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Dschungelcamp 2017: Psychologie auf RTL - So funktioniert der Wahnsinn


Auch 2017 haben wieder 12 sogenannte Promis die Chance, König von Nichts - Pardon: Dschungelkönig - zu werden. Auch Nicht-Fans der RTL-Veranstaltung können sich dem Dschungelcamp-Fieber kaum entziehen, denn überall (auch hier) wird darüber berichtet. Welche psychologischen Mechanismen greifen bei der Show? Warum geht man rein, warum guckt man zu? Wir hinterfragen.

Das Dschungelcamp 2017 hat begonnen und wie jedes Jahr spaltet sich die deutsche Gesellschaft in Hardcore-Fans und solche, die sich über eben diese erheben und nicht nur in den Feuilletons klarstellen müssen, dass sie sich für die „Champions-League der Reality-Formate“ überhaupt nicht interessieren. Sonja Zietlow und Daniel Hartwich hingegen lassen ihrer Schadenfreude freien Lauf und 7,26 bis 6 Millionen Zuschauer geben sich dem gerne hin. Alles dumme Sadisten? Wohl kaum. Worin liegt also die Faszination des Publikums an diesem Format begründet? Medienpsychologen können dazu einige Hinweise geben.

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Dschungelcamp: Live-Stream & TV 2017 - Alle Sendetermine & Wiederholungen

Dschungelcamp 2017: Unterhaltung für Sadisten? Warum gucken wir das an?

Klar auf der Hand liegt, dass das Dschungelcamp-Konzept eng an archaische Formen der Unterhaltung anschließt. Zwar waren die öffentlichen Demütigungen auf dem Marktplatz, die Hexenverbrennungen oder auch die frühen Gladiatorenkämpfe um einiges brutaler, aber sich von Gewalt unterhalten zu lassen, war Teil des menschlichen Lebens seit jeher. In abgeschwächter Form finden wir diese Freude am Sadismus auch in der RTL-Show wieder, wenn die Kandidaten sich im Dreck winden, ihre Gesichter in schleimige Masse pressen, oder an einer Wildschweinvagina knuspern. Diese Demütigungen aktivieren nicht nur die Freude am Sadismus, sondern liften auch das verminderte Selbstwertgefühl der Zuschauer. Man fühlt sich gleich besser, wenn man diesen armen Gestalten dabei zuschaut, wie sie sich erniedrigen.

Hinzu kommt die Entwicklung von Sympathie und Antipathie für die Kandidaten im Laufe der Staffel. Wer doof ist, soll auch entsprechend bestraft werden und ekelhafte Sachen essen, den eigenen Favoriten aber möchte man verschont sehen. Erfüllt sich dies, fühlt sich der Zuschauer befriedigt und in seinem Weltbild bestätigt. Entsprechend werden die Kandidaten auch gecastet: Eine gute Mischung aus Sympathieträgern und unsympathischen Kreaturen ergibt das nötige Konfliktpotenzial und damit die notwendige Möglichkeit für die Zuschauer, mit dem persönlichen Helden mitzufiebern und das personifizierte Böse ordentlich leiden zu sehen. Zu guter Letzt spricht die Sendung unsere Sehnsucht nach Humor an, der ja bekanntlich auch sehr reaktionär daherkommen kann: Humor ist, wenn man trotzdem lacht?! Schadenfreude ist tief in uns verwurzelt und das Dschungelcamp garantiert eine ausreichende Anzahl von Pointen in dieser Kategorie.

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Die Motivation der Kandidaten & das Trauma nach dem Camp

Was aber treibt die „Stars“ in den Dschungel? Warum liefern sie sich freiwillig diesem Szenario aus? Auch dazu gibt es bereits Studien. An der Gage der Kandidaten allein kann es nicht liegen, denn diese fällt sehr unterschiedlich aus. Die günstigen Menschen gehen für 40.000 €, Promis wie Gina-Lisa Lohfink können schon 180.000 € einheimsen und Nastassja Kinski, der ein guter Freund riet, abzusagen, hätte 250.000 € kassiert. Das Geld ist also ein Grund und sicherlich auch für Promis unter finanziellem Druck der ausschlaggebende, denn das Camp ist zwar strapaziös, aber dafür auch schnell überstanden - so denken sie. Eine weitere Motivation ist tatsächlich die Lust am Abenteuer und ungewöhnlichen Herausforderungen - eventuell der Grund für Thomas Häßlers Teilnahme in diesem Jahr. Die meisten allerdings zieht der Narzissmus in die RTL-Venusfliegenfalle. Die Sehnsucht wieder ins Rampenlicht und in die Medien zu kommen, dürfte gerade für Menschen motivierend sein, die eine Zeit des öffentlichen Interesses hinter sich haben und dringend das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit stillen möchten. Dennoch ist die Kritik, die Kandidaten wären Opfer von RTL und dieser Show verfehlt, denn ein großer Teil von ihnen ist klug und souverän genug, abzuwägen, ob das Geschäft mit dem Reality-Teufel für sie ein guter Deal ist. Einige allerdings nehmen sich für diese Abwägung vielleicht nicht genug Zeit oder schätzen ihre eigene psychologische Disposition falsch ein. Denen blühte in der Vergangenheit oft ein böses Erwachen nach der Show.

Dschungelcamp 2017: Jens Büchner & Co.: Das sind die Kandidaten!

Denn ein 24-Stunden Tag, von mehr als fünfzig Kameras aufgenommen, wird auf eine Stunde zusammen geschnitten und damit hat RTL die Macht, jeden im gewünschten Licht zu zeigen und das Bild in der Öffentlichkeit entsprechend zu manipulieren. 2017 können wir uns beispielsweise an der Frage abarbeiten, ob Hanka Rackwitz nun in den Bach uriniert hat oder nicht. Die Bilder waren geschickt ausgewählt und der Kommentar von Sonja Zietlow legte diesen Schluss ebenso nahe. Wir wissen es nicht, aber an Frau Rackwitz wird es kleben bis zum Schluss: Sie hat in den Bach gepinkelt, in voller Montur. Auf die wahre psychische Herausforderung treffen die Dschungel-Promis also erst, wenn das Camp vorbei ist und sie erfahren müssen, wie sie in den Medien rezipiert wurden und wie stark ihr - vielleicht schon ohnehin nicht so gutes - Image gelitten hat. Wenn sie bemerken, dass zwischen ihrer Selbstwahrnehmung und der Fremdwahrnehmung eine riesige Kluft ist. Guilia Siegel, „Dschungelzicke“ von 2009, musste im Palazzo Versace, dem Hotel in der Nähe des Drehorts, nachdem sie mit der TV-Realität überrascht wurde, den RTL-Psychologen drei Tage lang beanspruchen. Jay Khan erlitt ob der neuen Erkenntnisse sogar einen Schwäche-Kollaps und musste ins Krankenhaus.

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Dschungelcamp-Gewinner 2017: RTL

Denn eigentlichen Reibach machen die Veranstalter. BILD will ermittelt haben, wie viel Geld RTL über Werbe-Einnahmen und die Telefon-Anrufe verdient. Überraschend: Trotz der hohen Einschaltquoten ist die Anzahl der Menschen, die für ihre Stars anrufen, verhältnismäßig gering. Laut Angaben des Boulevard-Blatts haben bei der vergangenen Sonntags-Folge nur 0,16 % angerufen. In Zahlen ausgedrückt: Für die angeblich Fan-lose Sarah Joelle Jahnel bedienten 1600 Menschen das Telefon, knapp dahinter liegt Gina-Lisa Lohfink und Kader Loth hat immerhin noch 1000 Zuschauer animiert, für 50 Cent pro Anruf einen solchen zu tätigen. Die restlichen Kandidaten erzielten angeblich nur dreistellige Anrufer-Zahlen. Die wirkliche Kohle wird mit Werbung eingefahren: Ein 30-Sekunden-Clip kostet bis zu 85.000 €, eine kleine Reklame-Einblendung während der Show liegt bei bis zu 56.000 €, längere Einblendungen als 30 Sekunden kosten bis zu 135.000 €. BILD hat hochgerechnet: 24 Minuten Werbung und zehn Einblendungen bei der Folge am letzten Sonntag würden dann satte 4,7 Millionen Euro Einnahmen ergeben. RTL hat dazu bisher keine Stellungnahme abgegeben.

Wer unter den Kandidaten möglicherweise als Gewinner aus der Loser-Veranstaltung hervorgeht, lässt sich relativ gut anhand der Facebook-Fans mutmaßen:

  • Gina-Lisa Lohfink: 656.090
  • Jens Büchner: 49.414
  • Florian Wess: 33.336
  • Markus Majowski: 24.286
  • Sarah Joelle Jahnel: 18.763
  • Nicole Mieth: 16.225
  • Kader Loth: 15.744
  • Marc Terenzi: 10.000
  • Hanka Rackwitz: 9.785
  • Alexander „Honey“ Keen: 5.228
  • Thomas Häßler: 1.389
  • Fräulein Menke: 490
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Diese Rangfolge dürfte sich auch in den Anrufer-Zahlen widerspiegeln, die besten Chancen auf die Krone haben also Frau Lohfink und Malle-Jens.

 Trailer zum Dschungelcamp 2017

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