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„Tatort: Marlon“ (Episode 1200): Kritik

„Tatort: Marlon“ (Episode 1200): Kritik
© SWR / Christian Koch

Nachdem die Formkurve in Ludwigshafen zuletzt deutlich nach oben zeigte, kann auch der neueste Fall von Lena Odenthal über weite Strecken überzeugen. Über welche Schwächen das bittere Drama dennoch stolpert, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Marlon“.

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Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„Marlon“?

Viel zu lange mussten wir mit ansehen, wie sich Deutschlands dienstälteste „Tatort“-Kommissarin im schrillen Gekeife mit ihrer neuen Partnerin aufrieb und schließlich zum mit Obst werfenden Pubertier verzwergt wurde. Im vergangenen Jahr rissen sich Lena Odenthal und Fallanalytikerin Johanna Stern dann endlich am Riemen und lieferten mit dem wohltuend schnörkellosen Krimi „Der böse König“ ihren bis dato besten gemeinsamen Fall ab.

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Zum Glück schlägt auch der Nachfolger in eine ähnliche Kerbe und es wird dankenswerterweise erneut in Zimmerlaustärke ermittelt. Alles andere wäre ob seiner brisanten Geschichte auch völlig fehl am Platz, schließlich gilt es, den Mord an einem Achtjährigen aufzuklären, dessen Tod auf erschreckend ambivalente Reaktionen in seinem Umfeld stößt, zumal er in seinem kurzen Leben nicht nur Opfer, sondern auch Täter war.

Die 11 beliebtesten „Tatort“-Teams aus über 40 Jahren TV-Geschichte könnt ihr euch im Video anschauen:

Worum geht es im „Tatort“ „Marlon“

Nur der schulinterne Sozialarbeiter wirkt, als sei er vom gewaltsamen Tod seines Schützlings wirklich emotional betroffen, selbst bei seinen Eltern scheint die schiere Erschöpfung die Trauer zu überdecken. Die unkontrollierten Gewaltausbrüche des jungen Marlon brachten so ziemlich alle an ihre Grenzen, auch sein bester und einziger Freund Pit wurde wenige Tage vor dem Mord zu einem seiner Opfer.

Lena Odenthal und Johanna Stern mangelt es bei ihren Ermittlungen entsprechend nicht an Motiven, doch wer hat tatsächlich die Nerven verloren und den erst Achtjährigen die Treppe hinuntergestoßen?

Mareks „Tatort“-Kritik: Eindringliches Drama überzeugt trotz Schwächen

2019 gelang der Braunschweiger Filmemacherin Nora Fingscheidt mit dem Sozialdrama „Systemsprenger“ ein Überraschungshit, der ihr sogar den Weg nach Hollywood ebnete. Drei Jahre später erzählen Karlotta Ehrenberg und Isabel Braak eine vergleichbare Geschichte, gehen dabei aber noch ein Stück weiter.

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Wie die neunjährige Benni ist auch Marlon ein Kind, welches sein Umfeld mit ständigen Gewaltausbrüchen heillos überfordert, im Gegensatz zur Systemsprengerin aus dem Kino wird der Schüler im Ludwigshafener „Tatort“ allerdings am Ende selbst zum Opfer. Das ist natürlich alles andere als leichte Kost, auch weil der Finger in die wohl unangenehmste Wunde von allen gelegt wird. Neben der Trauer um den Tod des Jungen schwingt in seinem Umfeld eine gewisse Erleichterung mit, was nicht nur Eltern bei der Sichtung des Krimis zu schaffen machen dürfte.

Präzise und eindringlich gerät gerade diese unbequeme Ambivalenz zum Herzstück eines bitteren Dramas, das sich mit der plumpen Darstellung des Vaters von Marlons Mitschülerin Madita hingegen keinen Gefallen tut. Seinen Charakter ins Schurkenhafte zu ziehen, nur weil er die von der Schule auf Biegen und Brechen betriebene Inklusion des Jungen in Frage stellt, ist dann doch eine grobschlächtige Abkehr einer sonst überzeugend feinsinnig gesponnenen Geschichte, die nur zum Ende hin mit einer holprigen und überraschend vorhersehbaren Auflösung enttäuscht. Frei von Schwächen ist der neuste Ludwigshafener „Tatort“ also nicht, als sehenswertes Drama über ein oftmals tabuisiertes Thema sei ihm aber dennoch ein reges Publikumsinteresse gewünscht.

Die „Tatort“-Episode „Marlon“ wurde am Sonntag, dem 8. Mai 2022 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream zu sehen. Als nächstes geht es nach München zum „Polizeiruf 110“ und der Episode „Das Licht, das die Toten sehen“.

„Tatort“-Quiz: Wie gut kennt ihr den Krimi-Dauerbrenner wirklich?

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