In einem Interview sprach Liam Neeson über seinen kommenden Film „Made in Italy“, die Arbeit mit seinem Sohn Micheál Richardson sowie über seine weitere Zukunft als Actionstar. Dabei betonte er noch einmal sein Vorhaben, Actionfilme drehen zu wollen, bis sie ihm eine Gehhilfe reichen.
Selbst mit bald 70 Jahren lässt es Liam Neeson nicht ruhig angehen: Satte sieben Filmprojekte mit ihm sind entweder in Planung oder bereits abgedreht; sechs davon sind entweder Thriller oder Actionfilme. Ganz klar, der 68-Jährige fühlt sich wohl in seiner neuen Karriere als Actionstar, die vor 13 Jahren mit „96 Hours – Taken“ begann. Und wie es dazu kam, dass ausgerechnet der einfühlsame Charakterdarsteller Neeson diese Actionrolle erhielt, erzählte er nun in einem Interview mit Entertainment Weekly.
Seine 2009 nach einem Skiunfall gestorbene Ehefrau Natasha Richardson war mit dem Film „The White Countess“ auf dem Shanghai International Film Festival (SIFF) vertreten und Neeson begleitete sie. Wie es der Zufall wollte, war der französische Filmemacher Luc Besson, der „96 Hours“ produzierte, in dem Jahr Juryvorsitzender beim SIFF.
„Ich hatte das Drehbuch zu ‚96 Hours‘ gelesen und ging dort auf ihn zu, ich sagte, ‚Sieh mal, ich bin mir sicher, dass ich nicht einmal in der Nähe deiner Liste an Wunschdarstellern dafür bin. Aber ich war einmal Boxer, ich liebe es, Kampfszenen zu drehen, ich habe auch so einige Fantasyfilme mit Schwertern und so weiter gedreht. Bitte, zieh mich in Betracht für dieses Projekt.‘ Das eine führte zum anderen und er bot mir die Rolle an. Und ich fühlte mich bei den Dreharbeiten wie ein Kind im Spielzeuggeschäft. Ich liebte es, mit den Stuntleuten abzuhängen und an diesen Kampfszenen zu arbeiten.“
Übrigens: Ursprünglich hatte Jeff Bridges bereits für die Rolle des Ex-CIA-Agenten Bryan Mills zugesagt. Ebenfalls eine ungewöhnliche Wahl, wenn auch nicht ganz so ungewöhnlich wie Neeson, hatte Bridges doch bereits Actionerfahrung mit „Explosiv – Blown Away“ vorzuweisen. Erst als er zurücktrat, kam Neeson zum Zug.
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Liam Neeson hielt „96 Hours – Taken“ für einen kleinen Direct-to-Video-Film
Dass dieser mit 25 Millionen US-Dollar recht günstig produzierte Actionthriller seiner Leinwandkarriere einen zweiten Frühling bescheren würde, damit hätte aber selbst Neeson nicht rechnen können. Im Gegenteil: Neeson ging davon aus, dass „96 Hours“ in den meisten Ländern direkt als Videopremiere veröffentlicht würde. Doch nachdem der Actionthriller erst in Frankreich und dann auch in Südkorea erfolgreich in den Kinos lief, brachte 20th Century Studios den Film in den Vereinigten Staaten ebenfalls in die Kinos.
„So hat alles seinen Lauf genommen. Und dann gab es Pläne, einen zweiten und einen dritten Film zu drehen. Es war also Glück; und in diesem Geschäft braucht man etwas Glück.“
Insgesamt konnte „96 Hours“ von Regisseur Pierre Morel weltweit rund 226 Millionen US-Dollar einspielen. Selbst einen Actiontrend konnte der Film lostreten: den des Geriaction. Doch weder Sean Penn („The Gunman“), Kevin Costner („3 Days to Kill“) noch eine ganze Horde an Altstars um Sylvester Stallone in der „Expendables“-Trilogie konnten an Neesons Leinwandpräsenz heranreichen. Lediglich Denzel Washingtons Robert McCall aus den „Equalizer“-Filmen konnte ihm die Stirn bieten. Ansonsten hatte Neeson das Genre quasi ganz für sich.
Deswegen plane er auch noch lange keinen Rückzug aus diesem Genre: „Ich werde weiter diese Filme drehen, bis sie mir eine Gehhilfe reichen“, bekräftigt er. „Wie gesagt, ich liebe dieses Genre und ich liebe es, Actionfilme zu machen.“ Actionfans werden ihn schon bald wieder dabei beobachten können, wie er bösen Buben in den Hintern tritt: Am 9. Oktober 2020 startet „Honest Thief“ in den US-Kinos.
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Liam Neeson über die Arbeit mit seinem Sohn Micheál Richardson
Aber auch wenn der aus Nordirland stammende Neeson dieser Tage in erster Linie als Actionheld in Erscheinung tritt, bedeutet das nicht, dass Fans seiner dramatischen Werke nicht mehr auf ihre Kosten kommen. Am 3. September 2020 startet mit „Made in Italy“ eine Komödie, für die er gemeinsam mit seinem Sohn Micheál Richardson vor der Kamera stand. Die beiden hatten auch schon einen gemeinsamen Auftritt in „Hard Powder“. Und er hatte direkt einen Rat für seinen Sohnemann parat:
„Vor den Dreharbeiten sagte ich ihm, ‚Schau mal, Micheál, James D‘Arcy ist der Autor und unser Regisseur. Ich werde mich da raushalten. Solltest du jemals über die Szenen sprechen wollen, werde ich dir weder meine Notizen geben, noch versuchen, dir Anweisungen zu erteilen. Es gibt nur Raum für einen Regisseur und das war es.‘ Und genau das taten wir. Er war nur ein weiterer Schauspieler, der zufällig meinen Sohn spielte. Und weil er mein Sohn ist, mussten wir uns nicht erst beschnuppern und einander über mehrere Abendessen hinweg kennenlernen.“
Auf eine Umgewöhnung müssen sich allerdings deutsche Fans einstellen: Neesons langjährige deutsche Stimme, Bernd Rumpf, ist am 1. Oktober 2019 im Alter von 72 Jahren gestorben. In „Star Wars: Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers“ wurde Neesons Sprech-Cameo von Bernd Vollbrecht synchronisiert. In „Made in Italy“ wird er von Jacques Breuer gesprochen, der deutschen Stimme von Viggo Mortensen.
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