Seit über einer Dekade läuft „The Walking Dead“ und dabei eine der erfolgreichsten Serie überhaupt. Die Zombie-Serie lockt weiterhin ein Millionenpublikum vor die Bildschirme, unter denen sich jedoch einige Missverständnisse hartnäckig halten. Zehn dieser weitverbreiteten Irrtümer wollen wir an dieser Stelle gerne ins richtige Licht rücken.
– Achtung: Es folgen Spoiler zu „The Walking Dead“ bis einschließlich Staffel 8! –
Menschen können die Zombies nicht einfach ausrotten
Eine der häufigsten Fragen zu „The Walking Dead“ lautet: „Warum töten Rick und Co. nicht einfach regelmäßig ein paar Streuner? Irgendwann müssten sie doch alle erwischt haben.“ Ganz so einfach kann die Zombie-Seuche leider nicht beendet werden. Laut „The Walking Dead“-Schöpfer Robert Kirkman kommen auf einen überlebenden Menschen 5.000 Zombies. Auf einen Klassenraum mit 30 Menschen würden also hochgerechnet 150.000 Zombies kommen. Da bräuchte man eine Menge Ausdauer, um sich durchzukämpfen. Zumal die Überlebenden sich ja zu allem Übel auch noch gegenseitig zusetzen. Rick und Co. können höchstens hoffen, dass die Untoten schlicht verfaulen, was sie tatsächlich tun, allerdings extrem langsam. Ob die Menschheit also lange genug überlebt, damit sich das Zombie-Problem von selbst löst, sei einmal dahingestellt.
Sophia und die Scheune
Fast die gesamte zweite Staffel über suchte Ricks Gruppe nach Carols Tochter Sophia. Am Ende mussten sie erfahren, dass diese als Streuner die ganze Zeit in Hershels Scheune war. Doch warum hat dieser oder ein anderer auf der Farm das nie gesagt? Wie „The Walking Dead“-Schöpfer Robert Kirkman erklärte, war Otis dafür zuständig, die Zombies einzusammeln und in die Scheune zu bringen. Otis wurde allerdings von Shane getötet, bevor er wirklich die Chance hatte, den anderen zu erklären, dass Sophia in der Scheune ist. Hershel wiederum dürfte kaum genau gewusst haben, wer sich alles in der Scheune befindet.
Ein Zombie-Biss ist nicht wegen des Virus‘ tödlich
Andere Zombie-Filme brachten uns meist bei, dass sich der Zombie-Virus durch einen Biss oder durch die Kontaktaufnahme der Menschen mit dem Blut der Infizierten überträgt. „The Walking Dead“ ist hier allerdings grundlegend anders. Jeder Überlebende trägt den Virus bereits in sich, wie uns am Ende von Staffel 1 bereits erklärt wurde. Sobald ein Mensch stirbt, wird der Virus aktiv und verwandelt diesen in einen Beißer. Das bedeutet aber wiederum, dass der Zombie-Biss nicht tödlich ist, weil dadurch das Virus übertragen wird. Wie Robert Kirkman selbst bestätigte, laufen Gebissene Gefahr, von den Streunern mit zahlreichen Bakterien infiziert zu werden. Ein Zombie-Mund ist eben nicht der sauberste Ort. Eine solche Infektion der Bisswunde endet meist tödlich, da die Überlebenden wenig Zugang zu Antibiotika haben, wodurch sie sich nach dem Ableben wiederum in Zombies verwandeln. Wenn man wie bei Hershel rechtzeitig das gebissene Bein abhackt oder die Wunde schnell ausreichend desinfiziert, könnte man also theoretisch sogar einen Zombie-Biss überleben. Man sollte sein Glück aber besser nicht herausfordern.
Die verblüffend einfache Antwort, warum es keine Zombie-Tiere gibt
Bislang haben wir in „The Walking Dead“ noch keine zombifizierten Tiere gesehen und das wird sich vermutlich nicht mehr ändern. Viele gingen davon aus, dass der Zombie-Virus nur bei Menschen und nicht bei Tieren wirkt. Der wirkliche Grund für den Mangel an Zombie-Tieren ist jedoch wesentlich banaler. Wie Robert Kirkman verriet, mag es der Zeichner der Comics schlicht nicht, Tiere zu malen. In der TV-Serie hätte man dieses Problem natürlich beheben können, allerdings ergab sich hier eine andere logistische Herausforderung. Mit Tieren bei Dreharbeiten zu arbeiten, ist wesentlich schwieriger als mit Menschen. Entsprechend verzichtete die Serie größtenteils auf Tiere, bis auf wenige Ausnahmen, und griff teilweise lieber auf Spezialeffekte zurück, falls sich noch jemand an das grauenvoll animierte Reh aus Staffel 7 erinnert.
„The Walking Dead“ spielt in einem anderen Universum
Einige Zuschauer von „The Walking Dead“ fragten sich, warum nie das Wort „Zombie“ in der Serie selbst erwähnt wird und warum die Überlebenden keine Strategien aus bekannten Zombie-Filmen gelernt haben. Die einfache Antwort: „The Walking Dead“ spielt in einem anderen Universum. Im Gegensatz zu unserer Welt existieren Zombies dort überhaupt nicht in der Popkultur, es gibt kein „Nacht der lebenden Toten“ und kein „28 Days Later“. Entsprechend gibt es in der Originalversion auch das Wort „Zombie“ als solches nicht. „The Walking Dead“ macht dies deutlich, indem die Untoten als Streuner, Beißer und dergleichen bezeichnet werden. Anders verhält es sich allerdings in der deutschen Synchron-Fassung.
Negan ist kein wahnsinniger Psychopath
Der Bösewicht Negan hinterließ wahrlich einen Eindruck bei den Fans, als er bei seinem ersten großen Auftritt die Köpfe von Glenn und Abraham zerschmetterte. Auf viele wirkte der Anführer der Saviors danach wie ein Wahnsinniger, der wahllos tötet. Das ist allerdings nicht der Fall. Negan hat so lange überlebt und seine Herrschaft vor allem durch eine Sache aufrechterhalten: Angst. Sein gesamter Führungsstil fußt darauf, dass er seine Untergebenen genauso einschüchtert wie Fremde und mögliche Feinde. Entsprechend reagierte er gnadenlos auf Ricks Truppe, als er sie das erste Mal traf. Sie hatten zuvor einen Außenposten von ihm attackiert, was er aufgrund seines Rufes nicht ungestraft lassen konnte. Dass er Rick nicht am Anfang tötet, zeigt wiederum, dass Negan eine klare Vorstellung von seiner neuen Welt hat. Er will Rick und dessen Gruppe für sich arbeiten lassen. Bringt er aber den Anführer um, droht aus Alexandria ein unorganisierter Haufen zu werden, der ihm dann nicht mehr von großem Nutzen wäre. Negan ist zweifellos brutal und seine Methoden moralisch extrem verwerflich. Er ist aber dennoch nicht verrückt, sondern verfolgt mit seinen grausamen Taten ein übergeordnetes Ziel. Hassen kann man ihn als Zuschauer natürlich dennoch.
Bei „The Walking Dead“ sind nur wenige Jahre vergangenen
Zum Beginn der neunten Staffel hat „The Walking Dead“ einen Zeitsprung von 18 Monaten hinter sich gebracht. Gefühlt haben Rick und Co. seit dem Ausbruch damit schon bestimmt eine Dekade auf dem Buckel. Immerhin läuft die Serie seit 2010 und nicht zuletzt Carl ist in dieser Zeit deutlich älter geworden. Offiziell verging jedoch deutlich weniger Zeit. Laut einem offiziellen Twitter-Account vergingen von der ersten Folge bis zu Staffel 7 noch nicht einmal ganz zwei Jahre. Somit spielt Staffel 9 nur vier Jahre nach dem Ausbruch der Zombie-Seuche, wenn überhaupt. Anscheinend lässt der Virus auch die Überlebenden schneller alt aussehen als normal…
„The Walking Dead“ ist realistischer, als viele glauben
Gut, dass die Zombies derart langsam verfaulen, ist unrealistisch. Ansonsten kommt „The Walking Dead“ mit seinem verheerenden Verlauf einem glaubhaften Szenario aber weitaus näher, als uns lieb sein kann. Wenn Rick aus dem Koma erwacht, sind nicht einmal zwei Monate vergangen. Viele Zuschauer meinten, dass in diesem kurzen Zeitraum die Gesellschaft nicht derart stark hätte zusammenbrechen können. Das Militär hätte laut dieser These die Überlebenden in Sicherheitszonen beschützen und die Beißer mit geballter Feuerkraft zurückhalten können. Allerdings überträgt sich der Virus eben nicht von Beißer auf Mensch direkt, sondern befindet sich in allen Menschen. Wenn irgendwo jemand stirbt, wird er zum Beißer und könnte zahlreiche Menschen umbringen, bevor das Militär einschreiten kann. Sicherheitszonen selbst sind also nicht sicher. Zumal am Anfang des Ausbruches natürlich niemand wusste, was genau hier geschieht und nach welchen Regeln sich der Virus ausbreitet. In solch einem Chaos hätten die Beißer leichtes Spiel. Ein Projekt an der University of Leicester kam übrigens zu dem Ergebnis, dass im Falle eines Zombieausbruchs nach 100 Tagen nur noch 273 Menschen am Leben wären. Weltweit.
Die Eingeweide-Verkleidung
Schon in einer der ersten Folgen beschmierten Glenn und Rick ihre Kleidung mit den Eingeweiden von Beißern, um in einer Horde Streuner untertauchen zu können. Die Frage vieler lautete danach: Warum tun die Überlebenden das nicht öfter? Laut Robert Kirkman nutzen sie diese Strategie nur in äußersten Notfällen, weil das Risiko schlicht zu hoch ist. Die Eingeweide von Beißern sind extrem unhygienisch, weswegen sich die Überlebenden mit dieser Strategie einem enormen Krankheitsrisiko aussetzen, was bei dem Mangel an Antibiotika leicht tödlich enden kann. Darüber hinaus ist die Praxis nicht zuverlässig, wie bereits die eingangs erwähnte Folge bewies. Sobald es regnet, liegen die Überlebenden mitten in der Zombiehorde sofort auf dem Präsentierteller.
Rick ist als Anführer kein Totalausfall
Genau wie bei Negans Führungsstil scheiden sich bei Ricks Leitung die Geister. Vielen missfiel seine Diktatur, die gerne auch als Ricktatur bezeichnet wird, zunehmend und sie unterstellen ihm gerne, ein schlechter Anführer zu sein. Rick hat als Leiter der Gruppe sicherlich einige Fehler begangen, ein kompletter Totalausfall ist er aber dennoch nicht. Er hat es geschafft, das Überleben der meisten Mitglieder seiner Gruppe in einer extrem tödlichen Umgebung sicherzustellen. Zumal seine Truppe sich offensichtlich nicht derart stark an seinem Stil stört. Sie hätten ihn mehrmals absetzen oder ausstoßen können, doch waren sie ihm sogar in schweren Momenten loyal. Wenn wir Daryl und Co. nicht unterstellen wollen, am Stockholm-Syndrom zu leiden, zeigt diese Treue, dass sie von Ricks Fähigkeiten als Anführer überzeugt sind. Auch wenn sie ihn teilweise wieder in die richtige Spur lenken mussten.