Die Academy hat knapp zwei Wochen nach dem Oscar-Eklat eine Entscheidung gefällt: Will Smith wird die nächsten zehn Jahre von Oscarverleihungen ausgeschlossen.
Noch in der Oscarnacht zeigten sich die Verantwortlichen hinter der wichtigsten Veranstaltung der (westlichen) Filmwelt unentschlossen, überrumpelt und überfordert von dem, was während der Liveübertragung der 94. Verleihung der Academy Awards geschah: Nach einem Scherz von Laudator Chris Rock auf Kosten von Will Smiths Ehefrau, Jada Pinkett Smith, hatte der Schauspieler die Bühne gestürmt und Rock eine Ohrfeige verpasst – vor einem Millionenpublikum.
Während sich viele Fans in den sozialen Netzwerken hinter Will Smith positionierten, gab es auch nicht wenige Stimmen, die sich entsetzt darüber gezeigt haben, dass der Schauspieler nach dem Eklat auf seinem Platz verweilen und sogar – unter stehenden Ovationen – noch seinen Oscar als Bester Hauptdarsteller für „King Richard“ entgegennehmen und sich für die verbale und physische Gewalt rechtfertigen durfte. Informationen zufolge soll Uneinigkeit darüber bestanden haben, ob der 53-Jährige die Veranstaltung verlassen soll oder nicht. Angeblich wurde Smith nicht offiziell aufgefordert, zu gehen. Produzent Will Packer soll ihn stattdessen explizit gebeten haben, zu bleiben, vermutlich, um die Situation nicht weiter anzuheizen.
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Nun zeigt sich die Academy of Motion Pictures Arts & Sciences umso geschlossener und verkündete die Strafmaßnahme gegen Will Smith (via Deadline). So werde Smith, der bereits freiwillig aus der Academy ausgetreten ist, beginnend ab dem 8. April 2022 die nächsten zehn Jahre von jeglichen Veranstaltungen der Academy ausgeschlossen, also auch von den Oscar-Verleihungen:
„Die 94. Oscar-Verleihung sollte eine Feier für die vielen Menschen in unserer Gemeinschaft sein, die im vergangenen Jahr Unglaubliches geleistet haben; diese Momente wurden jedoch durch das inakzeptable und schädliche Verhalten von Herrn Smith auf der Bühne überschattet. Während unserer Sendung haben wir nicht angemessen auf die Situation im Saal reagiert. Das tut uns leid. Es war eine Gelegenheit für uns, ein Beispiel für unsere Gäste, Zuschauer*innen und unsere Academy-Familie in der Welt zu setzen, und wir haben – unvorbereitet auf das Unerwartete – versagt.“
Die Botschaft, die Smiths Entgleisung an dem Abend in alle Welt ausgesandt hat, ist tatsächlich gefährlich: Wenn man reich, berühmt und mächtig genug ist, kommt man sogar mit Gewalt davon – ungeachtet der Zeugen. Offenbar ist Smith bewusst, welchen Schaden er mit seiner Ohrfeige und seinem verbalen Ausrutscher angerichtet hat. So habe er über ein Statement ausrichten lassen, dass er die Entscheidung der Academy akzeptiere und respektiere.
Warum der Ausschluss von den Oscars keine wirkliche Strafe darstellt
Die Strafmaßnahme der Academy soll zeigen, dass die Organisation jegliche Form der Gewalt verurteilt und streng gegen jedes noch so einflussreiche Mitglied vorgeht. Allerdings wirkt die Strafe bei Smith genauso inkonsequent wie das Verhalten der Academy bei der Veranstaltung selbst. Hätte man es ernst gemeint mit den Konsequenzen, hätte Smith auf Lebenszeit verbannt werden müssen. Er mag zwar bei den nächsten Oscars nicht den Preis für die Beste Hauptdarstellerin überreichen dürfen, aber trotz der Sperre kann er auch weiterhin für seine Leistungen nominiert werden. Zumindest in diesem Punkt hätten die Verantwortlichen Rückgrat beweisen müssen. Auch seinen verliehenen Oscar darf Smith entsprechend behalten.
So wirkt die Strafe eher wie ein Zugeständnis, um das Gesicht zu wahren, ohne echte Auswirkungen. Denn man kann davon ausgehen, dass der Mime den nächsten Oscar-Verleihungen ohnehin von sich aus ferngeblieben wäre. Für eine echte Strafe sorgen dagegen aktuell die Studios und Streamingdienste, die ihre geplanten Produktionen mit Will Smith entweder pausieren oder ganz fallenlassen.
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