Auch in der 10. Folge der 7. Staffel von „Walking Dead“ bleibt die Serie der etablierten Erzählweise treu - viel Luft um nichts. Dabei hätte das Zombie-Epos ein paar Neuerungen bitter nötig. Bis dahin müssen wir uns mit dem zufrieden geben, was uns die Macher vorsetzen.
Die Folge beginnt im wahrsten Sinne des Wortes mit nichts. König Ezekiel (Khary Payton) und seine Untergebenen werden gewohnt großkotzig von den Saviors abgezogen. Dabei kommt es zwischen einem Handlanger und Richard zum Gerangel, bei dem Morgan (Lennie James) seinen Stock und Richard seinen Stolz verliert. Wie oft haben wir diese Art von Szene gesehen? Inzwischen müsste jeder verstanden haben, dass die Saviors böse und Ezekiel ein Feigling ist.
Walking Dead Staffel 7 Deutscher Start: So geht es weiter
Etwas interessanter wird es, als Richard Daryl (Norman Reedus) als neuen Verbündeten einspannt. Er stattet ihn mit einer Armbrust aus (Go, Daryl!) und weiht ihn in seinen Plan ein: Ausgerechnet Carol (Melissa McBride) soll benutzt werden, um König Ezekiel zum Handeln zu provozieren. Doch das war ein großer Fehler. Daryl schlägt Richard zusammen und droht ihm mit dem Tod, falls er nur ein Haar auf Carols Kopf krümmt. Moralisch integer ist Richard also nicht oder vielleicht ist er einfach nur zu verzweifelt, um diese Chance verstreichen zu lassen.
„Um Um Um“: Bizarre Rituale
Während sich im Kingdom die Fronten klären, erlebt Ricks (Andrew Lincoln) Truppe ein bizarres Abenteuer. Irgendwas wirkt mächtig seltsam, ja fast künstlich an dem Set-up, das uns hier präsentiert wird. Sind die Bewohner durch den chronischen Vitaminmangel zurückgeblieben oder warum reden sie mit dem Vokabular eines Vorschulkindes? Warum erstreckt sich die Müllhalde in perfekt symmetrischen Kreisen bis zum Horizont? Warum zum Teufel meint Rick, dass er völlig Fremde mit einem Wort auf seine Seite ziehen kann, ohne eine Gegenleistung zu bringen?
Walking Dead Staffel 7 Episodenguide
Ausgerechnet Gabriel (Seth Gilliam), der in der 9. Folge noch der große Verräter war, zeigt etwas Geistesgegenwart. Die Dienste der Fremden können sie nur durch eine Bezahlung erkaufen. Nun muss Rick nur noch beweisen, dass er es drauf hat. Dabei wird er einem zugegebenerweise cool aussehenden Stachel-Zombie mit Metallkappe zum Fraß vorgeworfen. Natürlich schafft er es, das Ungetüm mit dem umherliegenden Müll zu begraben. Welch Überraschung!
Was das jetzt mit seinen Führungsqualitäten zu tun hat und ob er überhaupt die Wahrheit sagt, scheint die Anführerin der selbsterklärten Faulpelze Jadis nicht zu stören. Sie schließt sich Rick an, jedoch nur unter der Bedingung, dass sie mit Waffen versorgt werden. Nun hat die Gruppe eine neue Mission, doch können sie ihre Versprechen, „alles möglich zu machen“, wirklich einlösen und der neuen Verbündeten vertrauen? Sind es womöglich die berüchtigten „Whisperers“ aus den Comics?
Daryl und Carol: Das Traumpaar ist zurück
Ein gutes hatte der Streit mit Richard. Daryl weiß nun, dass Carol ganz in der Nähe und nicht, wie Morgan behauptete, über alle Berge ist. Carol und Daryl verbindet seit jeher eine tiefe Freundschaft. Und als Daryl sieht, dass sie in ihrem abgeschiedenen Häuschen ihren Frieden gefunden hat, verschweigt er ihr, was Negan (Jeffrey Dean Morgan) der Gruppe angetan hat. Carols emotionaler Ausbruch deutet jedoch darauf, dass sie sofort ausrasten wird, wenn sie erfährt, was die Saviors Abraham und Glenn angetan haben. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Wahrheit ans Licht kommt.
Walking Dead Finale: Schock! Diese Figuren sind tot (Achtung, Spoiler!)
Apropo verborgene Motive: Warum behandelt Ezekiel Carol so königlich, obwohl sie nur spöttische Geringschätzung für ihn übrig hat? Hat er etwas ein Auge auf sie geworfen? Mal sehen, wie lange es dauert, bis zwischen den beiden was läuft.
Walking Dead Staffel 7 Folge 10: Fazit
„Walking Dead“ rühmte sich einst, nicht nur die Zombiekatastrophe, sondern auch die menschlichen Dramen realitätsnah darzustellen. Inzwischen sind die sozialen Zwischentöne zu bloßem Füllmaterial verkommen, die einen kaum mehr so mitnehmen wie früher. Stattdessen entfaltet „Walking Dead“ die beste Wirkung, wenn sich die Macher nicht allzu ernst nehmen und im B-Movie-Style das Zombie-Szenario exploitativ in Szene setzen. Woran mag das wohl liegen? Sind die Konflikte über die Jahre langweilig geworden, weil wir alles gesehen haben? Sind die Dialoge und Charakter zu hölzern? Oder ist der Plot einfach zu träge erzählt und an den Haaren herbeigezogen?
Die Anführerin der Müllmenschen hat es jedenfalls auf den Punkt gebracht: „Die Welt ändert sich und wir müssen es auch.“ Vielleicht sollten die Autoren sich diesen Spruch mal selbst zu Herzen nehmen. Oder vielleicht liegt es an uns, alles ein wenig lockerer zu nehmen und die aberwitzigen und peinlichen Momente zu akzeptieren? Dafür ist „TWD“ aktuell jedoch arm an Tempo und Action.
Wer jetzt dachte, dass es im 2. Teil der 7. Staffel von „Walking Dead“ vorbei mit den Bottle-Folgen ist, hat sich geirrt. In der Preview zur 12. Folge geht es um Eugene, der in der 8. Episode von Negan verschleppt wurde, wobei Negan an Dwights Treue zweifelt. Im obigen Video könnt ihr einen Blick auf die Ereignisse werfen.