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„Tote Mädchen lügen nicht“: FSK – Ab welchem Alter ist die Serie geeignet?

„Tote Mädchen lügen nicht“: FSK – Ab welchem Alter ist die Serie geeignet?

Neuer Gesprächsstoff auf dem Schulhof steht an. Welche Altersfreigabe hat „Tote Mädchen lügen nicht“? Was sind die Risiken?

Kaum eine Coming-of-Age-Serie hat einen solchen Aufruhr bei Teenagern, Elternverbänden, Schulen und der Presse erzeugt. Die Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ hat keine Einschätzung der Freiwilligen Selbstkontrolle, sondern Netflix selbst empfiehlt eine Altersfreigabe von 16 Jahren. Die FSK für die zweite Staffel ist noch nicht bekannt, sondern wird am 18. Mai 2018 zu sehen sein, wenn die lange erwartete Fortsetzung ihre Premiere feiert. Hier könnt ihr den Trailer sehen:

Tote-Mädchen-FSK: Empfehlungen für Eltern & ihre Kinder

Niemand sollte sich die zweite Staffel ansehen, ohne die erste gesehen zu haben. Es sei denn, ihr habt das Buch von Jay Asher gelesen, auf dem die Serie basiert. In beiden Werken hinterlässt die Highschool-Schülerin Hannah Baker auf Audiokassetten 13 Gründe für ihren Selbstmord. Asher greift dabei wichtige Themen wie Mobbing, Missbrauch, Vergewaltigung und erste Liebe auf und zeigt, wie die Welt aussieht, wenn man sie mit einem Teenager-Gehirn betrachtet.

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Der Roman und seine gelungene Netflix-Adaption sind daher besonders wertvoll für Eltern, die vergessen haben, wie sich das Leben als Jugendlicher anfühlt und die Schwierigkeiten haben, mit ihren Teenagern ins Gespräch zu kommen.

Beide Erzeugnisse bergen aber auch das Risiko besonders für Betroffene, dass die Inhalte retraumatisieren, also eigene Erfahrungen aufwühlen. Dann können verdrängte Gefühle scheinbar unkontrollierbar zu wüten beginnen und Gedanken aufkommen, die negativ und insofern gefährlich sind.

Niemand sollte sich von einer Netflix-Serie vorschreiben lassen, ob er oder sie sich mit bestimmten Themen konfrontieren möchte. Die Serie hat möglicherweise einen nachhaltigen Einfluss auf euer Lebensgefühl und das kann ungeachtet eures Alters zum Problem werden.

Außerdem sind in der Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ auf Netflix zu den Themen Vergewaltigung und Suizid sehr realistische und explizite Szenen zu sehen, von denen man im Anschluss durchaus wünschen könnte, sie nicht gesehen zu haben. Das ist individuelles Empfinden und da kennt ihr euch selbst am besten und greift vielleicht besser zum Buch. Daraus ergibt sich:

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Die erste Empfehlung: Guckt die Serie gemeinsam!

Euch kann das Produkt kaum etwas anhaben, wenn ihr es gemeinsam mit euren Eltern und Freunden, Verwandten und Mitschülern anschaut. Wenn ihr dabei merkt, ihr fühlt euch nicht gut, schaltet aus und sprecht darüber, warum. Der große Verdienst der Produktion ist, dass sie uns vor Augen geführt hat, wie groß der Gesprächsbedarf über die dargestellten Inhalte in Wirklichkeit ist.

Und die Serie sie zeigt, warum Teenager manchmal „die Zähne nicht auseinander bekommen“ und über ihr Unglück nicht sprechen. Und auch deutlich macht, dass viele Dinge, die Erwachsene als unwichtig einstufen können, für Jugendliche mitunter das Ende der Welt bedeuten.

FSK 16 sinnvoll? Kann ich die Serie auch mit 14 anschauen?

Wir würden stark empfehlen, sich tatsächlich an die vorgeschlagene Altersgrenze von Netflix zu halten und bis dahin lieber das Buch zu lesen. Falls ihr aber die erste Staffel schon gesehen habt und unter 16 Jahren seid, könnt ihr euch natürlich auch die zweite Staffel ansehen und solltet das wahrscheinlich sogar tun.

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Dort wird hoffentlich die Thematik weiterhin sensibel aufgearbeitet. Grundsätzlich gilt hier die erste Empfehlung: Schaut es nicht allein und sprecht über eure Gefühle und Gedanken dazu. Falls ihr niemanden dafür findet, gibt es verschiedene Nummern und Adressen, an die ihr euch wenden könnt, auch eine Notfall-Seite von Netflix.

Netflix bietet diesmal auch eine Aftershow zur Folge an, in der die Schauspieler mit Fachleuten über die Themen sprechen. Diese zu verfolgen, ist sicherlich auch hilfreich, um das Gesehene besser zu verarbeiten.

Es ist definitiv keine spannende „Unterhaltungsserie“ – Netflix hat ein riesiges Angebot an anderen coolen Teenager-Serien, die ihr schauen könnt, bis ihr 16 werdet:

Verherrlicht die Serie Suizid?

Die Serie zeigt zu jedem Punkt, dass Selbstmord keine Lösung ist. Sie macht am Ende ganz klar, dass jeder Suizid eine schmerzhafte und einsame Sache ist und immer traumatisierte Menschen im Umfeld hinterlässt. Sie macht die Endgültigkeit und Sinnlosigkeit dieser Entscheidung deutlich.

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Die Vorwürfe, „13 Reasons Why“ würde Hannah Baker zur Heldin stilisieren und den Suizid verherrlichen, können wir so nicht nachvollziehen. Allein, weil am Ende der Serie ganz klar zu sehen ist: Hannah war nicht alleine oder ungeliebt, es hätte diverse andere Lösungen gegeben. Auch die Tragik, dass nur noch wir das sehen können und Hannah nicht mehr, hat die Serie nicht ausgespart.

Über die Reaktion im Rahmen dieser Debatte von Netflix in Form zweier Videos haben wir an anderer Stelle mehr gesagt.

Dem gegenüber steht aber die „Trigger-Gefahr“, die in jeder Folge für den einen oder anderen verborgen sein könnte. Was dann passiert, hat mit eurer Lebenssituation und nicht mit der Serie zu tun. Und jeder der möglichen Gründe, der verursacht, dass ihr euch schlecht fühlt, ist wichtig. Und bedeutet: Sprecht mit jemandem darüber, dem ihr vertraut. Wendet euch an eine Beratungsstelle. Handelt. Ihr werdet geliebt!

Erwachsene: Die Probleme sind real!

Wenn euer Teenager auf „Tote Mädchen lügen nicht“ abfährt, muss nicht gleich Grund zur Besorgnis vorliegen. Es handelt sich aber auch nicht um irgendeinen Serien-Hype, den man entweder verbietet oder toleriert. Hier geht es nicht um den grundsätzlichen Kampf zwischen Gut und Böse, sondern den alltäglichen Kampf gegen das Böse in uns und den Anderen und die Suche nach dem Guten, die Suche nach einer Identität und der Liebe.

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Und Erwachsene sind eigentlich dazu da, dabei Orientierung zu bieten. Nicht immer klappt das sehr gut. Niemand ist perfekt. Wenn aber unser Unvermögen daraus resultiert, dass wir unangenehme Themen vermeiden oder tabuisieren, dann mag die Serie nützlich sein, sich den Problemen unserer Teenager besser annehmen zu können, mehr Aufmerksamkeit zu spendieren, die Genervtheit mal abzuschalten und Verhalten neu zu hinterfragen.

„Tote Mädchen lügen nicht“: 13 Fragen für echte Experten

Unabhängig vom Alter: Persönliches Fazit der Autorin

Ich würde es nicht noch einmal ansehen. Nicht, weil die Serie schlecht ist, sondern weil sie mich wochenlang in unangenehme Stimmungen geworfen hat. Teilweise sehr plötzlich und unerwartet. Da schau ich dann doch lieber „Star Trek: Discovery“.

Natürlich werde ich aber nun auch die zweite Staffel ansehen, es gibt gar keine andere Option. Und ich hatte auch nicht wirklich die Wahl, die erste Staffel einfach abzubrechen. Die Serie hat einen unglaublichen Sog entwickelt, obwohl ich merkte, dass sie eigentlich gar nicht gut für mich ist und ich absolut kein Teenager mehr bin. Ich habe die ersten 12 Folgen recht zügig geschaut, aber drei Wochen gebraucht, bis ich das Finale angesehen habe.

Und dann war ich wirklich eine ganze Weile depressiv. Wegen einer Netflix-Serie. Daher: Einmal angefangen, hört ihr vermutlich nicht mehr auf und wenn ihr aufgrund eurer Erfahrungen vermuten könnt, dass einer dieser 13 Gründe triggert, überlegt euch das gut. Besonders für Menschen, die in ihrem Umfeld selbst Suizid erlebt haben, bietet die Serie wenig Mehrwert, aber umso mehr Schmerz.

Trotzdem: Von Anderen kann die Serie sicherlich auch als Krisenhilfe und Ermutigung gesehen werden. Definitiv hilft sie die Aufmerksamkeit auf wichtige Themen zu richten. Und die Antwort auf den Hype sollten nicht Einschränkungen und Verbote, sondern die Auseinandersetzung mit der Realität sein.

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