Runner, Bloater und vor allem Clicker: Die „The Last of Us“-Adaption präsentierte den Zuschauer*innen einige schaurige Anblicke. Eine große Horror-Chance ließ man aber bislang ungenutzt.
„The Last of Us“ lieferte uns den ersten Serien-Hit des Jahres und sorgte genau wie die gleichnamige Videospielvorlage vor zehn Jahren für Begeisterung. Frei von Kritik blieb die Adaption wenig überraschend aber nicht, Fans der Vorlage störte unter anderem, dass es auffallend wenig Infizierte zu sehen gab. Das soll sich in der bestätigten Staffel 2 von „The Last of Us“ ändern, mehr Action wurde uns bereits von offizieller Stelle versprochen.
Vielleicht darf es dann zugleich mehr Horror sein, denn eine große Chance dazu ließ die Serie tatsächlich ungenutzt verstreichen. Im ersten Spiel gibt es neben den in der Serie prominent gezeigten Infizierten-Arten der Runner, Clicker und Bloater zudem noch die sogenannten Stalker, die in der „The Last of Us“-Adaption bislang aber noch gar nicht zeigen konnten, wozu sie imstande sind.
Bei den Stalkern handelt es sich um die zweite Stufe der Infizierten, die also zwischen den Runnern und den Clickern einzusortieren sind. Optisch ist der Pilzbefall bereits durch entsprechende Überwucherungen im Gesicht zu sehen, ihre Augen liegen aber noch frei, wodurch sie im Gegensatz zu den Clickern noch nicht auf Echo-Orientierung angewiesen sind.
Einen Stalker sahen wir zwar durchaus bereits in der Serie, zum Beispiel dürfte der Infizierte, der Tess (Anna Torv) den widerlichen Kuss in Folge 2 gab, aufgrund seiner äußeren Erscheinung als Stalker einzustufen sein. Das wahre Horror-Potenzial dieser Infizierten-Art nutze die Serie allerdings überhaupt nicht – und das ist in den Spielen wahrlich anders.
Überzeugt euch selbst vom Original: „The Last of Us“ ist unter anderem hier bei Amazon erhältlich
Darum sind die Stalker so fies
Im Spiel verfügt man über einen sogenannten Lauschmodus, mit dem man innehalten und hören kann, wo die Gegner*innen sich selbst hinter Hindernissen wie Wänden befinden, da die Infizierten und Menschen in diesem Modus hell erleuchtet dargestellt werden. Das Problem dabei: Bei den Stalkern funktioniert dieses überlebenswichtige Werkzeug nicht wirklich. Da sie äußerst leise unterwegs sind und sogar rudimentäre Jagdtaktiken wie einen halbwegs koordinierten Angriff über mehrere Seiten beherrschen, können sie unachtsame Spieler*innen folglich kalt erwischen, wie ich euch auch aus eigener Erfahrung bestätigen kann.
Man beginnt schließlich, sich auf den Lauschmodus zu verlassen, weswegen es besonders clever ist, dass die Stalker gegen diesen mehr oder weniger immun sind. Clicker sind zwar vor allem akustisch wirklich eklig und Bloater aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit eine große Bedrohung. Doch die Stalker haben mich vor weitaus mehr Probleme gestellt, wenn ich nicht vorab wusste, dass sie mich in einem Level erwarten, da ich dadurch plötzlich von mehreren gleichzeitig gefühlt aus dem Nichts angegriffen wurde. In solchen Momenten wurde „The Last of Us“ wahrlich zu einem Horrorspiel und löste bei mir mehr als einmal dezente Panik aus, wenn ich unerwartet gegen eine Horde Stalker im Nahkampf ums blanke Überleben ringen musste.
Entsprechend kurios ist es, dass die Serie sich dieses Mittels nicht bedient hat, um eine stärkere Horror-Wirkung zu entfalten. Staffel 2 könnte da Abhilfe schaffen, was durchaus auch passend wäre, denn die Videospielvorlage „The Last of Us Part II“ (hier bei Amazon erhältlich) hat gleich zwei schaurige Stalker-Level zu bieten, die bei meinem ersten Durchgang dazu geführt haben, dass ich mich an beiden Stellen wirklich überwinden musste, überhaupt weiterzulaufen.
Ob wir uns über den real existierenden Cordyceps-Pilz sorgen sollten, hat uns eine Expertin verraten:
Der stärkste Infizierte schafft es vielleicht nie in die Serie
– Achtung: Es folgen Spoiler für „The Last of Us Part II“! –
Während die Stalker also mehr in Richtung Jump-Scare-Horror gehen, könnte Staffel 2 oder vielleicht auch erst Staffel 3 von „The Last of Us“ zudem im Bereich des Monster-Horrors ein neues Level beschreiten. Denn wer die Bloater schon bedrohlich fand, dürfte vom sogenannten Rattenkönig (im Original Rat King) völlig überwältigt werden.
Dabei handelt es sich – der Name gibt bereits den entscheidenden Hinweis – um eine Art Knäuel, das eine Ansammlung praktisch aller Infizierten-Arten darstellt und die Stärke und Widerstandskraft eines Bloaters bei Weitem überschreitet. Im Spiel konnten zudem einzelne Infizierte aus dem Rattenkönig herausbrechen und unabhängig agieren, wobei sie tatsächlich Eigenschaften verschiedener Infizierten-Arten vereinten.
Ein wahres Monstrum also, es bleibt allerdings abzuwarten, ob der Rattenkönig den Serienverantwortlichen nicht als eine Spur zu übertrieben erscheint. Schließlich wurden so wenige Infizierte in Staffel 1 gezeigt, um sich auf die Charaktere zu fokussieren und die Adaption zudem realistischer zu gestalten, als es teilweise im Spiel der Fall war. Ein wandelnder Berg voll verschmolzener Infizierter könnte da gelinde geschrieben den gewünschten Rahmen sprengen. Auf mehr Stalker-Horror dürfen wir jedoch definitiv hoffen!