Zarah - Wilde Jahre: Die ZDF-Serie mit Claudia Eisinger als feministische Journalistin trifft perfekt den Zeitgeist der frühen 70er als Zeit des Umbruchs.
Die Serie ist im Grunde ein Spielfilm in sechs Folgen und erzählt die Geschichte einer Journalistin Anfang dreißig, die zur stellvertretenden Chefredakteurin der größten deutschen Illustrierten bestellt wird. Die Handlung spielt 1973, als die Welt noch in Ordnung war; jedenfalls aus...
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Besetzung und Crew
Regisseur
Richard Huber
Produzent
Jan Kromschröder,
Lasse Scharpen,
Eva Holtmann
Darsteller
Claudia Eisinger,
Uwe Preuss,
Torben Liebrecht,
Jörn Hentschel,
Ole Puppe,
Svenja Jung,
Theresa Underberg,
Milena Dreißig,
Martin Horn,
Leon Ullrich,
Sarina Radomski,
Magdalena Helmig
Drehbuch
Eva Zahn,
Volker A. Zahn
Kamera
Robert Berghoff
Schnitt
Knut Hake
Casting
Iris Baumüller
Kritikerrezensionen
Zarah Kritik
Die ZDF-Serie mit Claudia Eisinger als feministische Journalistin trifft perfekt den Zeitgeist der frühen 70er als Zeit des Umbruchs.
Die Serie ist im Grunde ein Spielfilm in sechs Folgen und erzählt die Geschichte einer Journalistin Anfang dreißig, die zur stellvertretenden Chefredakteurin der größten deutschen Illustrierten bestellt wird. Die Handlung spielt 1973, als die Welt noch in Ordnung war; jedenfalls aus Sicht der Männer. Entsprechend viele Neider hat Zarah Wolf in der maskulin dominierten Redaktion. Schon der Vorspann, in dem eine Schreibmaschine von einem Lippenstift zertrümmert wird, verdeutlicht den Orkan, der durch die Redaktion fegen wird. Allerdings beißt die Neue erst mal auf Granit: Die sexistischen Kollegen behandeln sie mit offener Feindseligkeit. Als Zarah heimlich dafür sorgt, dass das sexistische Titelfoto der nächsten Ausgabe ausgetauscht wird, ist sie ihren Job gleich wieder los; doch dann geht die Auflage durch die Decke, und sie kehrt triumphierend zurück. Die Serie funktioniert zwar auch, wenn man kein Kind der Siebziger ist, aber sie dürfte Menschen jenseits der fünfzig doppelt so viel Spaß machen, zumal Klassiker von Bands wie Deep Purple, The Doors und den Rolling Stones für die passende Atmosphäre sorgen; Kleidung und Einrichtung tun ein Übriges. Im Unterschied zu vielen historischen Produktionen, in denen die authentische Ausstattung mitunter allzu demonstrativ zur Schau gestellt wird, stellt sich der Zeitgeist hier eher beiläufig ein (Szenenbild: Zazie Knepper). Gleiches gilt für die aus heutiger Sicht wahlweise rückständig oder radikal wirkenden Haltungen der verschiedenen Figuren. Sie müssen ihre Positionen nicht deklamieren, weil sie aus ihrer Sicht selbstverständlich sind; das haben Eva und Volker A. Zahn (Buch) und Richard Huber (Regie) ganz vorzüglich gelöst. Klugerweise hat das Trio darauf verzichtet, die Titelfigur zur verbissenen Emanze zu machen. Zarah ist eine Frau mit Prinzipien, aber ohne Scheuklappen; und dank Claudia Eisinger nicht nur sehr rothaarig, sondern auch ziemlich attraktiv. Nicht alle Rollen sind so gut gelungen. Gerade die Kollegen in der Redaktion wirken zum Teil recht schlicht, allen voran der cholerische Leiter der Grafik, den Leon Ulrich fast ausnahmslos schreiend spielt; andererseits haben die Figuren dank der anfänglichen Eindimensionalität die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Das gilt auch für die zunächst wie ein Fremdkörper wirkenden Szenen mit Zarahs kleinbürgerlicher Mutter (Imogen Kogge). Andererseits erklären gerade die krassen Gegensätze zwischen den Generationen die Rebellion der 68er. Gleichzeitig sind die Themen der Serie von großer Aktualität: weil viele Aspekte der damals angestrebten Gleichberechtigung auch heute noch täglich aufs Neue erkämpft werden müssen. Angesichts nicht nur des Anspruchs, sondern auch der teilweise deftigen Dialoge erscheint die ZDF-Kombination mit der Familienserie „Das Pubertier“ recht gewagt. tpg.