Die elfte Folge der neunten Staffel von „The Walking Dead“ stellt die zwei großen gegensätzlichen Fragen jeder Zombie-Apokalypse: Ist das Überleben das einzig übrige Ziel und jedes Mittel dazu recht? Oder muss es auch ein lebenswertes Leben geben, für das es sich zu sterben lohnt? Die Whisperers und das Kingdom geben darauf sehr unterschiedliche Antworten in zwei parallelen Erzählsträngen. Wir fassen die High- und Lowlights der Folge „Damit leben“ in unserem Review zusammen. Spoiler folgen!
„The Walking Dead“: Staffel 9 Folge 11 – Trailer
In Deutschland laufen die neuen Folgen von Staffel 9 immer montags auf dem Pay-TV-Sender Fox in der deutschen Synchronisation. Fox könnt ihr hierzulande unter anderem über Sky* und Sky Ticket Entertainment* empfangen. Bis Ende März bezahlt ihr dort momentan nur 4,99 Euro. Hier findet ihr alle Infos zu „The Walking Dead“ im Stream.
Wozu die Whisperers bereit sind, um zu überleben
Highlights des Whisperer-Erzählstranges: Alpha steht also mit ihrer ruchlosen Gefolgschaft vor den Toren Hilltops und fordert die Herausgabe ihrer Tochter Lydia im Tausch für ihre Geiseln Alden und Luke. „Ein guter Tausch“, belehrt Alpha den widerständigen Daryl, und droht, das Baby einer Whisperer-Frau als Lockmittel für eine Beißerhorde zu verwenden und dadurch zu opfern. Alphas grausame Überlebensmaxime wird überdeutlich, als sie der flehenden, aber hörigen Mutter mit einem Schulterzucken bedeutet, das schreiende Baby ungeschützt auf den Boden zu legen, um Hilltop zu erpressen. Den Stillen gehöre nun die Zukunft, meint Alpha, alle anderen werden nicht überleben – es sei einfach nur natürliche Auslese.
Aus Alphas ultrabrutalem, pseudodarwinistischem Befehl folgt denn auch die beste Szene dieser Episode von „The Walking Dead“, wenn die gehörlose Connie aus ihrem Versteck stürmt, das Baby aufhebt und damit in ein Maisfeld flüchtet: Der dumpfe Sound aus Connies Perspektive, die Ungewissheit darüber, wo der nächste Beißer auftauchen könnte, während das Baby immer mehr davon anlocken wird und die Rettung in letzter Sekunde durch die Freunde aus Hilltop fügte sich endlich mal wieder zu einer Action-Sequenz zusammen, in der die untoten Horden als echte, grauenhafte Gefahr spürbar wurden. Das ist leider noch immer eine Seltenheit bei den neueren Staffeln von „The Walking Dead“.
Lowlights des Whisperer-Erzählstranges: Wieder einmal ist es der verwirrte Teenager Henry, der mit seiner trotzigen Kopflosigkeit das Leben anderer in Gefahr bringt und damit für das Ärgernis der Woche sorgt. Sein Entschluss, Lydia während Daryls Geiselverhandlung freizulassen und damit den Tod eines Babys und den von Luke und Alden zu riskieren, übertrifft in Sachen Leichtsinn nur knapp seine zweite Fehlentscheidung der Episode: Weil er nicht damit leben kann, Lydia ihrem Schicksal zu überlassen, will er sie im Alleingang von den Whisperers befreien. Ach, Henry!
Fans der Walking-Dead-Comics wird zusätzlich ärgern, dass Henry zu allem Überfluss nun gute Chancen auf eine romantische Beziehung mit Lydia zu haben scheint, die ihn zum Abschied am Ende der Episode küsste – in der Originalgeschichte waren Lydia und Carl Grimes ein Paar, doch der wurde in der Serie bekanntlich am Ende von Staffel 8 durch einen Biss getötet.
Wozu das Kingdom bereit ist, um zu leben
Highlights des Kingdom-Erzählstranges: Ezekiel und sein Kingdom sind das nackte Überleben leid. Sie starten eine gefährliche Aktion, die ganz im Geiste von Zivilisation und Kultur steht. Aus einem Kino voller Beißer will der König und eine erlesene Kampftruppe eine Projektorlampe und einen Posterrahmen bergen: Auf einem großen Fest soll den Kindern von Hilltop, Alexandria und dem Kingdom nicht nur zum ersten Mal in ihrem Leben ein Film gezeigt werden, die Anführer der drei Gemeinschaften sollen außerdem – so Ezekiels hehres Ziel – eine gemeinsame Charta unterzeichnen, die eingerahmt werden soll. Ezekiel hat den Glauben und die Lust an einer lebenswerten Zukunft noch immer nicht aufgegeben, was ihm seine Kritiker immer wieder als unverbesserlichen Romantizismus vorwerfen, was Ezekiel zum Glück vollkommen egal ist.
Die Bergungsaktion im Kino ist nicht nur wegen der kulturbejahenden Gesinnung, der sie entspringt, ein hübscher Gegensatz zu der durch Alphas Fatalismus notwendig gewordenen Rettung des Babys in Hilltop. In Sachen Action funktioniert es dann doch wieder sehr gut, wenn „The Walking Dead“ dem Zombieschlachten den Ernst nimmt und Ezekiels schelmische Spezialeinheit zu Eddie Harris‘ Funk-Song „It’s all right now“ an die Arbeit geht. Todgeweiht ist die Gemeinschaft der Hoffnungsfrohen ja ohnehin – warum nicht ein wenig Spaß dabei haben?
Lowlights des Kingdom-Erzählstranges konnten wir nicht entdecken.
Fazit: Den nicht zu lösenden Gegensatz „Leben versus Überleben“ vermag auch die elfte Folge der 9. Walking-Dead-Staffel nicht abschließend zu beantworten, aber sie stellt die Antworten auf die wohl größten Fragen der Zombie-Apokalypse gekonnt gegenüber, indem sie zwei nur scheinbar unabhängige Geschichten parallel erzählt.
Die beiden Erzählstränge ergänzen sich großartig sowohl inhaltlich als auch ästhetisch. Alphas Gesinnung scheint vollkommen losgelöst von jeglichem moralischen Kompass zu sein, was ihre Whisperers noch vor dem Governor und Negan zur bislang schlimmsten Gefahr für die Zukunft in Hilltop, Alexandria und dem Kingdom machen könnte.