Es ist eine Nachricht aus heiterem Himmel, die Fans der Netflix-Serie „The Witcher“ in Schockstarre versetzt: Henry Cavill wird die Serie verlassen.
Der Streaming-Gigant Netflix hat die schockierende Nachricht zu Henry Cavills Abgang geschickt in eine an sich positive Meldung verpackt. So wurde die immens erfolgreiche Fantasy-Serie „The Witcher“ um eine vierte Staffel erneuert:
„Es ist offiziell: ‚The Witcher‘ kehrt für eine vierte Staffel zurück – und Henry Cavill wird das Schwert an Liam Hemsworth als neuem Geralt von Riva nach Staffel 3 weiterreichen. Willkommen in der ‚Witcher‘-Familie, Liam Hemsworth!“
Das ist eine Meldung, mit der man als Fan mit Sicherheit nicht gerechnet hat. Noch am ehesten hätte man davon ausgehen können, dass Netflix die Serie – wie so oft – mit möglichen rückläufigen Streamingzahlen einstellt, als dass Hauptdarsteller Henry Cavill seinen Posten als Weißer Wolf räumt. Immerhin ist das die Rolle, die ihn quasi über Nacht vom Hollywoodstar zum Superstar katapultiert hat.
Und: Der 39-Jährige ist ein riesiger Fan der „Witcher“-Welt, liebt die Videospiele von Entwickler CD Projekt RED über alles, die Rolle des Hexers gehörte zu seinen absoluten Traumrollen. Wie Lauren S. Hissrich, Showrunner der „Witcher“-Netflix-Serie immer wieder betonte, war es Cavill, der direkt auf sie zukam, um die Rolle zu erhalten. Außerdem soll er sich stark in die weitere Entwicklung der Serie eingebracht haben, um der Rolle, so wie sie in der Romanvorlage von Autor Andrzej Sapkowski beschrieben und auch in den Videospielen dargestellt wird, gerecht zu werden.
Über Instagram hat sich der Schauspieler dazu geäußert:
„Es gibt einige Neuigkeiten vom Kontinent… Meine Reise als Geralt von Riva war sowohl mit Monstern als auch mit Abenteuern gefüllt; und leider werde ich mein Medaillon und meine Schwerter für Staffel 4 niederlegen. An meiner Stelle wird der fantastische Mr. Liam Hemsworth den Mantel des Weißen Wolfes überziehen. Wie bei den größten literarischen Figuren übergebe ich die Fackel mit Ehrfurcht vor der Zeit, die ich mit der Verkörperung von Geralt verbracht habe – und mit Begeisterung für Liams Darbietung dieses faszinierendsten und nuanciertesten aller Männer. Liam, guter Herr, diese Figur hat so eine wunderbare Tiefe, es wird Spaß machen, einzutauchen und zu sehen, was du finden kannst.“
Bleibt nur die Frage, ob die Fans einen solchen einschneidenden Wechsel an der Spitze der Fantasy-Serie annehmen werden oder mit Cavill gemeinsam aussteigen. Dass Nebencharaktere teilweise neu besetzt werden, kommt immer wieder vor, siehe „Game of Thrones“ und „Iron Man 2“, aber die Hauptrolle? Zumal Cavill sich die Rolle des Hexers zu eigen gemacht hat. Er spielt ihn nicht, er ist der Weiße Wolf. Da dürfte es Hemsworth enorm schwer haben, die Fans zu überzeugen. Zu seiner Verteidigung muss man aber sagen, dass auch Cavill im Vorfeld belächelt wurde. Also gilt es abzuwarten, was Hemsworth aus der Rolle macht.
Henry Cavill steigt aus „The Witcher“ aus: Was sind die möglichen Gründe?
Die ganz große Frage, die sich nun stellt, ist die nach den Beweggründen für Henry Cavills Ausstieg aus der Serie und der Rolle, die er abgöttisch geliebt hat. Welche Gründe sind groß genug, um ihn dazu zu bewegen, etwas hinter sich zu lassen, wofür er so hart gekämpft hat?
Wie mittlerweile bekannt ist, kehrt der britische Schauspieler als Superman auf die große Leinwand zurück. Einen Vorgeschmack gab es bereits in „Black Adam“ mit Dwayne Johnson. Unter der kreativen Führung des Duos James Gunn und Peter Safran soll das als DCU umgelabelte Comic-Universum von Warner neu aufblühen. An „Man of Steel 2“ soll angeblich mit Hochdruck gearbeitet werden. Cavill hatte immer betont, dass er bereit sei, das Kostüm des Superman erneut überzustreifen. Und im Interview mit Collider zeigte er sich überwältigt von dieser neuerlichen Gelegenheit:
„Das war ein besonders starker Moment für mich, ein bedeutender Moment. Ich konnte mir aussuchen, welchen Anzug ich tragen wollte und ich entschied mich direkt für den Anzug aus ‚Man of Steel‘. Der hat für mich die größte Nostalgie und die größte Bedeutung. Wenn man den Anzug überstreift und in diesem Gewand vor dem Spiegel steht, hat dieser eine ganz besondere Kraft, der man sich nicht entziehen kann – auch wenn man ihn selbst trägt. Mich selbst wieder in diesem Anzug zu sehen, war ein bedeutungsvoller Moment.“
Klar ist, dass Cavill mit der Rückkehr in das DCU mehr Zeit und Arbeit in Superman investieren muss, aber er war auch schon davor gut eingedeckt mit Arbeit neben „The Witcher“. So wird er im neuen „Highlander“ von „John Wick“-Regisseur Chad Stahelski mitwirken. Wie viele Projekte nun für Cavill als Superman anstehen, ist aktuell nicht bekannt. Neben einer „Man of Steel“-Fortsetzung wären durchaus größere Rollen in möglichen „Justice League“-Filmen denkbar, aber auch Cameo-Auftritte in anderen DCU-Filmen.
Die Rückkehr als Superman allein kann also kaum den Ausschlag gegeben haben. Schon eher eine weitere potenzielle Rolle im Dienste Seiner Majestät. Die Verantwortlichen der „James Bond“-Filme, Barbara Broccoli und Michael G. Wilson, suchen noch immer nach einem neuen Darsteller für den bekanntesten Leinwand-Agenten der Welt und eine neue Richtung, in die sich das Franchise bewegen soll. Klar ist, dass der neue 007 weiterhin britisch, männlich und erfahren sein muss. Es darf weder ein zu junger noch ein zu alter Schauspieler sein. Henry Cavill wäre nicht nur in den Augen vieler Fans perfekt für diese Rolle. Einziger Wermutstropfen: Er ist ziemlich bekannt und hat bereits etablierte Rollen in seiner Vita vorzuweisen.
Aber: Cavill stand schon einmal kurz davor, James Bond zu werden. Wie er im Happy Sad Confused-Podcast verriet, kam es gar zum Stechen zwischen ihm und Daniel Craig, der wahrscheinlich aufgrund seines Alters und seiner damals größeren Schauspielerfahrung den Zuschlag erhielt. Das erinnert an Pierce Brosnan, der erst das Nachsehen gegenüber Timothy Dalton hatte, bevor er dann später mit „Goldeneye“ doch noch seinen ersten furiosen Einsatz feiern durfte. Für Bond müsste Cavill definitiv viel Zeit aufbringen. Das könnte durchaus ein Grund sein, sich von der aufwendigen Netflix-Produktion zu verabschieden.
Ein weiterer Grund betrifft die „The Witcher“-Serie selbst: So hat der Filmemacher Beau DeMayo, ehemaliger Produzent und Autor im „Witcher“-Team auch für das Anime-Spin-off „Nightmare of the Wolf“, bei einer kürzlichen Fragerunde über Instagram (via Redanian Intelligence) verraten, dass es bei den Verantwortlichen der Netflix-Serie einige Leute geben soll, die sich sowohl über die Romanvorlage als auch die Videospiele von „The Witcher“ lustig machen und diese offensichtlich nicht gut finden würden:
„Das ist das Rezept für Katastrophen und eine schlechte Moral. Fantum dient als Lackmustest für das Ego und entlohnt die langen Nächte. Man muss das Werk respektieren, bevor man zu seinem Erbe beitragen kann.“
Fans haben stets die teils gravierenden Änderungen der Netflix-Serie kritisiert. Dazu ist Cavill jemand, der die Vorlage, vor allem die Videospiele liebt. Er wollte den Büchern gerecht werden und stieß damit offenbar auf Granit. Ältere Aussagen von Lauren S. Hissrich deuteten bereits auf kreative Konflikte im Hintergrund hin. Eventuell dürfte ihm die Richtung, in die sich Hissrich und das Team bewegen wollen, letzten Endes missfallen haben.
Auf den Schock erst einmal ein „The Witcher“-Quiz genehmigen: