Seit Streamingstart lässt „Bodies“ die Köpfe qualmen. Wir versuchen die Serie zu erklären und das Zeitreise-Rätsel zu entwirren. Achtung, es folgen Spoiler!
Nach wie vor halten die acht Folgen von „Bodies“ das Netflix-Publikum in Atem. Doch nicht alle Zuschauenden beenden die Serie mit einem erleichterten Gefühl der Gewissheit – ganz einfach ist es schließlich nicht, bei all den Zeitebenen Schritt zu halten. Wir wollen Licht ins Dunkel bringen und die wichtigsten Fragen (er-)klären. Wer sich darüber hinaus für die Schauspieler*innen von „Bodies“ interessiert, erfährt im folgenden Artikel mehr über sie:
Die Ausgangssituation
Wer ist die Leiche von der Longharvest Lane?
Zu Beginn der Serie haben wir ein und dieselbe Leiche, die in vier verschiedenen Zeitebenen aufgefunden wird: 1890, 1941, 2023 und 2053. In letzterer kann Maplewood (Shira Haas) den unbekleideten Mann jedoch retten und er wird in eine Spezialklinik gebracht, wo er allerdings wenige Tage später verstirbt – im Angesicht seiner selbst, denn es handelt sich dabei um den Wissenschaftler Gabriel Defoe (Tom Mothersdale). Der jüngst verstorbene Defoe kommt aus einer anderen Zeitschleife, weshalb es im Jahr 2053 für kurze Zeit zwei Defoes gibt.
Wir erfahren weiterhin, dass Defoe und die mittlerweile gealterte Shahara Hasan (Amaka Okafor) sich im Widerstand gegen den Anführer Mannix (Stephen Graham) befinden, da sie dessen großes Geheimnis gelüftet haben: Er hat die zerstörerische Bombe gezündet, die vor 30 Jahren Tausende von Menschenleben ausgelöscht hat. Außerdem wissen sie bereits, dass er mithilfe des Phänomens „Der Schlund“ durch die Zeit reist, um die Lebensumstände seines jüngeren Ichs (Gabriel Howell) immer wieder aufs Neue so zu manipulieren, dass er im Jahr 2023 die Bombe zündet, die ihm dazu verhelfen soll, ein erfülltes Leben voller Liebe zu führen. Diese Zeitschleifen laufen immer wieder aufs Neue gleich ab.
Infolgedessen wird auch aufgelöst, wie Defoes Leiche in die verschiedenen Zeitebenen gelangen konnte: Sein erster Versuch, Maplewood auf seine Seite zu ziehen, misslingt. Daraufhin führt sie Mannix in das Hauptquartier des Widerstands, wo dieser in den Schlund springt. Wenig später will Defoe ihm folgen, wird aber von Maplewoods Kugel getroffen, während die Kräfte des Schlunds bereits auf seinen Körper wirken und er deshalb zwar am gleichen Ort, aber zu vier verschiedenen Zeiten ankommt. In der Zwischenzeit konnte er allerdings herausfinden, dass sein Tod nicht endgültig sein muss – was auch die geläuterte Maplewood bald erkennt.
Wer ist Julian Harker/Elias Mannix?
Wir lernen Elias (Mannix) als Jugendlichen im Jahr 2023 kennen, sehen den erwachsenen und selbsternannten Anführer Mannix im Jahr 2053 und lernen Julian Harker im Jahr 1890 kennen. Letzterer ist allerdings der zeitreisende Mannix, der nun eine neue Identität annimmt, seiner neuen Familie mit Börsenvorhersagen zu großem Reichtum verhilft und die Sekte „Wisse, du wirst geliebt“ gründet, um die nächste Zeitschleife in Gang zu setzen. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1941 nimmt er Schallplatten mit letzten Anweisungen für seine Nachfahren auf.
Der Plan
Die Mission von Defoe und Shahara scheint gescheitert, doch dann rafft sich Maplewood auf, bringt die verletzte Shahara zu ihrem Bruder (Edwin Thomas) und lässt ihn einen Schutzhelm konstruieren, der Defoes Kopf bei seiner nächsten Landung schützen soll. Nur wenige Tage später landet Gabriel, wie Maplewood bereits aus dessen Unterlange entnehmen konnte, wieder in der Longharvest Lane – und dieses Mal überlebt er!
Gemeinsam arbeitet das Trio im Jahr 2053 nun an einem Plan, die nächste Zeitschleife von Mannix zu sabotieren. Den alles entscheidenden Hinweis steuert Shahara bei. Sie erinnert sich an ein Gespräch mit Elias‘ Vater, der ihr sagt, er sei voll Reue und mit einem schlechten Gewissen gestorben. Es scheint also bereits einen Mannix gegeben zu haben, der auf dem Sterbebett (1941) seine Taten bereute und von einem schlechten Gewissen gequält wurde. Diesen Umstand wollen die drei nun nutzen, um Mannix aufzuhalten.
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Die Auflösung
1890
Maplewood reist durch den Schlund ans Ende des 19. Jahrhunderts. Aufgrund ihrer Krankheit kann sie sich nicht mehr selbst fortbewegen und landet erstmal im Gefängnis von White Chapel, wo sie auf den ebenfalls bereits inhaftierten Hillinghead (Kyle Soller) trifft. Trotz der kaum fassbaren Geschichte erzählt sie Hillinghead alles, was sie über Mannix/Harker und seine Machenschaft weiß, inklusive der Hochzeit mit Hillingsheads Tochter Polly (Synnove Karlsen).
Dem Tod geweiht konfrontiert Hillinghead Harker mit seinem neuen Wissen und säht damit ebenjenen Zweifel, der alles verändern soll. Statt einer riesigen Lüge, aber einem erfüllten Leben mit einer liebenden Ehefrau (wie dem Publikum zuvor bereits gezeigt) beichtet Harker Polly nun, dass er ihren Vater hat ermorden lassen. Sie heiratet ihn zwar dennoch und gebärt ihm einen Sohn, straft ihn aber mit Verbitterung und Gefühlskälte. Harker setzt seine Pläne zwar fort, führt aber ein unglückliches und einsames Leben.
1941
Nach einem Zeitraffer dieses traurigen Daseins bekommen wir den gealterten Harker zu sehen, der nun seine Schallplatten aufnimmt. Nachdem Polly und der Butler den Raum verlassen haben, macht er allerdings eine neue Aufnahme, in der er sein glückloses Leben und seine Reue schildert. Kurz vor seinem Tod durch Whitemanns (Jacob Fortune-Lloyd) Kugel kann er diesem die neue Platte anvertrauen, der es tatsächlich schafft sie zu verstecken, damit Shahara die Aufnahme später finden kann.
2053
Defoe und Shahara untersuchen erneut die Longharvest Lane und bemerken, dass nahe des Leichenfundorts nun auch Maplewoods und Whitemans Name in den Stein geritzt sind. Letzterer hinterließ eine Botschaft für Shahara, die sich nun auf den Weg ins Jahr 2023 macht.
2023
Die zeitreisende Shahara findet die Schallplatte in der Polizei-Bar versteckt hinter einem Foto von Whiteman. Sie macht sich auf den Weg zum Haus von Elias‘ Mutter, die ihn als Kind abgegeben hatte. Dort angekommen ruft sie ihr jüngeres Ich an, die anfangs kaum glauben kann, dass sie da gerade ihre eigene Stimme hört. Sie stellt das Telefon dennoch wie angewiesen auf Lautsprecher, während die zeitreisende Shahara die Aufnahme abspielt, die Elias nun erklärt, er solle die Bombe nicht zünden und sich selbst zum Wohle der Menschheit opfern.
Tatsächlich bewirken diese Worte Wunder und Elias entscheidet sich gegen die Bombe. Während einer letzten innigen Umarmung löst er sich dann in Luft auf, genau wie die zeitreisende Shahara.
Ende gut, alles gut?
In der letzten Folge sehen wir dann einen Ausschnitt aus den normalen Leben der Ermittler*innen Hillinghead, Whiteman und Hasan, die nun unbehelligt weiterleben können. Von Maplewood erfahren wir erstmal nichts, bis zur allerletzten Szene, in der Shahara mit einem Taxi nach Hause fährt. Die Fahrerin des Wagens entpuppt sich als Maplewood, die sie direkt mit Namen anspricht. Ein Blick in den Spiegel verrät zudem, dass die Zeitreisende nicht gealtert ist…
Diese Fragen lässt „Bodies“ unbeantwortet – Ausblick
Mit diesem Ende kann das Publikum eigentlich zufrieden sein, schließlich ist Massenmörder Mannix außer Gefecht gesetzt, seine Zeitschleife durchbrochen und drei von vier Ermittler*innen können ihr Leben normal fortsetzen. Nichtsdestotrotz bleiben ein paar Fragen offen, zum Beispiel wie es Maplewood im Jahr 1890 ergangen ist und vor allem: wie ist sie ins Jahr 2023 gelangt und warum hat sie sich nach erfolgreicher Mission nicht aufgelöst? Zudem bleibt die Zeitreise-Anomalie des Schlunds nur grob umrissen. Mit ein bisschen Glück könnten Fans der Serie vielleicht in einer zweiten Staffel Antworten auf ebenjene offene Fragen erhalten. Wer stattdessen tiefer in die zugrundeliegende Originalgeschichte eintauchen möchte, dem/der empfehlen wir an dieser Stelle die Neuauflage der gleichnamigen Graphic Novel von Si Spencer:
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