Es ist das erfolgreichste deutsche Sachbuch der Nachkriegszeit: Die Geschichte der Christiane F. in „Wir Kinder vom Bahnhoof Zoo“ (1978) gilt heute noch als Pflichtlektüre an deutschen Schulen. Die biografische Erzählung über das Leben und die Situation drogenabhängiger Kinder und Jugendliche erschüttert und berührt bis heute Millionen Leser weltweit. Drei Jahre nach der Buchveröffentlichung folgte mit „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ der zugehörige Spielfilm, in dem die deutsche Schauspielerin Natja Brunckhorst die Hauptrolle übernahm. Wir verraten euch, wie die Darstellerin über vier Jahrzehnte später aussieht und welche Projekte sie aktuell beschäftigen.
„Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“
Der Spielfilm von Ulrich Edel erzählt aus dem Leben der Christiane Felscherinow aus Berlin-Gropiusstadt, die 1975 erstmals mit Drogen in Berührung kommt und die beginnende Sucht nach kurzer Zeit nicht mehr kontrollieren kann. Schon mit 14 Jahren beginnt sie, sich zu prostituieren, um ihre Drogensucht finanzieren zu können. Ihre engste Bezugsperson ist ihr Freund Detlef, der ebenfalls heroinabhängig ist und als Stricherjunge am Bahnhof Zoo der Prostitution nachgeht.
Natja Brunckhorst in jungen Jahren
Natja Brunckhorst war gerade einmal 14 Jahre alt, als sie für die Rolle der Christiane F. vor der Kamera stand. Von den Kritiker*innen wurde sie für ihre schauspielerische Leistung hochgelobt, der Film wurde 1981 außerdem mit der Goldenen Leinwand und beim Montreal World Film Festival ausgezeichnet. Brunckorst wurde damit über Nacht berühmt und hatte mit dem plötzlichen Ruhm schwer zu kämpfen. Einige Jahre später zog sie alleine nach London, um dort eine Schauspielschule zu besuchen. Außerdem arbeitete sie als Model in Paris.
Natja Brunckhorst heute
Über vier Jahrzehnte später hat sich die Schauspielerin, die heute noch mit ihrer Rolle als „Christiane F.“ in Verbindung gebracht wird, stark verändert. Bis 1991 hat sie an der Schauspielschule in Bochum ihr Schauspielstudium absolviert und stand daraufhin in Filmen wie „Babylon – Im Bett mit dem Teufel“ und „Tiger, Löwe, Panther“ vor der Kamera. Nach einer überwundenen Krebskrankheit begann sie im Jahr 1998 als Drehbuchautorin und Regisseurin zu arbeiten.
Schauspielerin, Drehbuchautorin und Produzentin
Im Jahr 2001 wurde sie für das Drehbuch ihres biografischen Films „Wie Feuer und Flamme“ mit der Lola ausgezeichnet. Nebenbei arbeitete sie weiterhin als Schauspielerin und übernahm an der Seite von Benno Fürmann und Franka Potente eine Rolle in dem Film „Der Krieger und die Kaiserin“.
„Amelie rennt“
2012 gründete sie ihre eigene Produktionsfirma Green Room Film. Ihr letztes Drehbuch schrieb sie für den Film „Amelie rennt“, der im September 2017 in die deutschen Kinos kam. Das Drama feierte zuvor auf der Berlinale Premiere und wurde auf diversen Festivals mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Weitere zukünftige Projekte
In der Pipeline steht aktuell der Film „Zwei zu eins“, eine Komödie über Kapitalismus und Sozialismus. Außerdem befindet sich ein weiteres Spielfilmprojekt mit dem Titel „Der Müll, der Unfug und die Liebe“ in der Entwicklung, bei dem Brunckhorst Regie führen wird. Das Drehbuch stammt ebenfalls von ihr.
© Christian Marquardt / Getty Images Entertainment
„Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ als TV-Serie
Am 19. Februar 2021 ist bei Amazon die Serie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ gestartet, Brunckhorst ist allerdings nicht involviert gewesen. Die Drehbuchautorin Annette Hess („Ku’damm 56“, „Weissensee“) hat sich dem Stoff erneut angenommen und das serielle Skript verfasst.
Natja Brunckhorst & Christiane F.
Mittlerweile hat sich Brunckhorst längst damit arrangiert, für viele immer noch die „Christiane F.“ zu sein: „Solange auf meinem Grabstein nicht ‚Christiane F.‘ stehen wird, kann ich damit leben“, verriet Brunckhorst gegenüber dem Forum. Ein paar Jahre nachdem der Film veröffentlicht wurde, kam es übrigens zu einem Zusammentreffen der Schauspielerin mit der echten Christiane F. Bei einem Konzert in Berlin trafen die beiden Frauen aufeinander. Bislang ist es allerdings bei diesem einen Treffen geblieben, auch wenn Brunckhorst einer zweiten Begegnung gegenüber offen wäre.
Engagement in Schulen
Die Schauspielerin und gebürtige Berlinerin lebt und arbeitet mittlerweile in München. Gelegentlich besucht sie Schulen, um dort mit den Schülern über den damaligen Film und die Drogenproblematik zu sprechen. Ihr sei es dabei besonders wichtig, in den Dialog zu treten und nicht den pädagogischen Zeigefinger zu erheben. Brunckhorst selbst hat nie Drogen probiert und ist froh, dass ihre Tochter Emma mittlerweile ihr Bachelor-Studium abgeschlossen hat und ohne solche Probleme durch die Pubertät gekommen ist.