In der Welt von „The Witcher“ spielt das Recht der Überraschung eine entscheidende Rolle. Wir erklären euch, was sich hinter dem Begriff verbirgt.
Die Netflix-Serie „The Witcher“ steckt voller alter Sagen und Überlieferungen, die zwar erwähnt, aber meist nicht näher erläutert werden. Das trägt zwar durchaus zur Atmosphäre der Roman-Adaption bei, in Verbindung mit der komplizierten Zeitlinie fühlt man sich als Zuschauer aber hin und wieder etwas allein gelassen.
Die fehlende Erklärung fällt besonders beim sogenannten Recht der Überraschung ins Gewicht, schließlich spielt es innerhalb der Handlung eine wichtige Rolle. In der vierten Episode „Bankette, Bastarde und Begräbnisse“ wird der Brauch zum ersten Mal erwähnt, als Duny vom Erlenwald seinen Anspruch auf Prinzessin Pavetta erhebt. Dass Königin Calanthe daraufhin Duny umbringen lassen will, macht deutlich, dass sein Anrecht auf die Prinzessin offenbar ernst genommen werden muss.
Das Recht der Überraschung erklärt
Beim Recht, beziehungsweise dem Gesetz der Überraschung, handelt es sich um einen uralten Brauch der Menschen im „Witcher“-Universum. Es gibt dafür keine reale Vorlage, Andrzej Sapkowski, Autor der neun Hexer-Romane, hat dafür die Traditionen alter slavischer Sagen variiert. Das Recht findet in der Regel dann Anwendung, wenn eine Person der anderen das Leben gerettet hat. Das Besondere daran ist die vage Formulierung, durch die weder der Retter, noch der Gerettete weiß, welche Art der Belohnung es am Ende geben wird.
In der Kurzgeschichte „Eine Frage des Preises“, der Vorlage zur vierten Episode, heißt es dazu:
„Doch wollen wir nicht so tun, als hätten wir nicht schon von solchen Forderungen gehört. ‚Du sollst mir geben, was dir daheim als erstes entgegen kommt‘. Ihr wisst, das kann ein Hund sein, ein Hellebardenträger am Tor, sogar die Schwiegermutter, die darauf brennt, den heimkehrenden Schwiegersohn anzuschnauzen. Oder ‚Du sollst mir geben, was du daheim vorfindest, aber nicht erwartet hast‘. Nach langer Reise, ihr edlen Herren, ist das für gewöhnlich ein Buhle im Bett der Frau. Doch mitunter ist das auch ein Kind. Ein Kind, von der Vorsehung auserwählt“.
Dass besonders Geralt auf die Einhaltung des Brauchs beharrt, kommt nicht von ungefähr. Es heißt nämlich, dass Hexer seit jeher über das Recht der Überraschung ihren Nachwuchs rekrutiert haben. Angeblich wurde sogar Geralt auf diese Weise zu einem Hexer. Dass er am Ende der Episode seinerseits das Recht der Überraschung als Belohnung einfordert, geschieht deshalb eher aus einer Gewohnheit heraus. Dass er damit Ciris Ziehvater wird, kann wohl als Schicksal bezeichnet werden. In der Buchvorlage fordert Geralt von einem Händler noch einmal dieses Recht ein und Ciri ist erneut das Überraschungskind.