Cartoons haben in den Augen von erwachsenen Zuschauern nicht immer die Akzeptanz, die ihnen gebührt. Dass sich aber auch ältere Semester an Animationsserien erfreuen können, dürfte spätestens seit dem Erfolgen von „Die Simpsons“, „South Park“ oder „Family Guy“ eigentlich nicht mehr überraschen. Denn natürlich können auch Animationsserien erwachsene Themen aufgreifen und etwa Depressionen, Sexkapaden oder Gewaltexzesse behandeln. Die ein oder andere Parodie und gesellschaftsritische Satire mit inbegriffen. Dabei spielt es keine Rolle ob die Geschichte vor dem Hintergrund futuristischer Welten spielt oder „leidige“ Probleme wie das Altern thematisiert. Den Machern von „Simpsons“, „Futurama“ oder „Bob’s Burger“ sind häufig weit weniger kreative Grenzen gesetzt als den Autoren hinter so mancher High-Budget-Produktion. Ein Hoch auf den Wahnwitz!
Aber auch Geschichten mit einem stringenten roten Faden müssen sich nicht hinter erfolgsverwöhnten Serien wie „Breaking Bad“ verstecken. Dank einer klaren Charakterstudie sind selbst die meist 30 Minuten pro Folge vollkommen ausreichend um einen Blick in die animierten Seelen von „Bojack Horseman“ oder „Archer“ zu erhalten.
Der Trend der erwachsenen Animationsserien scheint nicht abzuflauen. „Die Simpsons“ werden wahrscheinlich mit mehr als dreißig Staffeln und über 600 Episoden in Rente gehen - anderswo begeistern kleinere Animationsperlen wie „Pinky und der Brain“ nicht nur die Kinderherzen. Mit neuen Serien wie „Big Mouth“ und „Disenchantment“ warten bereits neue Formate darauf, ihr erwachsenes Publikum zu finden und auf Streaming-Portalen wie Netflix, Amazon und Co. zu begeistern.
In unserer Liste stellen wir euch 15 wichtige Animationsserien für ein erwachsenes Publikum vor. Von Dauerbrennern über bahnbrechenden Serien bis hin zu interessanten Eintagsfliegen. Superhelden-Serien und Anime aus Japan sucht ihr in dieser Liste jedoch vergebens.
South Park (1997-)
Seit 1997 beehren uns Stan, Kyle, Cartman und Kenny auf den Bildschirmen und lästern in „South Park“ über so gut wie alles und jeden ab - hier hat schon jede politische Gruppierung ihr Fett weg bekommen. Dank des schwarzen Humors der tief unterhalb der Gürtellinie ansetzt und selbst vor heiklen politischen Themen wie den Mohammed-Karikaturen nicht zurückschreckt, sind die Fans auch nach 20 Jahren Laufzeit weiterhin begeistert. Ob Videospiele, Kinofilme, Auszeichnungen und Kontroversen, die Serie von Trey Parker und Matt Stone – die nebenbei einen Großteil der Charaktere ihre Stimme leihen – hat den Weg für erwachsene Animationsserien geebnet wie keine Zweite.
Family Guy (1999-)
Obwohl sich die Serie von Schöpfer Seth MacFarlane meist mit stereotypen Witzen über Wasser hält, lässt auch nach über 16 Staffeln die Begeisterung an der Familie Griffin nicht nach. Peter, Lois, Megan, Chris, Stewie und Hund Brian sind nicht nur das typische Bildnis einer amerikanischen Familie, darüber hinaus liefern sie Sarkasmus, kruden Humor und popkulturelle Anspielungen am laufenden Band. MacFarlane leiht in „Family Guy“ zudem gleich drei Hauptfiguren seine Stimme: Peter, Stewie und Brian.
Simpsons (1989-)
Das Urgestein der animierten Unterhaltung für Erwachsene. „Die Simpsons“ flimmern seit bald über 30 Jahren übere unsere Bildschirme, bringen es auf über 600 Episoden, haben einen Kinofilm, mehrere Comicformate und Videospiele hervorgebracht und sind fest in der Popkultur verankert. Dabei gibt es wohl kaum eine Berühmtheit, die nicht einen Gastauftritt in Springfield absolviert hätte. Das Fazit steht damit fest: Die gelbe Kultfamilie ist aus der TV-Geschichte nicht weg zu denken.
Futurama (1999-2013)
Als ob Matt Groening zum Ende der 1990er Jahre nicht schon genug zu tun hatte (mit den Simpsons natürlich), entwickelte er auch die originelle Serie „Futurama“. Der Lieferjunge Fry verpennt durch einen dummen Fehler den Jahrtausendwechsel ins Jahr 2000 und erwacht stattdessen im Jahr 3000. Raumschiffe, Aliens, Roboter, Mutanten und Marsianer gehören hier zum Alltag. Was wie der Stoff einer Sci-Fi-Novella klingt, ist in der Zukunft längst normale Realität und bietet in jeder Ecke der Galaxie eine Pointe, die ein Schlaglicht auch auf unsere Gegenwart wirft. Im Original überragt Billy West in der Synchronisation von gleich vier Hauptcharakteren (Fry, Prof. Farnsworth, Dr. Zoidberg und Zapp Branigan).
Rick & Morty (2013-)
Habt ihr euch schon immer gefragt, was für ein Fernsehprogramm gerade im Paralleluniversum angesagt ist? Dieser und anderen ähnlich fundamentalen Fragen gehen Dan Harmon („Community“) und Justin Roiland in jeder Folge nach. Dank seiner guten Prise (bösem) Humor, Raum- und Zeitreisen en masse, dem einmaligen Familiengefüge der Smiths – allen voran den beiden Titelhelden - und haufenweise Querverweisen auf die Filmhistorie ist „Rick & Morty“ längst zum Kult avanciert.
Spongebob Schwammkopf (1999-)
Der gelbe Schwamm im Bikini Bottom schafft es durch seine ebenso naive, wie alberne Art nicht nur Kinder zum Lachen zu bringen. Der hyperaktive und angenehm abgedrehte Cartoon funktioniert für jede Altersstufe. Das beweisen auch zahlreiche Videospiele und mehrere Kinofilme. Einige der Witze in „Spongebob Schwammkopf“ zünden jedoch erst im Alter besser, etwa wenn David Haselhoff Bikini Bottom retten muss.
BoJack Horseman (2014-2020)
Was in den ersten Folgen als gute Parodie auf Hollywood besticht, entwickelt sich im Verlauf zum Schauwerk einer Depression: „BoJack Horseman“ lebt in einer anthropomorphen Welt, in der sich Tiere wie Menschen verhalten. Er selbst ist ein Pferd, ehemaliger Star seiner eigenen Sitcom, Alkoholiker und nicht zimperlich im Umgang mit Fans, Freunden oder seinem PR-Stab. Dabei folgt die Netflix-Serie einem roten Faden und gibt jedem Charakter Raum zur Entfaltung. Wir empfehlen die Sichtung im Original, da Will Arnett als BoJack sowie Aaron Paul („Breaking Bad“) als sein bester Freund Todd der Serie ihren besonderen Charme verleihen.
Archer (2009-)
An James Bond, Jason Bourne und andere Film-Spionen angelehnt sorgt der selbst erklärte „Beste Spion der Welt“ Sterling Archer für Recht und Ordnung – vorausgesetzt es passt ihm gerade in den Kram. Dabei gelingt es ihm häufig nur mit Glück, seine Missionen abzuschließen. Viel zu oft stehen ihm seine egozentrische Sichtweise und krude Sprüchen im Weg. Schöpfer Adam Reed ist sich vor allem in den späteren Staffeln nicht zu schade, die Handlung von „Archer“ in andere Settings zu bringen – ob Drogenkartelle, Noir-Storyline oder eine Private Detektei.
Happy Tree Friends (2006)
In der quietschbunten Welt der „Happy Tree Friends“ möchten die Freunde rund um Lumpy, Cuddles, Giggles, Toothy oder Flippy eigentlich nur ihren gewohnten Alltag nachgehen. Dumm nur, dass sie dabei immer ein wenig über die Stränge schlagen und sich gegenseitig auf recht blutige Art und Weise umbringen. Das ist nicht nur herrlich kurzweilig (jede Epsiode dauert höchstens fünf), sondern auch ein Schmankerl für Freunde des gepflegten Splatters. Zudem wartet am Ende jeder Episode die Moralkeule auf den Zuschauer.
Drawn Together (2004-2007)
Im Zug der Reality-TV-Welle Anfang der 2000er persifliert diese erwachsene Animationsserie das Konzept von „Big Brother“ und ähnlichen Sendungen. Acht Cartoon-Helden leben in einem Haus zusammen, in denen Gewaltexzesse und sexuelle Eskapaden an der Tagesordnung stehen. Die bunt zusammen gewürfelten Hausbewohner von „Drawn Together“ sind abgedrehte Parodien von Cartoon-Stereotypen wie etwa dem Superhelden, der Disney-Prinzessin oder japanischer Anime-Kultur. Ein echter Cultur-Clash im animierten Trash-TV-Gewand.
Bob’s Burgers (2011-)
Die Belcher-Familie um Vater Bob betreibt ein Burger-Restaurant namens „Bob’s Burgers“. Im Fokus der Serie stehen der alltägliche Wahnsinn im Burger-Restaurant und Nachbarschaftsstreitigkeiten mit dem Pizzaladen gegenüber. Darüber hinaus entpuppen sich die Mitglieder der Familie als ziemlich skurrile Gestalten. Das Konzept von Schöpfer Loren Bouchard ist dabei eine Mischung aus anderen Produktionen wie „Simpsons“ und „Family Guy“ - ohne sich jedoch zu sehr von den familiären Problemen hinfort zu bewegen.
American Dad (2005-)
Nach dem Erfolg von “Family Guy“ hatten die Schöpfer Seth MacFarlane, Matt Weitzman sowie Mike Barker einen kreativen Austausch nach der US-Wahl 2000. Mit Präsident Bush im Amt waren sie der Meinung, einen eigenständigen Blick auf die politische Lage werfen zu müssen - und „American Dad“ war geboren. Im Zentrum steht der CIA-Agent Stan Smith, der nicht nur Geheim-Missionen lösen muss, sondern auch die seltsamen Neigungen seiner (liberalen!) Familie und des außeridischen Mitbewohners Roger aushalten muss. Auch nach 14 Staffeln lässt der Erfolg nicht nach.
Invincible (2021-)
Dass sich auch eine Superhelden-Serie ausschließlich an ein erwachsenes Publikum richtet, bewies 2021 eindrucksvoll die Amazon-Original-Serie „Invincible“, die zugleich die Adaption der gleichnamigen Comicreihe aus der Feder des „The Walking Dead“-Schöpfers Robert Kirkman ist. Darin erhält der Sohn des stärksten Superhelden der Welt im Teenageralter selbst Kräfte und will sich in der Superheldenwelt beweisen. Zuvor zeigt sein Vater jedoch sein wahres, grausames Gesicht. Dranbleiben lohnt sich.
Solar Opposites (2020-)
Die Macher hinter „Rick & Morty“ taten sich ein zweites Mal zusammen, um mit „Solar Opposites“ Unterhaltung für Erwachsene zu liefern. Nachdem ihr Heimatplaten Shlorp von einem Meteoriten zerstört wurde, retteten sich zwei Aliens, ihre zwei Klone und der Buba auf die Erde. Solang der Buba nicht seine wahre Gestalt annimmt, müssen sie sich mit den Vor- und Nachzügen der US-Amerikanischen Gesellschaft arrangieren. Mit dem „Wand“-Subplot schafft „Solar Opposites“ einen der spannendsten und innovativsten Erzählstrang innerhalb einer Animationsserie seit langem.
Pinky und der Brain (1995-1998)
Die beiden Labormäuse „Pinky und der Brain“ wurden zunächst in der Toon-Show „Animaniacs“ untergebracht, ehe sich kein Geringerer als Steven Spielberg dazu entschloss, den beiden liebenswürdigen Bösewichten eine eigene Serie zu spendieren. Der größenwahnsinnige Brain entsinnt jede Episode einen Plan, die Weltherrschaft an sich zu reißen, scheitert jedoch stets daran, dass sich der geisteskranke Pinky einmischt.
Beavis and Butt-head (1993-1997, 2011)
Die beiden US-Teenager „Beavis and Butt-head“ mogeln sich mit Faulheit, schlechten Witzen und typischen Teenie-Dialogen durch die Adoleszenz. Ohne wirkliche Authoritätsperson in ihrem Leben schliddern sie von einer dummen Entscheidung in die nächste, lachen bei sich „Jackass“-würdigen Pranks ins Fäustchen und sitzen am liebsten vor dem TV, um Musikvideos ihrer Lieblingsbands zu kommentieren. Ist man in den 1990ern aufgewachsen, war es beinahe unmöglich den beiden MTV-Chaoten zu entgehen.
Spy Groove (2000)
Eine kurzweilige, jedoch äußerst überzeugende Spionageparodie, die hierzulande auf MTV ausgestrahlt wurde. Die beiden Superspione der Serie „Spy Groove“, Agent Nr. 1 und Agent Nr. 2, wurden dem damaligen Superduo Ben Affleck und Matt Damon nachempfunden – in der deutschen Synchronisation wurden die Charaktere gar von deren deutschen Stimmen vertont. Auf ihren Missionen müssen die beiden allerhand Hollywood-Stars wie etwa Nicolas Cage aus der Patsche helfen.