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„Polizeiruf 110: An der Saale hellem Strande“ (Episode 391): Kritik

„Polizeiruf 110: An der Saale hellem Strande“ (Episode 391): Kritik
© MDR / filmpool fiction / Felix Abraham

Kaum feierte der „Tatort“ seinen 50. Geburtstag, schon darf auch sein Pendant anstoßen und macht dabei alles anders als sein vermeintlich größerer Bruder aus dem Westen. Warum der neuste „Polizeiruf 110“ ein Geschenk für alle Krimifans ist, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur Episode „An der Saale hellem Strande“.

Welche Kommissare ermitteln im „Polizeiruf 110“„An der Saale hellem Strande“?

2015 lieferte Theaterstar Peter Kurth im Kino eine Glanzvorstellung ab, die wohl jedem im Gedächtnis geblieben ist, der sich das Drama „Herbert“ angeschaut hat. Für seine Darstellung eines an Muskelschwund erkrankten Boxers gewann er völlig zurecht den Deutschen Filmpreis und hätte sich eigentlich auch einen Oscar in die heimische Vitrine stellen müssen.

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Sechs Jahre sind seit dem Triumphzug vergangen, in denen sich die Wege des Schauspielers immer wieder mit denen seines Regisseurs Thomas Stuber kreuzten. So auch in ihrem ersten Einsatz für den „Polizeiruf 110“, welcher einmal mehr ihre unverkennbare Handschrift trägt. Trockener Witz und feine Figurenzeichnung treffen auch diesmal auf einen bisweilen herben Realismus, der jeglichen Ansatz einer aufgesetzten Actionsequenz im Keim erstickt.

Dass Peter Kurths Kommissar Henry Koitzsch mit seiner Lederjacke, der viel zu kleinen Lesebrille auf dem markanten Gesicht und der überraschend sanftmütigen Stimme auch optisch an den abgehalfterten Boxer vor seinem körperlichen Verfall erinnert, macht die Zeitenwende an der Saale nur umso deutlicher. Das gemütliche Kaffeekränzchen seiner so sympathischen wie betulichen Vorgänger Schmücke und Schneider ist endgültig beendet.

Wenn der Hallenser „Polizeiruf 110“ so weiter macht, müssen wir unser „Tatort“ -Video um eine Rubrik erweitern.

Worum geht es im „Polizeiruf 110“„An der Saale hellem Strande“?

Vor drei Monaten wurde Uwe Baude vor seiner Haustür erstochen, doch die Ermittlungen der Polizei liefen ins Leere. Nun liegt der Fall auf dem Schreibtisch der Kommissare Koitzsch und Lehmann (Peter Schneider), denen nur noch eine einzige Möglichkeit bleibt, Licht ins trübe Dunkel an der Saale hellem Strande zu bringen.

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Dank einer Funkzellenauswertung wissen sie immerhin, wer sich in der Mordnacht in der Nähe des Tatorts aufgehalten hat. Nachdem alle Betroffenen eine Vorladung erhalten haben, trudelt nach und nach ein imposantes Sammelsurium an schillernden bis gescheiterten Existenzen im Kommissariat ein, deren Aussagen sich allerdings nur schwer zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenpuzzeln lassen.

Mareks „Polizeiruf 110“-Kritik: So geht Jubiläum

Ausgerechnet bei der Kür bricht das Eis unter den Kufen des „Tatorts“ in schöner Regelmäßigkeit ein. Zum Glück tappt der „Polizeiruf 110“ zu seinem 50. Geburtstag nicht in die Falle, einfach zwei unterschiedliche Teams aufeinander loszulassen in der Hoffnung, dass sie schon irgendwie miteinander harmonieren werden.

Vielmehr gelingt Autor Clemens Meyer eine elegante Hommage an die Anfänge der Reihe, als Leutnant Thomas Grawe noch im Arbeiter-und-Bauern-Staat ermittelte und sich einen Namen als Schimanski des Ostens machen konnte. Folgerichtig darf sein Darsteller Andreas Schmidt-Schaller noch einmal in seine berühmteste Rolle schlüpfen und den altgedienten Kommissar als Ratgeber im Rentenalter verkörpern.

Neben dem gelungenen Gastauftritt überzeugt vor allem die Tonalität des Halleschen Neuanfangs, die sich an den präzisen Milieustudien der frühen „Polizeiruf 110“-Folgen orientiert und auf jeglichen Krawall verzichtet. Hier wird niemand aus Wohnungen oder Fahrzeugen zur Vernehmung gezerrt, die Verdächtigen öffnen einfach einen Brief mit ihrer Vorladung und fahren mit dem Bus aufs Revier.

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So viel Normalität flimmerte schon lange nicht am Sonntagabend über die bundesdeutschen Bildschirme, was aber keinesfalls zur Folge hat, dass auch nur ein Quäntchen Langeweile aufkommen könnte. Dafür sorgen neben dem überragenden Personal einige wohl dosiert eingestreute Kneipenbesuche, in denen wir die Menschen hinter den Kommissaren näher kennenlernen dürfen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie uns und dem „Polizeiruf 110“ noch lange erhalten bleiben.

Die „Polizeiruf 110“-Episode„An der Saale hellem Strande“ wurde  am Sonntag, dem 30. Mai 2021 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. 

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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