Bud Spencer hat meine und sicher auch die Jugend vieler anderer Semester geprägt wie kein zweiter Schauspieler. Jetzt ist die Zeit gekommen, um sich zu verabschieden.
Es ist etwa fünf Jahre her, dass mich ein Freund anrief und mir sagte, ich solle mich so schnell wie möglich im Berliner KaDeWe einfinden, dort signiere Bud Spencer seine gerade erschienene Biographie. Ohne recht zu wissen, was mich erwarten würde machte ich mich auf den Weg und fand mich bald in einer nicht enden wollenden Schlange in einer Buchhandlung namens Hugendubel wieder.
Um mich herum hielten alle ehrfürchtig ihr Exemplar von „Mein Leben, meine Filme“ in den Händen und ich begann mich daran zu erinnern, wie mein Vater im Jahr 1986 bewies, dass er in Punkto moderne Technik seinerzeit auf dem Zenit war und einen gebrauchten Videorekorder in das Regal unter unserem Röhrenfernseher stellte. Jetzt brauchte es nur noch einen passenden Familienfilm, der meinen Eltern auch für meine damaligen sechs Lenze unbedenklich erschien.
Freigegeben ab 6 Jahren: Ein bärenstarker Typ
Aufgenommen wurde aus dem ersten deutschen Fernsehen „Zwei bärenstarke Typen“ und mein eigener Horizont, der bislang in Sachen TV nur die Sesamstraße kannte, erweiterte sich auf einen Schlag enorm. Meine Eltern lachten über die irrwitzigen Wortspiele von Synchro-Papst Rainer Brandt; mir reichten die Backpfeifen und Fausthiebe des so grummeligen wie gutherzigen Bären auf dem kleinen Bildschirm schon völlig aus, um mich nicht nur in Actionkomödien wie „Das Krokodil und sein Nilpferd“ oder „Vier Fäuste gegen Rio“, sondern auch in das Medium Film an sich zu verlieben.
Später machten mir die Makrobiutiker aus „Buddy haut den Lukas“ zwar noch etwas Angst, doch ich lernte schnell, dass Bud Spencer auch mit diesen Käse-Yogies ohne Probleme fertig wird und dass es rein gar nichts zu geben scheint, was den hungrigen Riesen irgendwie aus der Ruhe bringen könnte.
Ein Höllenhund auf dem Weg in den Himmel
Die so simple wie grenzenlos positive Botschaft verfehlte ihre Wirkung nie. Bud Spencer war stets der Gute, der die Armen und Schwachen vor dem Bösen dieser Welt beschützte - auch wenn er eigentlich lieber ein Omelette mit 20 Eiern verspeist hätte. In diesem Sinne sind sowohl die Filme mit seinem kongenialen Partner Terence Hill als auch seine Solo-Arbeiten in Wahrheit waschechte Feelgood-Filme, auf die in jeder Lebenslage Verlass ist.
Und auch heute noch schalte ich auf Kabel1 nicht um, wenn Kommissar Plattfuß mit seinem Assistenten Caputo in eine Eisdiele hineinkracht, wenn ein Kellner die Quittung für gefährliches Flambieren in der Öffentlichkeit in Form des legendären Dampfhammers in die Gewürzgurke gezwiebelt bekommt oder wenn Banana Joe Senor Torte aus dessen eigenem Club schmeißt.
Ob meine Cousins und ich nun Kinder waren oder uns als Mittdreißiger im hier und jetzt wieder treffen, der ein oder andere Spruch aus dem üppigen filmischen Werk von Bud Spencer fällt immer und spätestens wenn „Vier Fäuste für ein Halleluja“ eingelegt wird, kommt neben all den Lachern auch dieses wohlige Gefühl von früher wieder zurück.
Genau wie an jenem Berliner Nachmittag bei Hugendubel, als ich Bud Spencer schließlich mein Buch reichte und er mit seiner für einen damals über 80 Jahre alten Mann immer noch sehr massigen Hand drei Buchstaben auf die erste Seite schrieb: BUD. Ich ging stolz nach Hause und sagte allen, die es wissen wollten oder nicht, ich habe den Helden meiner Kindheit getroffen.
Heute müssen nicht nur ich und meine beiden Cousins, sondern auch viele weitere Fans von Bud Spencer Abschied nehmen, zum Glück in der Gewissheit, dass Carlo Pedersoli im Kreise seiner Familie im Alter von 86 Jahren friedlich und ohne Schmerzen eingeschlafen ist. Der Koch im Himmel kann sich jetzt schon mal auf Überstunden einstellen.