte immer willkürlicher in die Fälle ihrer Liebsten hineingeschrieben werden. Muss sie wirklich ständig zufällig dort auftauchen, wo gerade ermittelt wird? Frankfurt am Main mag zwar nur ein kleines Abziehbild von Manhattan sein, ein Dorf ist die hessische Metropole aber wohl kaum. Von daher wäre es schön, wenn auch diese Figur nicht zu einem reinen Maskottchen verblassen würde.

Für Skandale sind beim „Tatort“ andere verantwortlich, wie ihr euch im Video anschauen könnt.

Worum geht es im „Tatort“„Luna frisst oder stirbt“?

Luise Nathan ist erst 19 Jahre alt, hat aber bereits einen Roman veröffentlicht. „Luna frisst oder stirbt“ wird von der Presse gefeiert, doch wie ist es der gut situierten Tochter einer Stadträtin gelungen, so dezidiert über die Sorgen und Nöte einer Teenagerin zu schreiben, deren Leben sich im sozialen Brennpunkt hauptsächlich darum dreht, den Kühlschrank mit etwas anderem als Alkohol zu füllen?

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Nachdem ihre Leiche gefunden wird, nehmen Janneke und Brix das literarische Werk genauer unter die Lupe. Wie viel Fiktion steckt wirklich in dem Roman? In den Fokus der Ermittlungen gerät schnell Luises frühere Freundin Nellie, deren Leben erstaunlich viele Parallelen zur titelgebenden Luna aufweist. Doch auch die Fassade des Verlages beginnt zu bröckeln.

Mareks „Tatort“-Kritik: Originell erzählter Fall hält die Spannung bis zum Schluss

Auch wenn sich die etwas aufgesetzt wirkende Sprache des Romandebüts in ihren schwächsten Momenten anhört, als entstamme sie einem Poetry-Slam vom Aldi-Parkplatz, so verstehen es die Drehbuchautorinnen Katharina Bischof und Johanna Thalmann blendend, die Fiktion des Buches in das reale Geschehen ihres „Tatorts“ einzuflechten. Wenn Kommissarin Janneke zur Lesebrille greift, eröffnet sich eine Ebene, die im Gegensatz zu manch verkorkster Traumsequenz anderweitiger Krimis weder lächerlich wirkt, noch den eigentlichen Erzählfluss zum Stocken bringt.

Vielmehr funktioniert sie als Bereicherung eines exzellent vorgetragenen Falls, dessen Auflösung nicht schon auf den ersten Kapiteln durchscheint. Eine ganze Schar an Verdächtigen sorgt zudem für immer neue Wendungen, die den Spannungsbogen bis zum Finale hochhalten. Für den Pulitzerpreis reicht es am Ende zwar nicht, dennoch findet der Frankfurter „Tatort“ dank seiner originell erzählten und durch die Bank überzeugend dargebotenen Geschichte wieder in die gewohnte Spur. Wenn die in Zukunft weiter gehalten werden kann, brauchen wir uns um Anna Janneke und Paul Brix keine Sorgen mehr zu machen. Der Bembel ist jedenfalls wieder gefüllt.

Die „Tatort“-Episode „Luna frisst oder stirbt“ wurde am Sonntag, dem 31. Oktober 2021 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes feiern die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr in der Episode „Dreams“ ihr dreißigjähriges Dienstjubiläum.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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