Im Interview spricht „The Mandalorian“-Schöpfer Jon Favreau darüber, wie die Serie das Licht der Welt erblickte. Am 30. Oktober erscheint Staffel 2 bei Disney+.
Eingefleischte „Star Wars“-Fans haben sich den 30. Oktober 2020 natürlich fest im Kalender markiert, denn dann startet die zweite Staffel von „The Mandalorian“ auf Disney+. Wöchentlich erwarten uns neue Abenteuer vom „The Mandalorian“, Baby Yoda und seinen Verbündeten sowie seinen Gegnern.
Die Spannung steigt: Welche Abenteuer erlebt der Mandalorianer in Staffel 2?
Im Interview erzählt uns Jon Favreau, seines Zeichens Schöpfer der Serie, gestandener Schauspieler und Regisseur von Filmen wie „Iron Man“ und „Der König der Löwen“, welchen Prozess die Serie „The Mandalorian“ von der Idee zur fertigen ersten Staffel durchlief. Außerdem spricht Favreau darüber, welchen besonderen Reiz die Serie auf ihn ausübte und welche Hindernisse die Produktion zum Streamingstart überwinden musste.
„The Mandalorian“ und die ganze Welt von „Star Wars“ könnt ihr auf Disney+ im Abo streamen
Jon Favreau im Interview: „Ich bin mit „Star Wars“ aufgewachsen.“
Wie war es für Sie an THE MANDALORIAN mitzuwirken?
Für jemanden (wie mich), der mit „Star Wars“ aufgewachsen ist, war dieses Projekt eine unglaubliche Erfahrung. Ich erinnere mich daran, wie ich mich in jungen Jahren gefühlt habe, als ich den ersten Film sah; er hatte eine Ästhetik, zu der ich mich wirklich hingezogen fühlte. Um ehrlich zu sein, denke ich, dass mein Filmgeschmack durch George Lucas Originalfilm stark geprägt wurde. Ich lernte durch die Linse dieses Films Grundlegendes über das Kino. Mein Vater sagte Sachen wie: “Oh, das erinnert mich sehr an die Samurai-Filme“, oder: “Das ist sehr wie bei Western-Filmen oder einem Film zum Zweiten Weltkrieg.“ „Star Wars“ war mein Weg zum Film.
Was reizt Sie am meisten an dieser neuen „Star Wars“-Show?
Dank Disney+ und Lucasfilm konnten wir eine Produktion zusammenstellen, die Seite an Seite mit den Spielfilmen steht. Es handelt sich um eine ganz neue Reihe von Charakteren - für einen „Star Wars“-Neuling ist es eine komplett neue Geschichte, die in einem ganz neuen Zeitrahmen beginnt und über die bisher nicht berichtet wurde – außer im erweiterten Universum. Aber auch für „Star Wars“-Fans haben wir genau das Richtige. Egal ob man Fan der Vorgänger oder Fortsetzungen ist: wir decken alles ab.
Was bedeutet „Star Wars“ für Sie?
„Star Wars“ hatte einen großen Einfluss auf mich. Es erschien ‘77 und ich wurde ‘66 geboren, war also im richtigen Alter, als es rauskam. Das war noch vor all dem Hype. Es war der erste Popcorn-Blockbuster; man hatte „Star Wars“ und die Spielberg-Filme wie „Der Weiße Hai“. Ich erinnere mich daran, in der Zeitung ein Bild aus „Star Wars“ gesehen zu haben. Es war nachdem der Film draußen war oder gerade rauskam - ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls sah ich ein Bild von Chewbacca und Han Solo unter der Schlagzeile und war fasziniert. Ich ging ins Kino und war sprachlos. Mir fiel die Kinnlade herunter, genau wie jedem anderen.
„Ich liebe die Idee, eine Geschichte über mehr als nur ein paar Stunden zu erzählen.“
Worin lag der große Reiz, eine „Star Wars“-Fernsehshow zu erschaffen?
Ich liebe die Idee, eine Geschichte über mehr als nur ein paar Stunden zu erzählen. Das birgt die Möglichkeit, eine Geschichte in Romanfassung zu erzählen und, auf viele Arten, zu den Wurzeln der Samstagnachmittagsserien zurückzukehren, mit denen die Generation meiner Eltern aufgewachsen ist. Diese Geschichten hatten Cliffhanger und Abenteuer, sodass sich dieser Erzählstil sehr gut für das, was wir hier in Angriff nehmen, eignet. Streamingdienste wie dieser haben ein größeres Budget, sodass die Show viele der Qualitäten und Ästhetik eines Films hat. Es ist eine Neuerung des seriellen Geschichtenerzählens. Für mich hat das wirklich eine Menge Freiheiten und Möglichkeiten eröffnet, bei denen wir nicht das Gefühl haben, frühere Erfahrungen der Menschen mit „Star Wars“ zu wiederholen oder zu kopieren.
Wann trafen Sie Dave Filoni, Ihren Executive Producer bei „The Mandalorian“, das erste Mal?
Dank George Lucas‘ Skywalker Ranch waren wir die jeweils ersten Menschen, die die Arbeit des anderen sahen. Ich arbeitete auf der Ranch am ersten „Iron Man“-Film, während Dave an „The Clone Wars“ arbeitete. Wir sahen uns das Filmmaterial des anderen an und ich meinte: „Wenn du jemals eine Stimme für diese Show brauchst, wäre ich gerne dabei.“ Und dann schrieben sie die Rolle des Pre Vizsla [in „The Clone Wars“] für mich, ein Mandalorianer. Jahre später hörte ich, dass Disney+ an „Star Wars“-Inhalten interessiert ist und ich hatte eine Idee, also kam ich rein und schlug Kathleen Kennedy meine Idee vor.
Wie würden Sie Ihre erste Präsentation für Kathleen Kennedy beschreiben?
Ich habe eine Show gepitched, die an „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ anschließt. Die Geschichte spielt nach der Revolution, nachdem alle gefeiert haben, weil das Imperium nicht mehr existiert. Zu diesem Zeitpunkt herrscht Chaos, weil es in der Galaxie keine Zentralregierung mehr gibt und sie in eine Welt zerfällt, in der Kämpfer umherstreifen und Menschen für ihre eigene Sicherheit kämpfen. Sie versuchen, sichere Gemeinschaften aufzubauen, aber es ist eine sehr gefährliche Welt; es ist wie in den alten Samurai-Filmen und den alten Western.
Worum ging es in Ihrem Pitch noch?
Ich erklärte auch, dass die Hauptfigur meiner Meinung nach ein Mandalorianer sein sollte. Und Kathleen sagte zu mir: “Kennen Sie Dave Filoni?“ Ich antwortete: “Ich liebe Dave Filoni!“ Sie brachte uns zusammen - und seitdem sind wir unzertrennlich. Wir arbeiten schon seit sehr langer Zeit an diesem Projekt.
„Iron Man war ein netter Einstiegspunkt für Menschen, die nichts über Marvel wussten.“
War es eine bewusste Entscheidung, viele Easter Eggs für „Star Wars“-Fans einzubauen?
Die Sache ist… wir starten mit neuen Charakteren und es gibt alle möglichen Spekulationen, ob dieser Charakter letztendlich als Boba Fett enthüllt werden wird. Ist es ein Charakter, den wir bereits kennen? Nun, wir wollten mit einem ganz neuen Satz an Charakteren anfangen, die man vorher noch nicht kennengelernt hat – was mich an meine Arbeit an „Iron Man“ erinnert, denn das war ein netter Einstiegspunkt für Menschen, die nichts über Marvel wussten. Wir gehen davon aus, dass das Publikum nichts über diese Welten weiß, also stellten wir alles neu vor. Aber umgekehrt sind die Basis aller Genre-Projekte die Fans, die von Anfang an dabei waren; die Menschen, die mit den Comics oder den Filmen oder was auch immer aufgewachsen sind. Wie bringt man diese zwei Sachen unter einen Hut? Ich glaube, Kevin Feige und Avi Arad und all die Menschen, die das MCU ins Leben gerufen haben, haben klugerweise erkannt: „Das sind deine Fans; die Leute, die schon seit langem dabei sind, also musst du auf dieser Basis aufbauen.“ Mit diesem Gedanken im Hinterkopf darfst du nie den Kontakt zu den Leuten verlieren, die ihre Zeit investiert haben und denen es wirklich etwas bedeutet. Es gibt eine Vielzahl von „Star Wars“-Referenzen für die Fans zu entdecken in „The Mandalorian“.
„The Mandalorian“ ist unglaublich zitierfähig. Welcher Dialog sticht besonders hervor?
Einfach alles, was Werner Herzog sagt. Ich liebe einfach alles, was er sagt. Es fühlte sich sehr real an, als ich Werner das Drehbuch lesen hörte. Ich glaube, das ist der Moment, in dem wir wussten, dass wir da an etwas dran waren; als Werner auf die Dinge reagierte, die er auf dem Set sah - und wie viel Begeisterung und Spaß wir zusammen hatten.
Wie würden Sie Ihren ersten Tag am Set beschreiben?
Der erste Tag? Der war sehr seltsam. Ich glaube, wir haben Tests mit dieser neuen Technologie durchgeführt. Wir standen da und sahen einer Person in einer Maske, die mit einer Puppe sprach, zu. Dave und ich sahen uns an und sagten: „Okay, wir müssen das hinkriegen, sonst haben wir einen schrecklichen Fehler gemacht.“
Können Sie ein wenig über die unglaubliche Wissenschaft und Technologie sprechen, die für den Dreh der Show verwendet wurden?
Am Set haben wir Echtzeit-Rendering. Wir sind die erste Produktion, bei der Echtzeit-Rendering zum Einsatz kommt – eine Kombination der Arbeit von ILM mit Stagecraft und Unreal Game Engine-Technologie. Viele Personen haben dafür zusammengearbeitet. Wir setzen modernste Videospieltechnologie ein, um die von uns vorab entwickelten Inhalte auf Bildschirme zu übertragen, die die Schauspieler umgeben. Wenn die Schauspieler da sind, geht man aufs Set und die Set-Erweiterungen werden oft als Videos fortgesetzt. Wir nutzen Virtual Reality um alles im Voraus zu planen. Auch wenn vieles von dem, was man vor der Kamera sieht, Animatronik, Puppenspiel, Effekte und Maskenarbeit ist; es ist alles hochmodernes, großartiges Material, das wir mit „Star Wars“ assoziieren – aber wir arbeiten auch mit viel innovativer Technologie. Nachdem alle die Show gesehen haben, möchten wir gerne das Behind-the-Scenes-Material erarbeiten, um zu zeigen, wie wir all das erreicht haben. Wir decken die gesamte Bandbreite der Filmtechnik ab.
Ob ihr bei der ersten Staffel von „The Mandalorian“ aufgepasst habt, erfahrt ihr im Quiz.