Die einstige Welthit-Serie „The Walking Dead“ verliert seit Jahren massiv an Zuschauer*innen. Ist daran aber tatsächlich Negan schuld? Laut der Sender-Chefin schon.
Negan (Jeffrey Dean Morgan) betrat zum Ende der sechsten Staffel von „The Walking Dead“ erstmals die Bühne der Serien-Adaption. Doch ist gerade der für viele beste Bösewicht der Comic-Vorlage schuld an der Flucht des Publikums? Laut der AMC-Präsidentin Sarah Barnett schon.
Im Interview mit der LA Times wurde sie auch auf den Zuschauerschwund angesprochen, der „The Walking Dead“ im großen Stil ausgerechnet seit dem ersten Auftritt von Negan plagt. Barnett sieht einen Grund an dem Verlust eines Großteils des Publikums tatsächlich beim Bösewicht: „Es stimmt, dass die Staffel mit Negan ein wenig zu hoffnungslos für die Zuschauerschaft wurde.“ Dieser Ansatz sei zwar aus kreativen Gründen gewählt worden, die die Senderchefin als klug und wohldurchdacht bezeichnet. Dennoch glaubt sie, dass das Publikum zu stark einer Stimmung ausgesetzt wurde, die es nicht sehen wollte.
Zahlen belegen, dass „The Walking Dead“ mit Negan abstürzte
Gleich zwei Daten unterfüttern diese steile These. Broadband Choices hat sich die Mühe gemacht, die Bewertungen der einzelnen „The Walking Dead“-Folgen und einen Durchschnitt der jeweiligen Staffeln in eine Übersicht zu gießen. Dabei bedienten sie sich den Einschätzungen der Zuschauer*innen bei der beliebten Filmseite IMDb. Das Ergebnis: Beim ersten Auftritt von Negan brechen die Wertungen deutlich ein. Seit Jahren befinden sich die Bewertungen auf der Seite konstant unter Vor-Negan-Niveau.
Der zweite Datensatz, der Negan die Schuld zuschiebt, sind die Einschaltquoten selbst. Der Staffelauftakt der siebten Season, die erste komplette Episode mit Negan, brach 2016 fast noch den Serienrekord. Ganze 17,03 Millionen Zuschauer*innen schalteten ein, nur die erste Folge von Staffel 5 lockte mit 17,29 Millionen Zuschauer*innen mehr Leute vor die Bildschirme. Die meisten schalteten bei Negans richtigem Debüt aber wohl nicht seinetwegen ein, sondern um zu erfahren, wem er den Schädel einschlägt.
Hier könnte aber genau der Knackpunkt für den anschließenden Abfall bei den Quoten liegen. Die zweite Folge von Staffel 7 schauten immerhin schon fast fünf Millionen Zuschauer weniger, seitdem ging es quasi stetig bergab. Viele störten sich an der extremen Gewaltdarstellung beim Tod von Glenn (Steven Yeun), zudem könnte sein Serien-Aus und das von Abraham (Michael Cudlitz) einige verprellt haben.
Nicht nur diese Tode wühlten die „The Walking Dead“-Fans auf:
Anschließend wuchs allerdings unter Fans auch die Kritik an „The Walking Dead“ selbst. Die Gründe dafür waren vielfältig. Negan kam nicht bei allen gut an, zudem wurde Rick (Andrew Lincoln) durch den neuen Bösewicht in eine enorm passive Rolle gedrängt, was vielen sauer aufstieß. Sie wünschten sich Rick als Anführer, der die neue Bedrohung aktiv und aggressiv angeht. Genau dies könnte AMC-Präsidentin Sarah Barnett mit der zitierten hoffnungslosen Stimmung meinen.
Zudem war die populäre Serie bereits in ihrem verflixten siebten Jahr. Zunehmend beschwerte sich das Publikum über sich wiederholende Handlungen, das entschleunigte Erzähltempo und die gefühlte Leere, die mal mehr und mal weniger in einzelnen Episoden auffiel. Negan ist also vermutlich nicht der alleinige Schuldige am Absturz von „The Walking Dead“. Vielmehr könnte sein Auftritt tatsächlich als Initialzündung gewirkt haben, durch die viele gleichzeitig zu der Einsicht kamen, dass die Serie ihren Zenit überschritten habe.
Auch wenn sich die Wertungen bei IMDb in Staffel 9 erholt haben, wie ihr in der Übersicht sehen könnt, gilt das für die Quote nicht. Die aktuelle Staffel 10 erreichte in Folge 5 ein neues Allzeittief mit 3,09 Millionen Zuschauer*innen. Das liegt aber sicherlich nicht an Negan.
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