Bei einer Adaption in ein anderes Medium geht natürlich einiges verloren und „The Last of Us“ konnte deswegen eine der traurigsten Geschichten des Spiels nicht wirklich aufgreifen.
– Achtung: Es folgen Spoiler für Folge 5 von „The Last of Us“! –
Über die Hälfte der ersten Staffel von „The Last of Us“ wurde bereits veröffentlicht und bislang fällt das Fazit eindeutig aus: Die Adaption des gleichnamigen Videospiel-Bestsellers ist ihrerseits ein Hit. Obwohl die Serienverantwortlichen Craig Mazin („Chernobyl“) und Neil Druckmann, Co-Creator der Videospielreihe, einiges ändern, stoßen sich die Fans des Originals daran nicht, sondern sehen so ziemlich alle Neuheiten als gelungene Ergänzungen oder Abänderungen an.
Klar ist aber natürlich auch, dass „The Last of Us“ nicht sämtliche Details des Spiels wiedergeben kann. Allein dadurch, dass die Zuschauer*innen den Charakter von Joel hier nicht kontrollieren und dadurch die Post-Apokalypse entdecken, geht so manches verloren. Das wird besonders in Folge 5 deutlich, in der Joel (Pedro Pascal), Ellie (Bella Ramsey) sowie Henry (Lamar Johnson) und Sam (Keivonn Woodard) aus Kansas City fliehen.
Im Gegensatz zum Spiel – wo es sich auch um Pittsburgh handelt – geht es in der Serie nicht durch die Kanalisation, sondern durch Untergrundtunnel. Beiden Versionen ist gleich, dass die vier dort über eine verlassene Gemeinschaft stolpern, die dort offensichtlich längere Zeit lebte. In der Serie wird nicht so ganz klar, wer diesen Ort sein/ihr Zuhause nannte und was geschehen ist. Im Spiel warten die Antworten auf diese Frage.
Das ist die Geschichte von Ish
Im Game findet man als Joel an dieser Stelle wie so oft Aufzeichnungen, die Einzelschicksale beleuchten. So war die erste Person, die in den Kanalisationen hauste, ein Mann namens Ish. Eine Referenz zu ihm sehen wir auch als Easter Egg in der Serie, denn dort ist eine Kinderzeichnung zu entdecken, die Ish und eine weitere Person namens Danny zeigt, die als Art Wachmänner die Gemeinschaft offenbar beschützt haben.
Ish ließ sich jedenfalls in der Kanalisation nieder, nachdem er zunächst den Ausbruch umschiffen konnte, indem er mehrere Monate in einem Boot auf dem Meer aushielt. Letztlich musste er jedoch in der Nähe von Pittsburgh an Land gehen, landete nahe dem Eingang zur Kanalisation und erkor dies als vortrefflichen Rückzugsort aus, da er die Eingänge gut kontrollieren konnte.
Auf der Suche nach Vorräten in einer nahe gelegenen Wohnsiedlung stieß er auf eine Familie, mit denen er handelte. Nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, lud Ish die Familie zu sich in die Kanalisation ein, was er zwar als Risiko einstufte, aber er war auch zu der Erkenntnis gelangt, dass es keinen Sinn habe, völlig alleine die Apokalypse überleben zu wollen. Die Familie um Susan und Kyle stimmte dem zu, auch weil die Vororte zunehmend zum Opfer von Plünderern wurden.
In der Kanalisation bauten sie anschließend mit weiteren Personen, die im Laufe der Zeit hinzukamen, eine beeindruckende Gemeinschaft auf, denn ihr Rückzugsort ist im Spiel deutlich größer, als es in der Serie den Anschein hatte. Auffangbecken für Regenwasser, Fallen und Extraräume für die Kinder, die als Spielplatz, Kindergarten und Schule dienen, und vieles mehr bezeugen dies.
Wenn Joel und Co. im Spiel hierhin gelangen, wimmelt es in der Kanalisation jedoch vor Runnern, Stalkern und Clickern. Über weitere Aufzeichnungen wird deutlich, dass offenbar jemand vergaß, die wichtigste Regel zu befolgen und die Zugänge zur Kanalisation nicht richtig absicherte, wodurch Infizierte hineingelangten, die anschließend die Gemeinde überrannten. Dass die Bewohner*innen dadurch ein wahrer Albtraum erwartete, macht vor allem eine Entdeckung deutlich: In einem verbarrikadierten Raum findet Joel die Leiche eines Erwachsenen mitsamt einer Schusswaffe und die von zwei Kindern, die durch eine Plane bedeckt wurden. Der Erwachsene hatte zudem die Nachricht hinterlassen, dass die Kinder nicht gelitten haben. Das volle Ausmaß der Geschehnisse können sich die Spieler*innen selbst zusammenreimen.
Wie gefährlich die real existierenden Cordyceps-Pilze wirklich sind, verriet uns eine Expertin:
Außerhalb der Kanalisation gelangt man anschließend in den Vorort, in dem zuvor Kyle, Susan und ihre Kinder gelebt hatten und wo ihnen Ish erstmals begegnet war. Eine weitere Aufzeichnung von Ish verrät, dass er hierhin fliehen konnte und Susans Kinder bei dem Zusammenbruch der Gemeinde ums Leben kamen. Er musste sie mit großem Aufwand davon abhalten, nach ihrer Flucht zurück zu der Horde an Infizierten zu rennen, wobei sie ihren Kindern zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr helfen konnte. Was anschließend aus Ish und Susan wurde, lässt das Spiel offen.
Die Serie wird dieses Rätsel vermutlich nicht auflösen, auch wenn sie wie erwähnt einige Ergänzungen zum Original bereithält. Da Ishs Geschichte hier lediglich durch die Zeichnung als Easter Egg aufgegriffen wurde, haben die meisten Zuschauer*innen keinerlei Beziehung zu dieser Figur. Entsprechend wäre es nicht einmal wirklich sinnvoll, ihn in der Serie in einer kurzen Szene auftauchen zu lassen und seinen Namen zu erwähnen. Ob „The Last of Us“ uns hier aber vielleicht eines Besseren belehrt, erfahren wir in den folgenden Wochen. Drei Folgen bleiben uns schließlich noch, die exklusiv jeweils montags bei Sky und WOW starten.