Die 6. Folge von „Westworld“ Staffel 2 hat die Handlung deutlich vorangetrieben. Dabei sorgte der Cliffhanger wie so oft dafür, dass wir die Mechanismen des Parks komplett neu durchdenken müssen. Was hat die überraschende Rückkehr für die kommenden Folgen zu bedeuten?
Dass Ford (Anthony Hopkins) trotz seines Todes Einfluss auf den Park nimmt, ahnten wir schon lange. Dass wir ihn in Persona wiedersehen, hat uns trotzdem überrascht. Nachdem sich Bernard (Jeffrey Wright) und Elsie (Shannon Woodward) in das Rechenzentrum von „Westworld“ einhaken, trifft Bernard in einer virtuellen Welt auf Maestro Ford (Anthony Hopkins). Der Park-Schöpfer hat offensichtlich sein Bewusstsein in das Programm des Parks transferiert, wo er selbst nach seinem körperlichen Tod die Fäden zu ziehen scheint. Doch zu welchem Zweck holt Ford Bernard zu sich? Ist das der Startschuss für eine neue Phase von Fords Masterplan? Das würde auch erklären, warum Bernard in der Zukunft Erinnerungslücken aufweist.
Fragt sich nur, was noch vom alten Ford übrig geblieben ist. James Delos (Peter Mullan) ist ein warnendes Beispiel dafür, was bei dem Transfer des menschlichen Verstandes schiefgehen kann. Doch das muss nicht zwingend heißen, dass auch Programm-Ford verrückt geworden ist. Sein Bewusstsein wurde nicht bloß in einen neuen Körper übertragen, sondern mit einer virtuellen Intelligenz verschmolzen. Ford erreicht dadurch eine neue Daseinsebene, die unsere Definition von Menschlichkeit übertrifft. Welche Folgen das für den Park hat, ist an diesem Punkt der Handlung nicht absehbar. Wir sind schon gespannt, was der virtuelle Ford Bernard zu sagen hat.
Maeve steht vor einer schmerzhaften Erkenntnis
Nach dem blutigen Intermezzo in der Shogun-Welt - das leider wie erwartet nur eine dekorative Randnotiz bleibt - kehren Maeve (Thandie Newton) und ihre bunte Truppe nach Westworld zurück. Dort finden sie endlich ihre Tochter, nach der sich Maeve so lange gesehnt hat. Die Begegnung wird zur bitteren Enttäuschung. Das umprogrammierte Mädchen hat ihre alte Mutter längst vergessen und liebt bereits eine neue. Wird Maeve dem Mädchen seine Gefühle lassen oder es dazu zwingen, sich an Maeve zu erinnern? Irgendetwas sagt uns, dass Maeve ihr Kind aufgeben muss, um sich selbst zu finden. Analog zu Fords Idee, dass wir erst durch unser Leid zu Menschen werden.
Bevor Maeve über die Konsequenzen dieser Begegnung nachdenken kann, wird die Farm von den Indianern der Ghost Nation überfallen. Der Chief will Maeve jedoch nicht schaden, sondern mitnehmen. Wir haben bereits in den vorherigen Episoden gesehen, dass die Mitglieder der Ghost Nation menschliche Besucher in Sicherheit bringen. Doch von wem stammt diese Agenda und warum bitten sie ausgerechnet Maeve mitzukommen?
Die Allianz der menschlichen Begleiter wird bei dem Kampf auf eine harte Probe gestellt. Während Lee trotz seiner Sympathien gegenüber Maeve das Rettungskommando kontaktiert, entscheidet sich Felix dafür, ihr zu helfen. Ob das nun vom Stockholm-Syndrom oder authentischen Gefühlen herrührt, sei mal dahingestellt. Es ist trotzdem schön, zu sehen, dass Hosts und Menschen füreinander und nicht nur gegeneinander kämpfen können.
Kann Emily ihren Vater retten?
Emily hat ihren Vater gerade erst gefunden, nur um ihn kurz darauf wieder zu verlieren. Dafür erfahren wir in einem kurzen Lagerfeuergespräch mehr über die wahre Persönlichkeit des „Men in Black“. William (Ed Harris) hält, laut Emily, die Fassade eines freundlichen Saubermannes aufrecht. Erst als Erwachsene konnte sie durchschauen, warum ihre Mutter wirklich Selbstmord begangen hat. Emily ist trotzdem genauso besessen vom Park wie ihr Vater. Selbst wenn William abhaut, Emily wird ihn versuchen, zu retten. Ob er nun will oder nicht.
Wer kontrolliert hier wen?
Zu Beginn der Folge sehen wir eine Szene, die sich so schon mehrmals wiederholt hat. Bernard/Arnold befragt in einem kahlen Raum die alte, naive Dolores (Eva Rachel Wood). Später stellt sich heraus, dass es genau umgekehrt ist. Nicht Dolores wird getestet, sondern Bernard. Das stellt unsere bisherigen Vorstellungen davon auf den Kopf, wer die Macht in der Konstellation hat. Da wir nicht genau sagen können, in welcher Zeitebene die Szene spielt, bleibt diese Begegnung erstmal ein Rätsel.
Dolores scheint zu bereuen, dass sie Teddy zur skrupellosen Tötungsmaschine umprogrammiert hat. Denn ihr Geliebter ist dadurch unabhängiger geworden. Könnte das zum endgültigen Bruch des Paares führen? Aktuell herrscht noch Frieden in der Gruppe, da sie mit der Rettung von Dolores Vater Peter Abernathy beschäftigt sind. Jetzt beginnt ein Rennen gegen die Zeit. Wird Charlotte die Informationen rechtzeitig extrahieren können oder macht Dolores ihr einen Strich durch die Rechnung?
Fazit
Die 6. Folge liefert einen großartigen Midseason-Twist, der die Handlung für die finalen Folgen vorbereitet. Dabei gelingt es „Westworld“ unsere Erwartungen zu unterwandern und die Karten für die zukünftigen Ereignisse neu zu mischen. An diesem Punkt können wir nur erahnen, wie es mit der Welt von „Westworld“ weitergeht. Eins ist aber sicher, es bleibt spannend. In dem Vorschau-Video könnt ihr einen ersten Blick auf die kommende 7. Folge werfen.