Erstmals seit 15 Jahren wird ProSieben darauf verzichten, die neusten Abenteuer von Homer Simpson in der Prime Time auszustrahlen. Warum sich die Verantwortlichen hinter den Kulissen der nicht enden wollenden Serie grundsätzlich Gedanken darüber machen sollten, ihrem Helden und seiner gelben Sippschaft einen würdigen Abschied zu bescheren, erfahrt ihr hier.
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In den 1990er-Jahren war ich zunächst Kind, dann Jugendlicher und schließlich ein junger Erwachsener, auch wenn mein Umfeld letzteres nicht immer zu einhundert Prozent unterschreiben würde. Mein Hang zu Albernheiten wurde in dieser Zeit jedenfalls bestens gestillt, und zwar von einem übergewichtigen Kindskopf aus Springfield in den USA, dessen Ignoranz mich bei meinen täglichen Besuchen vor dem Fernseher stets am meisten zum Lachen brachte. „Die Simpsons“ waren zu dieser Zeit qualitativ auf dem Höhepunkt und auch heute haben Episoden wie „Homer hat einen Feind“ nichts von ihrem subversiven Witz verloren. Der Football in der Leiste ist immer noch ein Football in der Leiste und ich habe nicht gebuht, sondern „Bu-hurns“ gerufen. Auch Jahre später noch, als die vielen kleinen Gags, die ich als Kind noch nicht verstanden habe, ihre Wirkung erst entfachten.
Dann kam 2007 der Kinofilm und ich war immer noch bei der Stange, auch wenn die Anziehungskraft nicht mehr die war wie noch einige Jahre zuvor. Ehrlich gesagt habe ich im Kinosaal erstmals so etwas wie ein kleines Gefühl der Enttäuschung verspürt, wohl auch, weil meine Erwartungen aufgrund der überragenden Staffeln der späten 1990er-Jahre schlichtweg zu hoch waren. Klar, Arnie mit dem Umschlag und Homers schweinischer Gefährte reichten für eine gute Zeit, doch so langsam wurde mit klar, dass Matt Groening und sein Team die Messlatte so hoch gesetzt haben, dass es immer schwieriger wurde, sie nicht aus dem Sichtfeld zu verlieren.
Natürlich gibt es auch aktuelle Folgen wie „A Serious Flanders“, die den Ansprüchen gerecht werden, doch sie sind eine Seltenheit geworden. Ob es wirklich eine so gute Idee ist, „Die Simpsons“ immer weiter laufen zu lassen, obwohl sich die Inhalte der einzelnen Episoden nicht nur wiederholen, sondern mehr und mehr wie schale Kopien früherer Glanztaten anfühlen, wage ich zu bezweifeln. Und mit dieser Einschätzung bin ich nicht allein, zumindest was das kontinuierlich schwindende Interesse des Publikums betrifft. Das ist mittlerweile so gravierend, dass sich die Verantwortlichen von ProSieben dazu entschlossen haben, neue Folgen aus Springfield in diesem Jahr nicht mehr in der Prime Time auszustrahlen, sondern zu den Wiederholungen am Vorabend um 18:10 Uhr zu packen, wie DWDL berichtet. Nachdem sich der Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe zuletzt mehr als halbiert hat und unter der Fünf-Prozent-Marke herumdümpelte, ist der Schritt nachvollziehbar und wirft die Frage auf, ob es nicht besser wäre, Homer, Marge, Lisa, Bart und Co. einen Abschied in Würde zu spendieren, statt sie weiter ausbrennen zu lassen.
Die verrücktesten Voraussagen, mit denen „Die Simpsons“ in ihrer Blütezeit fast schon hellseherische Fähigkeiten unter Beweis stellten, findet ihr im Video.
Gebt den „Simpsons“ das Ende, das sie verdient haben
Keine Frage, „Die Simpsons“ ist eine der besten und lustigsten Serien, die das TV jemals hervorgebracht hat. Entsprechend fällt es mir nicht leicht, ihr Ende zu fordern, doch so langsam ist der Punkt erreicht, in dem die einstige Bewunderung verpufft und einem mitleidigen Blick nach Springfield gewichen ist, den der wunderbare Homer nicht verdient hat. Vielmehr ist es an der Zeit, sich gebührend von ihm zu verabschieden und uns allen, die wir ihm über so viele Jahre gefolgt sind, den Gefallen zu tun, ihn in guter Erinnerung zu behalten und uns an all den Höhepunkten seiner bisherigen Abenteuer zu erfreuen. Dass neue, halbwegs gleichwertige hinzukommen könnten, ist eine seit Jahren nicht eintretende Hoffnung, die endlich zu Grabe getragen werden muss. Eine schöne Doppelfolge oder gar ein zweiter Kinofilm, es gibt sicher viele Gelegenheiten für Matt Groening und alle anderen Verantwortlichen, noch einmal groß aufzufahren, nur sollten sie das auch bald tun, bevor sich niemand mehr ernsthaft für ihre einst so gefeierte Schöpfung interessiert.
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