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„Vikings“ Staffel 5: Melancholisches Midseasonfinale deutet das Ende einer Ära an

„Vikings“ Staffel 5: Melancholisches Midseasonfinale deutet das Ende einer Ära an

Wir mussten viel zu lange auf die große Schlacht warten. Nun ist es so weit. Im Midseason-Finale der 5. Staffel von „Vikings“ erreicht der Bürgerkrieg seinen bisherigen Höhepunkt. Und doch fühlt sich die Folge ganz anders an, als wir es erwartet haben. Ein ungewöhnlich melancholischer erster Abschluss für eine wechselhafte Staffel.

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Erinnert ihr euch an die Kämpfe aus den ersten Staffeln? Auch damals ging es brutal zur Sache, doch das ganze Blutvergießen war mit dem euphorischen Entdeckerdrang der Wikinger verbunden. Ragnar hatte eine Vision. Er wollte sein Volk vorantreiben. In der 5. Staffel von „Vikings“ ist von dieser positiven Stimmung nur wenig übrig geblieben. Stattdessen zerfleischen sich die Wikinger in einem sinnlosen Bürgerkrieg selbst. Showrunner Hirst wählt im Midseasonfinale einen ungewöhnlichen Ansatz. Statt sich auf die Schlacht zu konzentrieren, bekommen wir in Flashbacks flüchtige Momente zu sehen, die die intimen Hoffnungen und Sehnsüchte der Figuren zeigen. Das mindert zwar die Spannung, doch dafür können wir uns gebührend von den Charakteren verabschieden. Diese Folge geizt nicht mit den Toden.

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Bruder gegen Bruder

Bevor es zur Sache geht, halten Hvisterk und Ivar einen letzten Plausch. Dabei wird klar, dass Hvisterk sich nicht aus Liebe auf Ivars Seite geschlagen ist, sondern aus reinem Machthunger. Er dachte, dass Ubbe zu schwach ist, und wendete sich dem scheinbar stärkeren Ivar zu. In dem Sinne ist Hvitserk genau das, was er befürchtete, ein treudoofer Hund. Hvitserk scheint seine Entscheidung inzwischen bitter zu bereuen. Auf dem Schlachtfeld trifft er auf Ubbe. Und statt zu kämpfen, bietet sich Hvitserk  quasi als Opfer an. Ubbe kann es jedoch  nicht übers Herz bringen, seinen Bruder zu töten. Seine Liebe ist größer. Doch wird das auch in Zukunft so bleiben?

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Die Bruderliebe zwischen Harald und Halfdan war dagegen nicht stark genug. Vor dem Kampf stimmen die beiden noch ein Lied aus alten Tagen an. Ganz so, als wären sie noch immer zusammen. Während der Schlacht verpasst Harald seinem kleinen Bruder überraschend den Todesstoß. Auch wenn Harald sich nicht wirklich darüber freut, für ihn ist der verräterische Bruder ein Hindernis auf dem Weg zum Thron. Halfdan erinnert sich in seinen letzten Minuten an die Abenteuer, die ihr mit Björn in der Wüster erlebte. Für ihn war das eine spirituelle Erfahrung, die mehr als alle Grabenkämpfe um Macht und Land bedeutet. Schade, dass er so früh sterben musste. Halfdan ist uns in den letzten Folgen ans Herz gewachsen und wir hätten ihm noch weitere Abenteuer mit Björn gewünscht.

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Astrid stirbt in den Armen ihrer wahren Liebe

Astrid wurde in der Serie als starke Kriegerin eingeführt. In der 5. Staffel  wird sie von Folge zu Folge mehr gedemütigt. Erst entführt sie Harald und nötigt sie in eine Vernunftehe. Dann wird sie von einer Gruppe von Fischern vergewaltigt. Durch die ungewollte Schwangerschaft verliert Astrid ihren letzten Lebenswillen. Sie hat Harald nie geliebt und sich von Schätzen und Prestige blenden lassen. Das merkt man vor der Schlacht, als Harald sie mit Liebesschwüren überschüttet, während Astrid nur kalt auf den erlösenden Tod wartet. Hat sie wenigstens Lagertha geliebt? Wir denken im tiefsten Herzen, ja. Das hat Astrid bewiesen, als sie Lagertha vor der drohenden Schlacht warnte und einen hohen Preis dafür zahlte. Warum Astrid sich gleich dem Tod hingeben muss, verstehen wir nicht ganz. Sie hätte auch zu Lagertha wechseln und das Baby abtreiben können. Doch vielleicht dachte Astrid, dass sie ihre Ehre verloren hat und nicht mehr zurückkehren kann. Astrid sah im Tod wohl ihren einzigen Ausweg. Lieber aufrecht sterben, als auf Knien leben.

Björn hat wieder Pech in der Liebe

Wir haben Björns neue Sami-Ehefrau viel zu kurz erlebt, um ihren Tod wirklich betrauern zu können. Schade eigentlich, sie gehörte zu den vielversprechendsten neuen Charakteren der 5. Staffel. Wir hätten gern mehr Einblicke in die Kultur der Sami gewonnen. Für Björn muss ihr Tod nichts Weitreichendes bereithalten. So ist er frei und umgebunden, um auf neue Abenteuer zu gehen. Und da Björn schon seine erste  Frau verloren hat, wird ihn das nicht komplett brechen. Hoffen wir zumindest.

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Torvi bangt um ihre Kinder

Torvi verliert in der Schlacht ihren Erstgeborenen Guthrum, der durch Hvitserks Hand fällt. Da es ganz danach aussieht, dass Ubbe und Torvi zusammenkommen, wird Hvitserk nach seiner Tat nicht mehr so einfach auf Ubbes Seite wechseln können, falls er mit dem Gedanken spielt. Zuhause erwartet Torvi ein weiterer Schock, der sich zum Glück als unbegründet erweist. Margrethe hat Torvis Kinder doch nicht wie befürchtet umgebraucht. Trotzdem könnte sie Torvi gefährlich werden. Wenn die geistig verwirrte Margrethe von der Affäre ihres Mannes erfährt, wird sie komplett ausrasten. Hoffentlich bedeutet das ihren Tod und nicht den von Ubbe, Torvi oder gar den unschuldigen Kindern. In den letzten Folgen ist Margrethe einfach nur unausstehlich geworden und wir würden uns freuen, wenn sie endlich mal stirbt.

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Der Tod hat ein Gesicht

Ivar hat viele gute Eigenschaften seines Vaters geererbt. Er ist gewitzt, furchtlos und willensstark. Doch er vermisst auch Ragnars weiche Seiten. Im Gegnsatz zu seinem Vater liebt Ivar nichts und niemanden. Ihm ist die Zukunft seiner Familie egal, ihm ist sein Volk egal. Ivar geht es nur um Rache und Machtdurst. Oder vielleicht ist selbst das ein Vorwand. Vielleicht ist Ivar nur ein Psychopath, der sich an Leid und Tod ergötzt. Am Ende sehen wir die Schlacht aus Ivars Perspektive. Für ihn sind  Menschen nur wandelnde Skelette, Spielfiguren, die er nach Herzenslust in seinen geliebten Krieg treiben kann. Ivars Temperament funktioniert vielleicht auf dem Schlachtfeld, aber als Verwalter von Kattegat kann man sich ihn nur  schwer vorstellen. Selbst wenn Ivar den Krieg gewinnt, als Herrscher hat er keine lange Zukunft vor sich.

Lagertha ist tot, zumindest im Geiste

Lagertha ereilt dasselbe Schicksal wie ihren geliebten Ragnar. Eigentlich hat sie genug von all den Schlachten, dem Leid und der Verantwortung, die auf ihr lastet. Am liebsten würde Lagertha in ihr altes einfacheres Leben als Farmerin zurückkehren. Doch dieses Schicksal ist ihr nicht vergönnt. Selbst das hohle Techtelmechtel mit Heahmund ist eher aus Verzweiflung geboren, als aus Leidenschaft. Lagertha ist einfach nur müde. Und als sie auch noch ihre letzte Vertraute Astrid töten muss,  scheint die Königin völlig gebrochen zu sein. Die letzten Staffeln wunderten wir uns, dass Lagertha noch so jung und frisch aussieht, während sich ihre männlichen Begleiter in gramgebeugten Rauschbartträger verwandelten. Diese Zeiten sind nun endgültig vorbei. Selbst Björn kann seine Mutter am Ende nicht mehr wiedererkennen, als sie mit schlohweißen Haaren wie eine verrückte Greisin in der Ecke kauert. Kann Lagertha ihren alten Lebenswillen zurückgewinnen? Wir denken, dass Lagerthas Ende kurz bevor steht. Ivar hat zwar über sie triumphiert. Doch statt die grausame Mörderin seiner Mutter wird er nur eine mitleiderregenden Hülle richten. Ein hohler Triumph, wenn ihr uns fragt.

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Rollo ist wieder zurück: Auf welche Seite stellt er sich?

Am Ende sehen wir, dass Rollo überraschend zurückkehrt. Und sein entschlossenes Gesicht lässt nichts Gutes vermuten. Wird er sich auf Hvitserks und Ivars Seite stellen? Immerhin hat er ihnen mit seinen Soldaten zum Sieg verholfen? Oder wird er sich Björn anschließen, da sie die engste Beziehung pflegten? Oder geht es ihm um seine eigenen Ambitionen? Rollo wollte schon immer Kattegatt regieren, womit er sich regelmäßig mit seinem Bruder Ragnar anlegte. Vielleicht denkt Rollo, dass seine Zeit gekommen ist und er in den Wirren des Bürgerkriegs eine Chance auf den Thron hat. Wir sind schon gespannt, wie er sich in die Ereignisse einmischt.

Flokis neue Gesellschaft scheitert

Am Anfang scheint die Geschichte von Floki und den isländischen Auswanderern nicht viel mit den Ereignissen in Kattegat zu tun zu haben. In Wirklichkeit spiegelt Flokis Situation genau dieselben Verhältnisse wider, an denen die heimatliche Gesellschaft krankt. Nachdem die Streitereien der verfeindeten Familienclans zum Tod eines jungen Mannes führen, setzt das eine Gewaltspirale in Gang, die den Frieden auf Island gefährdet. Floki hatte gehofft, dass im „Land der Götter“ alles anders wird und sie eine bessere Gesellschaft aufbauen. Doch die niederen Instinkte der Menschen haben die Überhand gewonnen. Am Ende bietet sich Floki selbst als Opfer für die Götter an. Wir hoffen natürlich, dass er nicht wegen so einer dummen Streiterei stirbt. Floki gehört noch zu den wenigen Figuren der ersten Stunde, an denen man sich nicht satt sehen kann. Anderseits ist seine Geschichte in Island nicht so spannend, wie wir gedacht haben, und so abgelöst von dem Rest wirkt das alles etwas deplaziert. Floki funktioniert einfach besser, wenn er sich in das Treiben der anderen Hauptfiguren einmischt. Wir hoffen, dass sich das Blatt in Island noch wendet.

Fazit: Geht die Ära der „Vikings“ zu Ende?

Im Grunde rechnet Michael Hirst im Midseasonfinale mit der Gesellschaft der Wikinger ab. Von der Aufregung der ersten Tage, dem Entdeckerdrang, der Faszination für fremde Kulturen ist nicht viel übrig. Stattdessen regieren Pessimismus, niedere Instinkte und Melancholie die Serie. Falls Floki und Lagertha im zweiten Teil der 5. Staffel sterben, ist das Herz der Serie in Gefahr. Ivar ist zwar charismatisch, aber so wirklich mitleiden kann man mit seinen grausamen Abenteuern nicht. Zudem sind mit Astrid, Halfdan und Guthrum  einige sympathische Figuren gestorben, die eigentlich noch viel Potential gehabt hätten. Am Ende fragt man sich, was nach dem großen Bürgerkrieg noch von den „Vikings“ übrig bleibt?

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Die 5. Staffel hat einen durchwachsenen Eindruck gemacht. Es gab zwar einige packende Folgen, aber auch viele Längen. Die einzelnen Lager sind inzwischen so zersplittert, dass die Folgen oft zerfranst und zusammengewürfelt wirken - siehe die britische Handlungslinie, die bis aufs Futter für Ivars Triumph nicht viel Neues geboten hat. Und auch Flokis Reise hat bisher nur wenig Interessantes beigetragen. Michael Hirst plante die Serie ursprünglich mit der Entdeckung Amerikas Enden zu lassen. Die 6. Staffel ist bereits angekündigt. Vielleicht wäre es ja der richtige Zeitpunkt, die Serie an diesem Punkt enden zu lassen. Nachdem der Bürgerkrieg abgeschlossen ist, kann Björn Amerika entdecken, während Ivar sich die Zähne an Alfreds vereintem England ausbeisst. Wir werden sehen.

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