Auf die Kölner Routiniers Ballauf und Schenk ist einmal mehr Verlass. Ihr neuster Einsatz ist sowohl ein klassisch gestrickter Krimi als auch eine überzeugende Milieustudie aus der Parallelwelt eines Eros-Centers. Falls ihr euch fragen solltet, woher ihr den Geschäftsführer der Räumlichkeiten kennen könntet, seid ihr hier genau richtig.
Konsequent aus der Sicht der Frauen erzählt gewährt uns der neuste Kölner „Tatort: Siebte Etage“ einen glaubwürdigen Einblick in den Alltag von Prostituierten in einem Eros-Center, in dem sie vermeintlich freiwillig und selbstbestimmt ihrer Arbeit nachgehen. Zumindest versucht Vermieter Gerald Kneissler, dieses Bild der Polizei zu vermitteln, nachdem der ungeliebte Haustechniker aus dem Fenster gestoßen wurde. Gespielt wird er von André Eisermann, den viele vor allem aufgrund von zwei Kinofilmen aus den 1990er-Jahren kennen dürften. Warum nicht nur sein Auftritt in der „Siebten Etage“ gelungen ist, erfahrt ihr hier in der ausführlichen Kritik.
Die Eltern von André Eisermann, der 1967 in Worms das Licht der Welt erblickte, betrieben einen Rummelplatz, sodass der spätere Schauspieler bereits als Kind eine eigene Büchsenwurfbude betrieb. Seine Ausbildung absolvierte er dann zwischen 1988 und 1992 an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule, bevor er ein Engagement an den Münchner Kammerspielen ergattern konnte. Bereits 1991 feierte er in der Komödie „Go, Trabi, Go“ sein Debüt vor der Kamera.
Es folgten zwei Spielfilme, die wohl bis heute zu den bekanntesten Arbeiten von André Eisermann zählen. 1993 spielte er im gleichnamigen Film von Peter Sehr die Titelrolle des „Kaspar Hauser“, für die er unter anderem den Deutschen Filmpreis erhielt. Die Produktion war auch international erfolgreich und machte Regisseur Joseph Vilsmaier auf ihn aufmerksam. Der besetzte André Eisermann neben Ben Becker als Hauptdarsteller seiner Romanverfilmung „Schlafes Bruder“, einer düsteren Mischung aus Tragödie und Heimatfilm, die ebenfalls ein großer Erfolg war und für den Golden Globe nominiert wurde.
André Eisermann war vor einem Jahr zuletzt im „Tatort“ zu sehen
Nach seinem großen Erfolg Mitte der 1990er-Jahre wurde es ruhiger um André Eisermann, der 2015 in einem Interview mit der Berliner Zeitung offen darüber sprach, zu der Zeit nicht immer die besten Entscheidungen getroffen zu haben. Auf der Bühne ging es für den Schauspieler dennoch weiter, hin und wieder kamen auch Auftritte im deutschen Fernsehen dazu. In Michael Hanekes Kafka-Verfilmung „Das Schloss“ spielte er den Barnabas, für den „Tatort“ stand er ebenfalls vor der Kamera, etwa in der Episode „Gesang der toten Dinge“ aus München. Im vergangenen Jahr war André Eisermann Teil des Ensembles in der Ludwigshafener Nibelungen-Hommage „Gold“ mit Ulrike Folkerts.
„Schlafes Bruder“ ist derzeit leider bei keinem Streamingdienst zu sehen, eine DVD könnt ihr euch aber immerhin bei Amazon bestellen.
Neben André Eisermann haben über die Jahre viele weitere Gaststars dem „Tatort“ einen Besuch abgestattet, wie ihr im Video erfahrt:
Der „Tatort: Siebte Etage“ wird am Sonntag, dem 24. November 2024 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar.