David Chase, Showrunner des Gangsterdramas „Die Sopranos“, sprach nun endlich Klartext und verriet, was mit Tony Soprano am Ende geschehen ist.
„The Sopranos“ gehört zweifelsohne zu den einflussreichsten und besten Fernsehserien, die jemals geschaffen wurden. Von 1999 bis 2007 fesselte die Serie um eine italo-amerikanische Mafia-Familie rund um den Patriarchen Anthony „Tony“ Soprano, großartig gespielt von James Gandolfini, ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt. Mit 21 Emmys, fünf Golden Globes und zahllosen weiteren Preisen überhäuft, zeigten sich hier Kritiker*innen und Publikum gleichermaßen begeistert.
Und bis heute ist das Finale der sechsten Staffel noch immer ein viel diskutiertes Thema. Denn das Team rund um Schöpfer und Showrunner David Chase hatte es sich doch tatsächlich erlaubt, die Fans völlig im Dunkeln zu lassen über das Schicksal von Tony Soprano: keine Auflösung, einfach nur ein glatter Schnitt und Ende. Ist er nun vor seinen Schöpfer getreten oder hat Chase das Publikum mit dieser ungemein spannungsgeladenen Szene, in der vermeintlich nichts passierte, an der Nase herumgeführt? Zum Haareraufen!
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Im Awards Chatter Podcast von The Hollywood Reporter sprach Chase nun Klartext. Tatsächlich hatte er das Finale wohl ganz anders im Kopf:
„Ich hatte eine Szene, in der Tony von einem Treffen aus New York in seinem Wagen zurückkehrt. Zu Beginn jeder Episode kam er von New York nach New Jersey zurück, in der letzten Szene sollte er von New Jersey nach New York zu einem Treffen fahren, wo er hätte erschossen werden sollen. Ja. Aber ich denke, ich hatte da diese Eingebung. Ich fuhr auf dem Ocean Park Boulevard nahe des Flughafens und ich sah da ein kleines Restaurant. Es war fast wie eine Hütte, in der Frühstück serviert wurde. Und aus irgendeinem Grund dachte ich mir, ‚Tony sollte an einem solchen Ort sein.‘“
Und Chase bestätigt, was sich viele ohnehin denken konnten: Tony Soprano ist in dem Restaurant am Ende der sechsten Staffel gestorben. Aber eben im Off. Was ihn am Fan-Aufschrei jedoch am meisten überraschte, war weniger die Tatsache, dass es unklar war, ob Tony Soprano sein Ende fand oder nicht, sondern vielmehr, dass die Fans mit eigenen Augen sehen wollten, dass er stirbt:
„Sie wollten wissen, dass Tony getötet wurde. Sie wollten sehen, wie er mit dem Gesicht in die Linguini stürzt, weißt du? Und ich dachte mir nur, ‚Gott, ihr habt diesem Kerl sieben Jahre lang zugesehen und ich weiß, dass er ein Krimineller ist. Aber sagt mir nicht, dass ihr ihn nicht in gewisser Weise liebt, sagt mir nicht, dass ihr nicht doch irgendwie auf seiner Seite seid. Und nun wollt ihr sehen, wie er getötet wird? Ihr wollt, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird? Ihr seid die Kriminellen, nachdem ihr diesen Mist sieben Jahre lang angeschaut habt.‘ Das hat mich genervt, ja.“
„The Sopranos“ mag zwar bereits 2007 mit Staffel 6 beendet worden sein, mit „The Many Saints of Newark“ startete aber am 4. November 2021 ein Prequel-Film in die hiesigen Kinos. Und wie man bereits dem Trailer entnehmen kann, hat Michael Gandolfini die Schauspiel-Gene von seinem Vater James Gandolfini vererbt bekommen.
Der entscheidende Hinweis auf Tony Sopranos Tod
Lange Zeit war nicht klar, ob Tony Soprano tatsächlich sein Ende fand, als das Bild per hartem Schnitt ins Schwarze überging. Die Szene war vom Aufbau her im Grunde darauf ausgelegt, eine klassische Mafia-Hinrichtung vorzubereiten. Chase ließ bereits in früheren Interviews wissen, dass die Antworten, auf die alle Fans warteten, in jener Szene zu finden seien. Ein ziemlich früher Hinweis auf Tonys Ermordung findet sich etwa schon in der neunten Episode von Staffel 2. In „Verflucht in alle Ewigkeiten“ erzählt Christopher Moltisanti, nachdem er im Krankenhaus nach einem versuchten Mordanschlag wieder erwacht ist, dass er in der Hölle gewesen sei. Dort habe er Brendan Filone und Mikey Palmice getroffen. Sie hätten eine Nachricht für Tony und Paulie: „Drei Uhr“.
In der besagten finalen Szene der Episode „Die Sopranos schlagen zurück“ in Staffel 6 geht eine verdächtige Person kurz vor Schluss vom Tresen auf die Toilette. Von Tony Sopranos Platz aus gesehen, befindet sich diese genau rechts von ihm auf drei Uhr.
Moltisanti sagte im Krankenhaus auch, dass er seinen Vater in der Hölle gesehen habe. Dieser befinde sich in einer Art Todesschleife und müsse immer und immer wieder die eigene Ermordung durchleben. Als Tony Soprano zu Beginn der letzten Szene in das Restaurant tritt, erweckt der Gegenschnitt auf ihn am Platz sitzend den Anschein, dass er sich selbst beobachtet. Der harte Schnitt am Ende geht zudem einher mit der Songzeile „Don’t stop“ des Songs „Don’t Stop believin’“ von Journey. Also fast so, als würde diese Szene gleich noch einmal von vorn beginnen – die Hölle, die sich unaufhörlich wiederholt.
Die 2000er-Jahre haben einige großartige Serien hervorgebracht. Erinnert ihr euch noch an alle?
