Im Zuge der Forderungen nach einer Reform der Filmindustrie Hollywoods haben die Verantwortlichen der beliebten Animationsserie „Die Simpsons“ wissen lassen, dass Rollen von People of Color in Zukunft nicht mehr länger von weißen Sprecher*innen verkörpert werden.
In den USA hat die „Black Lives Matter“-Bewegung nicht nur eine Diskussion um die rassistische Darstellung von nicht-weißen Charakteren in bestimmten Filmen wie „Vom Winde verweht“ und „Frühstück bei Tiffany“ entfacht: Auch die Besetzung von People of Color (neben Schwarzen Charakteren fallen darunter auch etwa asiatische und lateinamerikanische) mit weißen Darstellern ist erneut in die Kritik geraten. Zu Recht. Das sogenannte „Whitewashing“ gilt in Hollywood schon lange als Problem, das Studios gern mit wirtschaftlichen und handlungstechnischen Gründen zu rechtfertigen versuchen. So spielte etwa Emma Stone in „Aloha – Die Chance auf ein Glück“ das hawaiianisch-chinesisch-schwedische Air-Force-Mitglied Captain Allison Ng.
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Diese hitzigen Diskussionen tragen nun erste weitreichende Früchte: So haben innerhalb weniger Tage nun mehrere weiße Sprecher*innen angekündigt, von ihren nicht-weißen Sprechrollen in Animationsserien zurückzutreten. Im Falle der seit 31 Jahren erfolgreich laufenden Animationsserie „Die Simpsons“ hat sogar das Studio angekündigt, in Zukunft nicht mehr länger auf weiße Sprecher*innen für Rollen von People of Color zurückgreifen zu wollen, wie Variety berichtet.
Schon gewusst? Auch die Simpsons sind in einigen Ländern verboten. Schaut euch jetzt das VIDEO an:
Von „Die Simpsons“ bis hin zu „Central Park“: Zahlreiche Animationsserien von Rücktritten betroffen
„In Zukunft werden in ‚Die Simpsons‘ weiße Sprecher*innen nicht mehr länger nicht-weiße Charaktere vertonen“, so die kurze, aber klare Mitteilung der Produzent*innen der Hitserie.
Bereits im Januar kündigte Hank Azaria, griechisch-jüdischer Abstammung, an, von seiner Rolle als indischer Kwik-E-Mart-Betreiber Apu Nahasapeemapetilon zurückzutreten. Ausschlaggebend war hier der Dokumentationsfilm „The Problem with Apu“ des indischstämmigen US-Filmemachers Hari Kondabolu, der die teils rassistische und klischeehafte Darstellung von Apu kritisierte.
Eine Veränderung wird es auch bei der anderen Fox-Produktion „Family Guy“ geben: Mike Henry, US-Stimme des Afroamerikaners Cleveland Brown, kündigte über Twitter an, von dieser Rolle zurückzutreten:
„Es war eine Ehre, Cleveland bei ‚Family Guy‘ über 20 Jahre gesprochen zu haben. Ich liebe diesen Charakter, aber People of Color sollten von People of Color gesprochen werden. Daher werde ich von dieser Rolle zurücktreten.“
Als Cleveland Brown hatte Henry von 2009 bis 2013 seine eigene Spin-off-Animationsserie mit dem Titel „The Cleveland Show“.
Bereits zuvor hatten die beiden Schauspielerinnen Kristen Bell und Jenny Slate über Instagram angekündigt, nicht mehr länger ihre Rollen in den Animationsserien „Central Park“ sowie „Big Mouth“ spielen zu wollen, um dem Ruf nach Veränderung in der Filmindustrie Nachdruck zu verleihen:
„Es ist an der Zeit, uns unsere Mitschuld einzugestehen. Hier ist meine: Die Rolle von Molly in ‚Central Park‘ zu spielen, zeigt mein mangelndes Bewusstsein über mein tiefgreifendes Privileg. Einen Charakter mit gemischter Herkunft mit einer weißen Schauspielerin zu besetzen, untergräbt das Element von Kindern aus interethnischen Beziehungen und die afroamerikanische Erfahrung. Es war falsch und wir, das Team von ‚Central Park‘, haben uns dazu verpflichtet, es zu korrigieren. Ich freue mich, diese Rolle jemandem zu übergeben, die eine wesentlich passendere Darstellung bieten kann, und ich werde weiter lernen, wachsen und meinen Teil zu Gleichberechtigung und Inklusion beitragen.“
„Ich bin zu dem Entschluss gekommen, nicht mehr länger den Charakter von Missy in der Animationsserie ‚Big Mouth‘ spielen zu können. Zu Beginn der Serie redete ich mir ein, dass es in Ordnung sei, Missy zu spielen, da ihre Mutter weiß und jüdischer Abstammung ist – so wie ich. Aber Missy ist auch Schwarz; und Schwarze Charaktere in Animationsserien sollten auch von Schwarzen gesprochen werden. Ich gebe zu, dass meine ursprüngliche Schlussfolgerung falsch war, und dass sie das Paradebeispiel weißen Vorrechts und ungerechter Bevorzugung darstellt. Alles innerhalb eines Systems ‚weißer Vormachtstellung‘. Mit meiner Darstellung von Missy habe ich mich aktiv an der Auslöschung Schwarzer beteiligt. Meine Rolle der Missy aufzugeben, ist ein Schritt in die lebenslange Aufgabe, den Rassismus in meinem Handeln aufzudecken.“
Drastische Worte, die Comedian Jenny Slate formuliert hat. Sie habe definitiv Fehler in ihrer Karriere gemacht, gibt sie weiter zu. Sie könne die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber sie werde Verantwortung übernehmen für ihre Taten.
Eines steht bereits fest: Es geht ein Ruck durch die Filmindustrie. Und wenn sich der Sturm dann gelegt hat, wird sie auch aufgrund der Coronakrise nicht mehr so sein wie in all den Dekaden zuvor. Ausreden werden nicht mehr länger gelten. Und alle werden sich an ihren Taten messen lassen müssen und nicht an ihrer ethnischen Herkunft. Und das ist gut so.
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