Staffel 4 der Superheld*innen-Satire „The Boys“ ist endlich gestartet. Auf einen häufig geäußerten Kritikpunkt von einem bestimmten Teil des Publikums reagierte der Serienschöpfer schon zuvor eindeutig.
„Fight Club“, „Breaking Bad“, „BoJack Horseman“: Es gibt etliche Titel, bei denen vor allem männliche Zuschauer Probleme damit zu haben scheinen, die Guten von den Bösen zu trennen. Noch heute werden Tyler Durden (Brat Pitt), Walter White (Bryan Cranston) und etliche andere Figuren als Helden gefeiert und verehrt. Obwohl man meinen müsste, dass die Geschichte sie ziemlich klar als Schurken, schlechte Personen oder zumindest Antihelden dargestellt hat.
Zu beobachten ist das auch bei Homelander (Anthony Starr) aus „The Boys“, der als faschistischer, psychopathischer Mix aus Superman und Captain America wenig als Vorbild taugt. Müsste man zumindest meinen. Etliche Reaktionen im Internet wecken leider einen anderen Eindruck. Erstaunlich ist auch, dass der Amazon-Hit „The Boys“ gerade in späteren Staffeln als „woke“ beleidigt wurde, obwohl von Anfang klar gewesen sein sollte, was und wen die Superheld*innen-Serie satirisch darstellt und wo sie sich selbst politisch verortet.
Vor dem Start von „The Boys“ Staffel 4 wurde Serienschöpfer Eric Kripke jetzt im Interview mit The Hollywood Reporter erneut gefragt, wie er auf die Kritik reagiere, man sei zu „woke“. Seine Antwort fiel eindeutig aus:
„Ich habe ganz klar eine Sichtweise und ich scheue mich nicht davor, diese Sichtweise in der Serie zu zeigen. Alle, die die Serie als ‚woke‘ oder was auch immer bezeichnen wollen – das ist okay. Schaut euch etwas anderes an. Aber ich werde mich bestimmt nicht zurückhalten oder mich für das, was wir tun, entschuldigen. Manche Zuschauer*innen denken, Homelander sei der Held. Was sagst du dazu? Die Serie ist sehr vielseitig. Aber Subtilität gehört nicht dazu. Wenn das also die Botschaft ist, die sie daraus ziehen, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.“
Was euch in der neuen Staffel erwartet, verrät der folgende Trailer:
Darum schafft es „The Boys“, tagesaktuell zu wirken
Einen gesellschaftlichen Wandel mit seiner Serie auszulösen, erhofft sich Eric Kripke allerdings nicht. Auf die Frage, ob man mit Satire Einfluss ausüben könne oder dies mehr als Mittel der Verarbeitung für die Leute dient, die es machen und sehen, antwortete er folgendermaßen:
„Es ist Katharsis. Ich mache mir keine Illusionen über meinen Job. Ich bin irgendwo zwischen einem Schausteller und einem Hofnarren. Ich bin nicht besonders selbstverliebt, also weiß ich nicht, ob das jemals die Meinung ändern wird. Wenn es das tut, wäre das fantastisch. Ich bin ein großer Befürworter des Genres – des guten Genres, dem nicht genug Respekt gezollt wird. Durch die Metapher der Superheld*innen oder des Weltraums oder was auch immer kann man subversive Dinge sagen, mit denen man in den meisten reinen Dramen niemals durchkommen würde.“
Dass die Satire ihren Platz hat und wohl auch immer haben wird, macht Kripke auch in seiner Antwort auf die Frage deutlich, wie es „The Boys“ immer wieder schafft, mit seinen Themen tagesaktuell zu wirken:
„Das passiert jetzt fast in jeder Staffel und wir schreiben sie manchmal fast zwei Jahre vor der Ausstrahlung und wieder stellen wir fest, dass die Nachrichten genau das widerspiegeln, worüber wir sprechen. Es ist kein Spoiler, wenn ich sage, dass in der ersten Folge [der vierten Staffel] Homelander vor Gericht steht. Eine große Sorge ist: ‚Kann man jemanden, der so mächtig ist, für ein Verbrechen verurteilen?‘ Und was bedeutet das für die verschiedenen Unterstützer*innen oder die Leute, die gegen ihn protestieren? Wusste ich, dass dies während Trumps Prozess herauskommen würde? Nein, natürlich nicht. Aber wir schreiben, wovor wir entweder Angst haben oder worüber wir sauer sind. Jemand fragte mich letztes Jahr, ungefähr zu Beginn der dritten Staffel: ‚Wie könnt ihr so vorausschauend sein, wenn es um Polizist*innen und übermäßige Polizeipräsenz in Schwarzen-Vierteln geht?‘ Nun, das ist seit über 100 Jahren ein Problem. Es war schon vor fünf Jahren ein Problem und leider wird es auch in fünf Jahren noch ein Problem sein. Es ist immer die gleiche Scheiße.“
Wer also nach drei Staffel noch nicht mitbekommen hatte, wofür „The Boys“ steht, sollte nach diesen Aussage von Eric Kripke hoffentlich ein Stückchen schlauer sein. Staffel 4 von „The Boys“ startete am 13. Juni 2024 mit drei Folgen exklusiv auf Prime Video. Ab jetzt erwartet uns wöchentlich eine weitere Episode bis einschließlich dem 18. Juli.