„The Idol“ sorgte bereits vor dem Serienstart für jede Menge Wirbel. Damit ist jetzt Schluss, denn eine zweite Staffel wird es nicht geben.
In der Drama-Serie „The Idol“ präsentierten uns „Euphoria“-Schöpfer Sam Levinson und Popstar The Weeknd die Geschichte von Sängerin Jocelyn (Lily-Rose Depp), die sich nach einem Nervenzusammenbruch zurück an die Spitze der Charts kämpfen wollte – und dabei eine verheerende Bekanntschaft eingeht. Allerdings werden wir nicht erfahren, wie ihre Karriere und die Affäre mit dem zwielichtigen Clubbesitzer Tedros (Abel „The Weeknd“ Tesfaye) nach dem Season-Finale weitergeht. HBO hat verkündet, dass „The Idol“ Staffel 2 nicht kommen wird.
„The Idol“ war bereits vor dem Start skandalumwittert. Mehr Details zur Kritik an der Serie findet ihr im Lesetipp:
„The Idol“ Staffel 2 kommt nicht: HBO setzt die Skandal-Serie ab
Bereits kurz nach Serienstart machten Gerüchte die Runde, dass „The Idol“ nach den fünf Episoden der ersten Season abgesetzt worden sei. HBO dementierte dies damals in einem Post auf X (ehemals Twitter). Nun hat der US-Sender der Skandal-Serie aber doch den Stecker gezogen, wie The Wrap berichtet. So heißt es in einem offiziellen Statement (via The Wrap):
„’The Idol‘ war eine der provokantesten HBO-Serien und wir freuen uns über die starke Publikumsresonanz. Nach reiflicher Überlegung haben sowohl HBO als auch die Macher und Produzent*innen beschlossen, keine zweite Staffel zu produzieren. Wir sind den Machern, der Besetzung und der Crew für ihre unglaubliche Arbeit dankbar.“
Neben den Fans hoffte eigentlich auch Cast-Mitglied Da’Vine Joy Randolph („Only Murders in the Building“) auf eine Fortsetzung. Gegenüber Variety ließ sie noch im Juni 2023 verlauten:
„Ich denke, alle haben die Absicht, eine zweite Staffel zu machen. Das war nie als Miniserie geplant. Noch ist nichts offiziell, aber HBO ist ziemlich glücklich.“
In Anbetracht der Publikumszahlen wundert es tatsächlich, dass sich HBO gegen „The Idol“ Staffel 2 entschieden hat. Laut The Wrap und Variety legte die Produktion mit 3,6 Millionen Zuschauer*innen innerhalb der ersten Woche immerhin einen besseren Start hin als die HBO-Erfolgstitel „Euphoria“ und „The White Lotus“. Beide Formate können mittlerweile zwei Staffeln vorweisen (die ihr übrigens bei WOW streamen könnt), eine dritte ist jeweils in Planung. Dennoch ist für „The Idol“ schon zuvor das Ende gekommen.
Keine zweite Staffel von „The Idol“: Diese Fragen bleiben offen
– Achtung: Es folgen Spoiler zu Staffel 1 von „The Idol“ –
Das Finale von „The Idol“ lässt uns mit einem Cliffhanger zurück, dessen Ausgang uns vermutlich für immer verborgen bleibt: Joss steht beim Auftakt-Konzert ihrer Tour zum ersten Mal seit ihrem Zusammenbruch vor zehntausenden Fans auf der Bühne und begrüßt ihre Anhänger*innen mit „Hallo, Angels“. Wie die Reaktion des Publikums ausfällt und ob sie mit der Premiere einen Triumph feiern kann, erfahren wir nicht.
Daraufhin bezeichnet Joss ihre Fans als ihre Familie – und Tedros als die Liebe ihres Lebens. Nun holt sie ihn auf die Bühne: „Ich will, dass du meine Familie kennenlernst.“ Als er etwas schüchtern dazustößt, küsst sie ihn vor versammelter Mannschaft leidenschaftlich. Was ihre Fans zu Begeisterungsstürmen hinreißt, sorgt bei ihrem Management nur für Entsetzen. Ob ihre Crew auch nach dieser Aktion noch hinter ihr stehen oder sich von ihr abwenden würde, steht wohl für immer in den Sternen… Ebenso unklar bleibt, ob Tedros seinen neu gewonnenen Platz im Scheinwerferlicht dazu benutzt, seinen zweifelhaften Kult weiter voranzutreiben – und, ob er sich damit zufriedengibt, dass Jocelyn im Beziehungsmachtkampf die Oberhand gewonnen hat.
Leider findet ihr „The Idol“ auf Netflix nicht, dafür aber die romantischen Filme aus unserem Video:
„The Idol“: Kritik ist berechtigt – mit Ausnahme der dritten Folge
Schon vor dem Start der neuen Serie von „Euphoria“-Macher Sam Levinson und Popstar Abel „The Weeknd“ Tesfaye gab es eine Menge Kritik. Mitarbeitende am Set beklagten chaotische Zustände und die Produktion wurde kurz vor Fertigstellung komplett über den Haufen geworfen: Regisseurin Amy Seimetz stieg aus, als bereits etwa 80 % der Serie fertig gewesen sein sollen (via Rolling Stone). Und auch nach dem Start riss die Empörung nicht ab: Das Urteil in Cannes (via Vogue) und bei weiteren Kritiker*innen (via Rotten Tomatoes) war größtenteils vernichtend.
Auch ich muss mich der Kritik anschließen: Der Großteil von „The Idol“ war für mich wie ein Verkehrsunfall, bei dem ich nicht wegsehen konnte. Hauptfigur Jocelyn schien ohne Tiefe und wurde in völlig aus der Zeit gefallen scheinender Manier sexualisiert. Sie verfügte über keinen Funken Persönlichkeit oder Handlungsfähigkeit und die Beziehung zu Tedros schien forciert und führte oft zu Fremdscham. Auch waren die Dialoge hölzern und die restlichen Charaktere klischeehaft und eindimensional.
Umso erstaunter war ich in Folge 3, auf einmal gleich drei Szenen von ungeahnter emotionaler Tiefe und Komplexität zu sehen. Joss überraschte hier mit Geistesschärfe, Witz, Eigensinnigkeit und Standhaftigkeit, die wir zuvor noch nicht gesehen hatten. Lily-Rose Depp zeigte hier, wie verletzlich-stark, komplex und berührend sie Jocelyn porträtieren kann – wenn man sie denn lässt. Leider reichte das nicht aus, um die Serie zu retten. Der Verdacht liegt nahe, dass die wenigen positiv hervorzuhebenden Szenen ein Relikt des ursprünglichen Skripts von Amy Seimetz sind, an deren Stelle Levinson knapp vor Fertigstellung das Ruder übernahm.
Der Streaming-Erfolg von „The Idol“ legt nahe, dass die Serie gerade bei der jüngeren Generation gut ankommt (siehe Deadline). Können wir euer Alter anhand eures Seriengeschmacks herausfinden?