Das „The Walking Dead“-Spin-off „Dead City“ stellt uns einen Gegenspieler vor, der an Grausamkeit kaum zu überbieten ist.
Der Governor (David Morrissey), Alpha (Samantha Morton) und schließlich Pamela Milton (Laila Robins): Über zwölf Jahre hinweg haben es Rick Grimes (Andrew Lincoln), Maggie Rhee (Lauren Cohan) und ihre Verbündeten in „The Walking Dead“ mit einer Reihe von Übeltäter*innen aufnehmen müssen, die Staffel um Staffel immer gefährlicher, skrupelloser und erschreckender daherkamen. An den „Dead City“-Bösewicht The Croat (Željko Ivanek) kommt aber wohl niemand heran.
– Achtung: Es folgen Spoiler zu „The Walking Dead: Dead City“ –
Einen ersten Eindruck von The Croat könnt ihr euch mit dem offiziellen Trailer verschaffen:
Mit dem Deutschland-Start des „The Walking Dead“-Spin-offs „Dead City“ bei MagentaTV findet eine der bis dato bedrohlichsten Figuren Einzug in die hiesige Serienlandschaft: The Croat. Als eine Art König von Manhattan hat er den New Yorker Stadtbezirk in eine Todesinsel umgewandelt, von der es kein Entkommen gibt – und damit verfolgt er einen teuflischen Plan, in dem Maggie und Negan (Jeffrey Dean Morgan) eine bedeutende Rolle spielen.
„Besonders verrückt“: Negan weiß um die Gefahr von The Croat
Nachdem The Croat Maggies Sohn Hershel (Logan Kim) entführt hat, muss sich die Hilltop-Anführerin mit ihrem Erzrivalen Negan verbünden – denn wie das altbekannte Saviors-Pfeifen aus dem Munde von The Croat verraten hat, verbindet sie eine gemeinsame Vergangenheit. Was genau dahinter steckt, erfahren wir erst gegen Ende der ersten Staffel. Im Serienauftakt gibt Negan nur so viel preis:
„Sagen wir einfach, dass es damals eine Menge Psychos in meiner Crew gab, aber er stach immer als besonders verrückter Hurensohn hervor.“
Gemeinsam reisen Maggie und Negan nach Manhattan, um Hershel zu befreien. Doch nach nur wenigen Schritten offenbart sich ihnen das Ausmaß des Bösen, das The Croat auf der Insel etabliert hat: Intrigante Fallen säumen die Straßen, die bei einem Moment der Unachtsamkeit sofort das Leben kosten können – und die verbleibenden Bewohner*innen New Yorks zwingen, sich über Seilbahnen fortzubewegen. Hinzu kommt, dass es der Bösewicht besser als jede andere Person versteht, Beißer-Horden mittels Musik und Lärm so zu manipulieren, dass er sie quasi problemlos steuern und zu seinen Zwecken missbrauchen kann.
Vom Weltuntergang gebrochen: Die traurige Vergangenheit von The Croat
Dass The Croat mit seiner Führungspolitik und seiner Leitlinie nicht nur das Leben seiner Feind*innen, sondern auch seiner Verbündeten gefährdet, nimmt er hemmungslos in Kauf. Wer denkt, dass sich bereits Negan in Staffel 6 bis 8 als unnahbar skrupellos erwiesen hat, wird das eigene Weltbild von The Croat erschüttert sehen – denn er kennt keine Grenzen, keine Empathie und erst recht keine Gnade.
Diese Merkmale lassen sich zum Großteil auf seine Vergangenheit zurückführen, die seinen Charakter schlicht und ergreifend gebrochen hat: Ursprünglich war The Croat – was übersetzt übrigens „der Kroate“ bedeutet und neben seinem Akzent und der Beherrschung der kroatischen Sprache darauf schließen lässt, dass er aus Osteuropa stammt – ein Wissenschaftler, der sich auf alternative Energien spezialisiert hatte.
Mit dem Ausbruch der Zombie-Apokalypse kam er mit seiner Frau Mia und den drei gemeinsamen Kindern Nika, Hana und Filip in einem Postamt unter. Während er sich auf Nahrungssuche begab, trieb der Hunger allerdings auch andere Menschen durch die Gegend, weshalb seine Familie in seiner Abwesenheit dem Kannibalismus anderer zum Opfer fiel.
Negan vs. The Croat: Aus Brüdern werden Feinde
Durch Zufall traf der suizidgefährdete The Croat auf Negan, der gerade im Begriff war, die Saviors zu gründen. Er nahm den Mann auf und freundete sich mit ihm an, bis The Corat ihn schließlich als „Buraz“ (zu Deutsch „Bruder“) bezeichnete. Negan sah in The Croat nicht nur einen engen Vertrauten, auch erkannte er dessen Talent, Menschen zu lesen und ohne Hemmungen zu quälen. Dementsprechend nahm The Croat die Rolle des Folterers ein.
Bei einer Gemeinde, die lediglich als „River People“ (handelt es sich hierbei womöglich um den Vorgänger von Oceanside?) bezeichnet wird, zeigte Negan ihm darüber hinaus, wie man einen Menschen mit einem Baseballschläger tötet. Die Macht, die Negan damit demonstrierte, veranlasste die Überlebenden der Gemeinde, ihm zu gehorchen, was für The Croat eine wichtige Lebenslektion darstellte.
Welch ein erbarmungs- und herzloses Monster Negan damit geschaffen hatte, wurde ihm erst bewusst, als The Croat entgegen seines Befehls ein junges Mädchen brutal folterte und schließlich kaltblütig ermordete. Eigentlich hatte Negan befohlen, das Kind freizulassen, da er glaubte, es handle sich schlichtweg um eine harmlose Herumtreiberin. Unter der Folter von The Corat gab sie jedoch vor ihrem Tod zu Protokoll, eine Spionin des Königreichs zu sein. Da sich The Croat durch diese Erkenntnis nur noch mehr in seinem grenzüberschreitenden Verhalten bestätigt sah, beschloss Negan, ihn zu töten – jedoch verfehlte er sein Ziel und zerfetze dem fliehenden The Croat lediglich das rechte Ohr.
Saviors 2.0: The Croat und seine Burazi
Das alles ereignete sich lange, bevor die Gruppe von Rick Grimes den Saviors den Krieg erklärte. Deshalb war The Croat auch nie in „The Walking Dead“ zu sehen. Zwischen der sechsten Staffel der Mutterserie und dem Beginn von „Dead City“ blieb The Croat genügend Zeit, um vom Sanctuary in Virginia nach New York zu reisen. Dort ließ er Manhattan zu einem Ort des Schreckens avancieren und gründete ein neues Sanctuary, das deutlich tyrannischere Züge annahm als das Vorbild von Negan. Statt der Saviors baute er eine Gruppe namens Burazi (zu Deutsch: Brüder) auf – angelehnt an den Spitznamen, den er einst Negan gab.
Mit Brüderlichkeit hat die Truppe allerdings wenig zu tun, denn The Croat schreckt nicht davor zurück, seine eigenen Leute zu töten. So musste Perlie Armstrong (Gaius Charles) beispielsweise mit ansehen, wie der Burazi-Anführer einen Untergebenen ermordet, weil er ihm verdorbenes Essen gereicht hat. Dass Menschen für ihn nichts als Ressourcen sind, beweist er auch damit, dass er das Methan aus Leichen nutzt, um die Stromversorgung von Manhattan zu sichern.
Des Weiteren tötete er einen fliehenden Gefangenen, der von Folternarben gezeichnet war, indem er die Schnur der Seilbahn durchtrennte. Im Anschluss amüsierte sich The Croat darüber, dass der Fall aus dem 20. Stock einen neuen Rekord darstellen würde. Andere Gefangene, darunter Perlie Armstrong, lässt er in Käfigen gegen Beißer antreten, um die Burazi zu unterhalten. Doch als wäre das nicht genug der Grausamkeit, zwingt er die Kämpfenden, zuvor Methan einzuatmen, wodurch ihre Wahrnehmung gestört wird.
Noch nicht das Ende: Kommt nach The Croat eine schlimmere Stufe der Boshaftigkeit?
– Achtung: Es folgen Spoiler zum Ende der ersten „Dead City“-Staffel –
Während es lange Zeit so wirkt, als sei The Croat der Anführer des Ganzen, kristallisiert sich gegen Ende der ersten Season heraus, dass über ihm noch The Dama (Lisa Emery) steht, die er mit seinem Vorbild Negan verbünden möchte – quasi als Mutter-Vater-Ersatz, wie er gegenüber Negan verlauten lässt. Ganz recht: The Croat hat Negan nicht auf die Insel locken lassen, um sich für den Mordversuch zu rächen, sondern um ihn als Führungskraft der Burazi zu etablieren.
Damit Negan diese Position neben The Dama eingeht, hat sie Hershel seines Zehs entledigt – so lässt sie Negan wissen, dass sie über Leichen derer geht, die ihm am Herzen liegen. Doch ist The Dama damit womöglich noch schlimmer als The Croat? Seine Psychosen machen ihn unvorhersehbar und damit zu einer blindläufigen Gefahr – The Dama wirkt allerdings nicht minder skrupellos und ist darüber hinaus deutlich machthungriger als ihr Untergebener… Wer letztendlich die Oberhand gewinnt, erfahren wir wohl erst in „The Walking Dead: Dead City“ Staffel 2.
Dass sowohl The Croat als auch The Dama nicht vor dem Tod zurückschrecken, ist kein Geheimnis. Doch auch andere Todesszenen haben das Zombie-Franchise geprägt. Wisst ihr noch, wie es dazu kam?