Die Streiks in Hollywood dauern nach wir vor an. Nun hat die Gewerkschaft der Drehbuchautor*innen einen Bericht veröffentlicht, der die Marktmacht der großen Streamingdienste anprangert.
Seit dem 2. Mai 2023 befindet sich die Writers Guild of America (WGA) im Streik und rund anderthalb Monate später folgte die US-amerikanische Gewerkschaft der Schauspieler*innen (SAG-AFTRA). Nun haben die Autor*innen der Film- und Fernsehindustrie schwere Vorwürfe gegen Netflix, Amazon und Disney erhoben, wie aus einem veröffentlichten Bericht (via Variety) hervorgeht.
In dem am 17. August 2023 publik gemachten Bericht geht es um die Machtposition der großen Streamingdienste und den daraus resultierenden Folgen für die Autor*innen. Die Gewerkschaft argumentiert, dass die kollektiv erlangte Marktmacht von Netflix, Amazon und Disney die Löhne gedrückt sowie die Auswahl für die Zuschauer*innen eingeschränkt hat. Außerdem wird der Vorwurf vorgebracht, dass die Unternehmen ihre „marktbeherrschende Stellung missbrauchen“, um der Konkurrenz zu schaden.
Die Gewerkschaft fordert die Kartellbehörden daher auf, eine Konsolidierung des Streaming-Marktes zu verhindern, damit für die Autor*innen der Verdienst des Lebensunterhalts künftig nicht zusätzlich erschwert wird. Außerdem fordert die WGA in dem Schreiben:
„Alle Fusionen in der Medien- und Unterhaltungsbranche, an denen bedeutende Streaminganbieter beteiligt sind, sollten blockiert werden, einschließlich der Übernahme kleinerer oder potenzieller Konkurrenten.“
In dem aktuellen Bericht wird dabei häufig auf Netflix und Amazon verwiesen. Die Gewerkschaft schreibt unter anderem, dass Netflix einst ein innovativer Wettbewerber war, sich allerdings zu einem mächtigen Unternehmen entwickelt hat, dessen Fokus mittlerweile auf der Preiserhöhung und der Dominanz über die Arbeitnehmer*innen liegt.
Amazon werden hingegen wettbewerbsfeindliche Praktiken wie Kampfpreisunterbietung vorgeworfen, mit denen sie ihr Plattformmonopol errichtet haben sollen. Die Übernahme von MGM soll der WGA zufolge zudem ein Anzeichen dafür sein, wie Amazon versucht den Plan umzusetzen, ihren Monopolausbau zu fördern und die Medien zu beherrschen.
Auch Disney wird in dem Bericht kritisiert, insbesondere für die Erhöhung der Preise, die Reduzierung an Produktionen von Spielfilmen sowie die aggressive Integration der Disney-Marke in den Entertainment-Markt.
Die WGA hat bereits in der Vergangenheit mehrere Berichte zu kartellrechtlichen Angelegenheiten veröffentlicht. So gelang 2021 ein Bericht an die Öffentlichkeit, in dem die Fusion von fünf Medienmarken – darunter AT&T und Time Warner, Comcast und NBCUniveral sowie Disney und Fox – als Beispiele für eine gescheiterte Kartellrechtumsetzung angeprangert wurden.
Aufgrund der Streiks und der dadurch angehaltenen Produktionen müssen wir mit zahlreichen verschobenen Kino- sowie Streamingstarts rechnen. Dafür hält das Kinojahr 2023 noch einige Highlights bereit. Welche das sind, erfahrt ihr in unserem Video:
Die aktuelle Streiksituation
Nach über 100 Tagen des Streikens scheint es noch keine Anzeichen dafür zu geben, dass eine Einigung zwischen der WGA und den Studios unmittelbar bevorsteht. Die Gewerkschaft reagierte jüngst auf einen Vorschlag der Alliance of Motion Picture and Television Producers, doch laut diverser Quellen soll im Hinblick auf zahlreiche Aspekte – dazu zählen etwa ein Mindestlohn für Angestellte beim Fernsehen sowie eine wöchentliche Vergütung für Drehbuchautor*innen – Uneinigkeit herrschen.
Nach einigen Gesprächen in der vergangenen Woche finden sich die beiden Parteien laut einer weiteren Meldung von Variety am Freitag, den 18. August 2023 erneut zusammen, um weiterhin über fairere Arbeitsbedingungen zu verhandeln. An dem Treffen sollen die CEOs der großen Streamingdienste und Studios teilnehmen, darunter Ted Sarandos von Netflix, David Zaslav von Warner Bros. Discovery, Donna Langley von NBCUniversal wie auch Dana Walden und Alan Bergman von Disney.
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