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Zum Bundesliga-Start: Amazon-Publikum ignoriert seit 6 Monaten die beste Fußball-Doku des Jahres

Zum Bundesliga-Start: Amazon-Publikum ignoriert seit 6 Monaten die beste Fußball-Doku des Jahres
© IMAGO / Pond5 Images / Amazon

Regelmäßig bringt Amazon neue Titel ins Programm von Prime Video. Dabei ist die wohl beste Fußball-Doku des Jahres vor sechs Monaten gänzlich untergegangen.

Für Fußball-Fans dürfte der Name Manfred Oldenburg ein Begriff sein. Der Regisseur hatte Titel wie „Das Wunder von Bern – Die wahre Geschichte“, „Deutschland – Weltmeister der Herzen“ und „Kroos“ zu verantworten. Im Februar 2024 meldete er sich mit einer Dokumentation zurück, die die Schattenseiten der weltweit beliebtesten Ballsportart beleuchtet. Bisher hat der Film allerdings nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die er verdient. Falls „Das letzte Tabu“ auch an euch vorbeigegangen ist, solltet ihr den Titel jetzt bei Amazon streamen. Einen ersten Eindruck liefert euch der offizielle Trailer:

Raus aus dem Tabu: Deutsche Doku zeigt Intoleranz im Fußball

Regenbogenfahnen im Stadion, Vereine mit Aktionsbündnissen gegen Homofeindlichkeit und Sexismus, Spielerproteste gegen Menschenrechtsverletzungen – auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Homosexualität im Fußball längst kein Tabuthema mehr ist. Doch dem gegenüber stehen Spielabbrüche wegen schwulenfeindlicher Beleidigungen, diskriminierende Fan-Gesänge – und schätzungsweise 50.000 homosexuelle Fußballprofis, die nach wie vor Stillschweigen bewahren.

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In der Amazon-Exclusive-Doku „Das letzte Tabu“ will Regisseur Manfred Oldenburg dieses Schweigen brechen (via Amazon):

„Wir wollten die ganz persönlichen Geschichten der wenigen homosexuellen Fußballer im Profifußball schildern, die den Mut hatten, sich zu outen. ‚Das letzte Tabu‘ sollte die innere Perspektive dieser Spieler zeigen: Wie geht es ihnen? Was empfinden sie in einer Welt, in der sie ihr ‚Ich‘ ständig hinterfragen und verstecken müssen? […] Wie hat sich unser Bild von Homosexualität in den letzten 50 Jahren geändert? Sind wir wirklich so tolerant, wie wir glauben? Wollen wir das weiter zulassen? Was kann jeder Einzelne von uns dazu beitragen, damit sich das ändert?“

„Das letzte Tabu“ präsentiert schockierende Zahlen

Weltweit gibt es rund 500.000 aktive männliche Fußballprofis. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa fünf bis zehn Prozent der Weltbevölkerung homosexuell sind. Demnach müsste es circa 25.000 bis 50.000 Homosexuelle im Profi-Fußball geben. Zum Zeitpunkt der Doku bekennen sich allerdings nur sieben zu ihrer Homosexualität:

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  • Andy Brennan aus Australien, aktiv bei South Melbourne FC
  • Josh Cavallo aus Australien, aktiv bei Adelaide United
  • Jake Daniels aus England, aktiv bei FC Blackpool U21
  • Jakub Jankto aus Tschechien, aktiv bei Cagliari Calcio
  • Phuti Lekoloane aus Südafrika, aktiv bei Tornado FC
  • Collin Martin aus den USA, aktiv bei North Carolina FC
  • Zander Murray aus Schottland, aktiv bei Kirkintilloch Rob Roy FC

Der Grund für diese erschreckend große Diskrepanz? In 190 Ländern wird professioneller Fußball praktiziert, in 63 Ländern gelten gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen als Strafbestand (via ilga database). Homosexualität im Fußball ist noch immer eine Grenze, deren Übertretung zu Ausgrenzung, Rufschädigung, Einbußen von Sponsorengeldern, Jobverlust oder gar Strafverfolgung führen kann.

Diesen Ängsten musste sich auch der ehemalige deutsche Nationalspieler Thomas Hitzlsperger stellen. Er outete sich 2014 nach dem Ende seiner aktiven Karriere als erster deutscher Profi-Fußballer und engagiert sich seither für Toleranz im Sport. Von seinen Erfahrungen, Sorgen und Erlebnissen berichtet er in der Doku „Das letzte Tabu“.

Einen anderen Weg wählte der englische Profi Justin Fashanu, der sein Coming-out im Jahr 1990 während seiner aktiven Karriere hatte – als erster Spieler weltweit. Diese Entscheidung bezahlte er mit dem Leben. Im Alter von 37 Jahren beging Fashanu nach zahlreichen Anfeindungen und Karriere-Rückschlägen Suizid. Seine Nichte Amal führt dies einerseits auf die Homofeindlichkeit im Fußball, aber auch auf mangelnde Unterstützung seitens Familie und Freundeskreis zurück. Ihm zu Ehren steht sie heute homosexuellen Spielern zur Seite, die sich gezwungen fühlen, ihre Sexualität geheimzuhalten.

Neben Homofeindlichkeit: Druck im Leistungssport wächst immens

Doch die Doku beleuchtet nicht nur das Tabuthema der Homosexualität im Fußball, sondern auch den allgemeinen Druck, den der Ballsport mit sich bringt, sobald der Sprung in den Profi-Bereich erfolgt. Neben Ex-Profi Per Mertesacker und Sportreporter Rolf Töpperwien kommt der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati zu Wort. Er war am 19. November 2011 als Unparteiischer für die Partie zwischen dem 1. FC Köln und dem 1. FSV Mainz 05 angesetzt, erschien jedoch nicht im Stadion. Der Grund: Unmittelbar vor der Partie hatte Rafati versucht, sich das Leben zu nehmen.

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Seither spricht er öffentlich über den Leistungsdruck im Sport, Depressionserkrankungen – und auch über Homofeindlichkeit im Fußball. Pro Mannschaft gebe es drei bis vier schwule Spieler, erzählt Rafati in der Doku. Und dennoch hält Schiri-Kollege Igor Benevenuto fest: „Der Fußball ist eine der feindlichsten Umgebungen für einen Homosexuellen.“

Falls ihr euch nun selbst ein Bild vom Ausmaß der Schwulenfeindlichkeit im Fußball machen wollt, legen wir euch „Das letzte Tabu“ wärmstens ans Herz. Die Doku könnt ihr als Prime-Mitglieder ohne Aufpreis streamen. Noch kein Prime-Abo? Den Dienst könnt ihr hier 30 Tage kostenlos testen. Welche Vorteile das mit sich bringt, seht ihr im Video:

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