Netflix liefert Historiennachschub der besonderen Art, der stark an „My Lady Jane“ und „Bridgerton“ erinnert, aber diese an Verrückt- und Versautheit übertrifft.
Ciao, „Bridgerton“, hallo „The Decameron“! So oder so ähnlich grüßt Netflix mit seiner neuen, satirischen Historienserie – die zumindest von der unorthodoxen Aufmachung her stark an den Amazon-Hit „My Lady Jane“ (im Stream bei Prime Video) erinnert – ab sofort alle Abonnent*innen, die Lust auf schlüpfrigen schwarzen Humor haben. Die mittelalterliche Miniserie, die seit Start unter den Top 10 der Netflix-Seriencharts ist, basiert auf einem über 600 Jahre alten berühmt und berüchtigten Skandalwerk, das lange verboten und zensiert wurde.
„The Decameron“ handelt von einer Gruppe italienischer Adeliger, die den Schwarzen Tod während ihres ausschweifenden Aufenthalts im Exil mit Humor nehmen – bis schließlich alle durchdrehen. Das klingt gleichermaßen interessant wie verrückt? Der Trailer (im englischen Original) gibt euch einen genaueren Eindruck, was euch in „The Decameron“ erwartet:
Lüstern, Lästern und Lagerkoller in „The Decameron“
Die Netflix-Serie spielt im Jahr 1348 in Florenz, als der Schwarze Tod Italien heimsucht. Um der Pest zu entfliehen, zieht sich eine Gruppe von Adligen mit ihrer Dienerschaft in eine prächtige Villa zurück, um der Pest zu entfliehen und die Seuche in Luxus und Überschwang auszusitzen. Zum Zeitvertreib erzählen sie sich (meist erotische) Geschichten und während die gesellschaftlichen Normen schwinden, wandelt sich das weingetränkte Zusammensein zu einem echten Überlebenskampf zwischen den durchtriebenen und skurrilen Figuren.
In den Hauptrollen dieser schwarzhumorigen Netflix-Adaption sind unter anderem Amar Chadha-Patel („Willow“), Saoirse-Monica Jackson („Derry Girls“), Zosia Mamet („Girls“), Tanya Reynolds („Sex Education“) und Jessica Plummer („How To Talk To Girls At Parties“) zu sehen. Fans dürfen sich auf acht Folgen freuen.
Vielfach verfilmt und verboten: Das Dekameron als Vorlage für Netflix
Der Titel der Netflix-Serie könnte euch vage bekannt vorkommen, denn die Geschichte basiert lose auf der Novellensammlung „Das Dekameron“ (im Original „Il Decamerone“) von Giovanni Boccaccio. Die italienische Geschichtensammlung aus dem 14. Jahrhundert wurde in den 671 Jahren seit Erscheinen immer wieder verboten und zensiert. Unter anderem weil in den erotischen Geschichten des Dekameron auch Figuren des Klerus vorkamen (via British Library).
Netflix‘ „The Decameron“ ist übrigens nicht die erste Adaption des skandalträchtigen Werkes. Die berühmte gleichnamige Literaturvorlage von Giovanni Boccaccio wurde bereits mehrfach verfilmt, das bekannteste Beispiel ist sicherlich der Kinofilm „Decameron“ von Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1971.
„The Decameron“: Schlüpfriger Spaß für den Sommer
Die Netflix-Adaption der skandalträchtigen Vorlage sticht durch schwarzen Humor und viel Sex in der sommerlichen italienischen Provinz hervor. Wer opulente Kostüme, Intrigen und Heiratssuche sowie das Spiel zwischen Adeligen und Bediensteten im Klassenkampf genauso genießt wie bitterböse Satire und schlüpfrigen Spaß, wird sicherlich Gefallen an „The Decameron“ finden. Trotz buchstäblich verpesteter Luft ist die neue Netflix-Serie erfrischend unterhaltsam und bietet trotz völlig überdrehter Inszenierung, die beinahe an modernes Reality-TV erinnert, interessante Anknüpfungspunkte und sogar einige überraschende Twists. Reinschauen lohnt sich für alle, die das historische Genre nicht zu ernst und authentisch erwarten und stattdessen eher auf Spaß fokussiert sind.
Apropos „Bridgerton“: Wie gut ihr die Netflix-Serie könnt, findet ihr in unserem Quiz heraus: