Dass „The Boys“ auf einer Comicreihe basiert, ist kein Geheimnis. Ganz so genau nimmt es Amazon mit der Umsetzung der Vorlage aber nicht.
Mit dem erschreckenden Ende von „The Boys“ Staffel 4 arbeitet die Amazon-Serie langsam, aber sicher auf einen großen Showdown zwischen Supes und Menschheit hin. Derweil muss sich Butcher (Karl Urban) den Folgen seines Temp-V-Missbrauchs stellen. Sein bevorstehendes Schicksal teilt er mit einem kuscheligen Versuchskaninchen, das er mitleidig aus seinem Laborkäfig befreite. In der Comicvorlage von Garth Ennis und Darick Robertson ist das Tier allerdings nicht ganz so harmlos – und nicht ansatzweise so niedlich.
In der Episode „Die Gefahren des Landlebens“ verschlug es Butcher und Co. zu Stan Edgars (Giancarlo Esposito) Landhaus, in dessen Keller Victoria Neumans (Claudia Doumit) Verbündete am sogenannten Godolkin-Virus forschten. Als die Boys das Labor betraten, fehlte von den Wissenschaftlern allerdings jede Spur. Einzig ein Kaninchen mümmelte in seinem Käfig unschuldig vor sich hin.
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Das Tier musste als Versuchsobjekt herhalten, wie die mit Temp V verbundene Kanüle in seiner Pfote verriet. Mit Bedauern im Blick entfernte Butcher den Zugang und ließ das Tier davon hoppeln. Wer die Szene bei Prime Video aufmerksam verfolgt hat, wird sicherlich das Namensschild am Käfig zur Kenntnis genommen haben: Mr. Fuzzy Buzzy.
Dabei handelt es nicht etwa um einen willkürlichen Namen, sondern um eine Art Hommage an die „The Boys“-Comics. In der Vorlage, genauer in Ausgabe #60, ist es allerdings kein Kaninchen, das diesen Namen trägt, sondern ein Vielfraß (ja, das Tier gibt es wirklich). Und der sorgt für deutlich mehr Chaos als Butchers kuscheliger Kumpel…
Das ist euch noch nicht schräg genug? Dann sind es sicherlich die Szenen im Video:
Im „The Boys“-Original: Mr. Fuzzy Buzzy zerfleischt den Präsidenten
Wir erinnern uns: Auf der Suche nach Sameer (Omid Abtahi) vernahm Butcher Rascheln aus einem Gebüsch. Als er sich von der Gruppe abwendete, erblickte er dort das zuvor gerettete Kaninchen. Es hatte Schwierigkeiten zu atmen und wurde schließlich von innen heraus durch Tentakeln zerfetzt. Ausgelöst haben dieses Schicksal die Versuche mit Temp V, weshalb Butcher nun fürchtet, zeitnah auf einem ähnlichen Weg das Zeitliche segnen zu müssen. Mit einem kräftigen Tritt erlöste er Mr. Fuzzy Buzzy.
Ganz so einfach ist der gleichnamige Vielfraß aus den Comics nicht zu erledigen. Während das Kaninchen keinen größeren Schaden angerichtet hat, folgt das Raubtier aus der Vorlage seinen Instinkten – nur eben auf deutlich brutalere und krassere Weise. Bei einer Haustier-Vorführung fällt Mr. Fuzzy Buzzy im Original den Präsidenten Robert Schaefer an und frisst ihm das Gesicht vom Leib. Infolge von Schaefers äußerst blutigem Tod nimmt Vizepräsident Victor Neuman dessen Machtposition ein.
Die entsprechende Szene findet ihr im sechsten und finalen Comicbuch. Kleiner Tipp am Rande: Mit einem Prime-Abo könnt ihr euch die kostenlose Leseprobe zu Gemüte führen, in der Mr. Fuzzy Buzzys Angriff Bild für Bild zu sehen ist:
Amazon weicht von „The Boys“-Vorlage ab – zum Glück
Schaefer und Victor kommen nicht 1:1 in der Amazon-Serie vor. Die Ähnlichkeit der Namen und ihrer Regierungspositionen deuten aber darauf hin, dass Robert Singer (Jim Beaver) und Victoria Neuman das Pendant zu jenen Comic-Charakteren sind. Zu Singers Glück hat Amazon die Handlung um Mr. Fuzzy Buzzy deutlich entschärft; andernfalls hätte er an dieser Stelle den Serientod sterben müssen.
Zwar steht in der finalen Episode tatsächlich ein von Homelander und Sage (Susan Heyward) geplantes Attentat auf Präsident Singer im Fokus – das kann jedoch von den Boys vereitelt werden. Durch einen Skandal um Neuman büßt Singer dennoch sein Amt als Staatsoberhaupt ein; immerhin muss er das aber nicht mit dem Leben bezahlen.
Die Abweichung von der Vorlage war rückwirkend betrachtet wohl eine weise Entscheidung. Wenige Tage vor der Ausstrahlung der achten und letzten Episode der vierten Staffel wurde tatsächlich ein Attentat auf US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump verübt, bei dem ein Zivilist sowie der Täter zu Tode kamen (via Tagesschau). Infolgedessen veröffentlichte Prime Video folgendes Statement via Instagram:
„Das Staffelfinale von ‚The Boys‘ enthält Szenen fiktiver politischer Gewalt, die einige Zuschauer als beunruhigend empfinden könnten, insbesondere angesichts der Verletzungen und des tragischen Verlusts von Menschenleben, die das Attentat auf den ehemaligen Präsidenten Trump gefordert hat.
Bei ‚The Boys‘ handelt es sich um eine fiktive Serie, die im Jahr 2023 gedreht wurde, und jegliche Ähnlichkeiten zwischen Szenen oder Handlungssträngen und diesen realen Ereignissen sind zufällig und unbeabsichtigt.
Amazon, Sony Pictures Television und die Produzenten von ‚The Boys‘ lehnen jegliche Art von Gewalt in der realen Welt strikt ab.“
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