Es hat eben seine Vorteile, wenn man zum selben Unternehmen gehört: „The Boys“ konnte jetzt einer der besten Prime-Video-Serien in Staffel 4 die Ehre erweisen.
– Achtung: Es folgen Spoiler für Staffel 4, Folge 2 von „The Boys“! –
Nach zwei Jahren Pause meldet sich „The Boys“ endlich zurück. Die vierte Staffel setzt dabei nicht nur den Kampf zwischen Billy Butcher (Karl Urban) und Co. gegen Homelander (Anthony Starr) fort, Fans dürfen sich natürlich auch über einige neue Figuren freuen. Für viel Trubel dürfte vor allem die klügste Person der Welt sorgen: Sage (Susan Heyward), die für ihren Plan eine weitere neue Gegenspielerin für die Boys rekrutiert hat: Firecracker (Valorie Curry), die mit Verschwörungstheorien Bekanntheit in entsprechenden Kreisen erlangte.
In Folge 2 namens „Unter Patrioten“ verschlägt es Butcher und Co. gar zur TruthCon, wo allerlei geistiger Müll verbreitet wird. Die Boys belauschen dabei unter anderem ein Gespräch zwischen Sage und Firecracker, die ein Treffen vereinbaren. Als die Boys dort auftauchen, müssen sie jedoch feststellen, dass sie in eine Falle gelockt wurden. Der anschließende Kampf eskaliert in typischer „The Boys“-Manier, was für Fans einer der besten Prime-Video-Serien eine besondere Überraschung bereithält.
Denn die kämpfenden Supes sowie MM (Laz Alonso) und Frenchie (Tomer Capone) landen in ihrem Eifer in einem benachbarten Konferenzraum – und sprengen dadurch eine gerade stattfindende Bat Mitzvah. Hier zahlte es sich aus, dass „The Boys“ eine Prime-Video-Serie ist, denn die Verantwortlichen konnten so ein Amazon-Easter-Egg einbauen: Die Bat Mitzvah hat das Thema „The Marvelous Miss Rachel“ in Anspielung an die gefeierte Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“.
Die hat es nicht ohne Grund in unsere Empfehlungen geschafft:
Darum solltet ihr euch „The Marvelous Mrs. Maisel“ ansehen
Wenn ihr die Comedy-Serie von „Gilmore Girls“-Schöpferin Amy Sherman-Palladino nicht kennt, nutze ich diese Chance gerne, um sie euch wärmstens ans Herz zu legen. „The Marvelous Mrs. Maisel“ handelt von der titelgebenden Midge Maisel (Rachel Brosnahan), die entdeckt, dass ihr Mann eine Affäre hat – und daraufhin beschließt, eine Stand-up-Karriere zu starten. Da die Serie in den 1950er-Jahren beginnt und Midge aus einer jüdischen Familie stammt, legen ihre Familie und die Gesellschaft ihr allerlei Steine in den Weg. Die Comedian lässt sich davon aber nicht beirren und arbeitet weiter an ihrem Durchbruch, der in typischer „Gilmore Girls“-Manier mit zahllosen pfiffigen Dialogszenen und verdammt witzigen, skurrilen Situationen garniert ist.
Falls euch meine Worte, dass hier ein Serien-Highlight auf euch wartet, noch nicht überzeugen: „The Marvelous Mrs. Maisel“ hält derzeit auf Rotten Tomatoes eine Kritiker*innenwertung von satten 90 %, das Publikum zeigt sich mit 84 % ähnlich begeistert. Da „The Boys“ ja nach der dritten Folge eh wöchentlich mit nur einer neuen Episode nachlegt, habt ihr jetzt die perfekte Gelegenheit, gleich auf Prime Video zu bleiben und „The Marvelous Mrs. Maisel“ eine Chance zu geben.
„The Boys“ hält sich erneut nicht zurück – im Gegenteil
Dass sie bislang mein Staffel-Highlight ist, liegt nicht nur an der unverhofften „The Marvelous Mrs. Maisel“-Anspielung an sich. „The Boys“ bleibt sich hier einmal mehr treu und schlägt in gekonnter Manier über die Strenge. So stürmt unter anderem auch Firecrackers Gehilfe Splinter (Rob Benedict) die Bat Mitzvah. Da er sich teilen und damit Duplikate von sich erschaffen kann, dabei aber seine Kleidung zerrissen wird, tauchen entsprechend viele ältere nackte Männer plötzlich auf der Feier für die jüdische Teenagerin Rachel auf, was an sich bereits ein groteskes Bild ergibt.
Der anschließende Kampf ist in typischer „The Boys“-Manier blutig und brutal, doch dass die Serie nicht nur einfach auf Gewalt setzt, sondern etwas zu sagen hat, beweist sie mit der satirischen Einlage von Firecracker. Diese streamt mitten in der Szene live an ihre Follower*innen und faselt davon, dass sie hier einen „zionistischen Geheimbund“ infiltriert habe. Der „Beweis“? Ein Pappaufsteller von Tony Shalhoubs „The Marvelous Mrs. Maisel“-Charakter Abe, der Midges Vater in der Serie verkörperte. Wer die Comedy-Serie kennt, dürfte hier äußerst amüsiert gewesen sein, denn die Vorstellung, dass gerade der notorische und etwas eigene Abe als Beweis für die Tätigkeit eines „zionistischen Geheimbunds“ dient, ist schon äußerst lachhaft.
Wenn ihr das „The Boys“-Original kennenlernen wollt, seid ihr hier richtig:
„The Boys“ trifft hierbei jedoch mit seiner Satire einmal mehr ins Schwarze, denn vielen Verschwörungstheorien liegt eine antisemitische Agenda zugrunde, die an irgendwelche „zionistischen Geheimbünde“ glauben, die das Kapital und die Welt im Geheimen kontrollieren würden. Es ist natürlich kein Zufall, dass ausgerechnet Firecracker solch einen Unsinn von sich gibt, denn ihr ganzer Erfolg beruht darauf, solchen ausgedachten Unsinn an Rechte zu verkaufen, wo die Verschwörungsmythen verfangen.
Showrunner Eric Kripke hatte erst kurz vor dem Start von „The Boys“ Staffel 4 klargestellt, dass ihm die von bestimmten Leuten geäußerte Kritik, die Serie wäre zu „woke“, völlig egal ist, da er mit den satirischen Elementen eben seine Sorgen und Meinungen verdeutlichen will. Sein Versprechen, er werde sich nicht ändern und nicht zurückhalten, wird bereits in diesen ersten Folgen eingehalten – dank einer gekonnt genutzten Anspielung auf „The Marvelous Mrs. Maisel“.
Wie gut kennt ihr euch bei „The Boys“ aus? Unser Quiz stellt euer Gedächtnis auf die Probe: