Netflix arbeitet an einer familienfreundlichen Serie im „Witcher“-Universum. Nun reagierte die Produzentin auf die Kritik der Fans.
Die wohl erstaunlichste „The Witcher“-Meldung des „Tudum“-Fan-Events von Netflix war nicht etwa die offiziell angekündigte dritte Staffel, sondern das Vorhaben des Streamingdienstes, eine Kinderserie innerhalb der Welt von „The Witcher“ zu produzieren. Familienfreundliche Unterhaltung dürfte so ziemlich das Letzte sein, mit dem sich die Hitserie beschreiben lässt. Und weder die literarischen Werke von Autor Andrzej Sapkowski noch die Videospiele von CD Projekt Red gehören in Kinderhände. Ist der Plan von Netflix also ein Widerspruch in sich? Ein Verrat an der Vision Sapkowskis?
Mitnichten, findet zumindest Showrunner und Produzentin Lauren Schmidt Hissrich, die über Twitter auf die Kritik eines Fans reagierte, der vermutete, Netflix wolle mit der Kinderserie lediglich noch mehr Zuschauer*innen gewinnen:
„Ich stimme zu, ‚The Witcher‘ ist ein düsteres, erwachsenes Universum. Ich würde noch weiter gehen: Es ist kontrovers, politisch, ein Mikrokosmos der Menschheit im Guten wie im Schlechten. Aber ich glaube – glaube stark daran – dass die moralischen Dilemmas und ethischen Grauzonen, die Erwachsene so an diesem Universum lieben, in Geschichten umgewandelt werden können, die Kinder in dieser chaotischen Welt unbedingt brauchen – und von denen sie profitieren können. Ich sage das als Mutter eines Achtjährigen und eines Zehnjährigen. Sie haben mich angebettelt, die Serie schauen zu dürfen. Sie durften nicht. Sie ist nicht für sie geeignet, zu anspruchsvoll und zu düster, wie du gemeint hast. Aber wenn ich mit ihnen zusammensitzen und eine Version anschauen könnte, die sie lieben; eine, bei der sie lachen können; eine, bei der sie sich und ihren kleinen, aber bedeutsamen Platz auf der Welt verstanden fühlen; die aber auch als Basis für Themen wie Rassismus und Sexismus dient, und was es bedeutet, ein Monster zu sein und wie wir gegen diese trostlosen schwarzen Löcher der Menschheit ankämpfen können, damit jeder weiß, dass es einen Ort für sich gibt: Dann bin ich dabei.“
Ja, sie strebe ebenfalls danach, die Zielgruppe der Serie auszuweiten. Sie liebe die Welt von „The Witcher“ und sie wolle noch weit mehr Zuschauer*innen die Gelegenheit bieten, sich in das Universum zu verlieben – unabhängig vom Alter.
Ihr könnt den Start von „The Witcher“ Staffel 2 kaum erwarten? In diesem Video haben wir alle Infos für euch:
„The Witcher“ wäre nicht das erste Projekt mit familienfreundlichem Ableger
Es mag zwar auf den ersten Blick irritierend wirken, ein derartiges Universum wie das von „The Witcher“ in ein kinder- und familienfreundliches Werk zu übertragen, die Idee an sich ist aber im Grunde nicht neu. Dazu muss man lediglich einige Jahrzehnte in der Zeit zurückgehen – bis in die 1980er-Jahre. Da wurden etwa Filme produziert, die man heutzutage so wahrscheinlich kaum mehr durchgewunken bekommen würde. Denn nicht nur die Gewaltdarstellung, sondern auch die Botschaften und Weltanschauungen, die sie beinhalten, sind teils fraglicher Natur. Und doch gab es Cartoon-Ableger zu „Rambo“ und sogar zu „Robocop“.
Selbst die beliebte „Teenage Mutant Ninja Turtles“-Zeichentrickserie von 1987 ist im Grunde eine entschärfte Version des ursprünglichen Comics von Peter Laird und Kevin Eastman. Und Fans erinnern sich sicherlich gerne an Jim Carrey in „Die Maske“ von 1994. Der Film war lustig, voller genialer Effekte und recht familienfreundlich. Weiter entfernt vom Original könnte das gar nicht sein, denn Autor John Arcudis‘ Comic ist extrem brutal, blutig und ein echter Psychotrip.
Also, wenn es damals schon geklappt hat, warum nicht auch jetzt? „The Witcher“ Staffel 2 startet ab dem 17. Dezember 2021 über Netflix.
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