Warum heißt die neue Netflix-Serie eigentlich „The Decameron“? Die Bedeutung des Titels spielt auf die berühmte Literaturvorlage an. Das hat es damit auf sich.
Netflix‘ amüsant-versaute neue Serie „The Decameron“, die sich aktuell einen Platz unter de Top 10 der Seriencharts sichert, kann es in Sachen Sex locker mit „Bridgerton“ aufnehmen und erinnert vom satirischen Historienspaß eher an den Amazon-Hit „My Lady Jane“. In „The Decameron“ zieht sich im Jahr 1348 in Florenz eine Gruppe Adeliger und ihrer Bediensteter auf eine luxuriöse Villa zurück, um der Pest zu entfliehen. Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählen sie sich skurrile und meist erotische Geschichten. Als Lagerkoller aufkommt, wird das Zusammensein schnell kompliziert und gefährlich.
Falls euch Thematik und Titel von „The Decameron“ vage bekannt vorkommen, dürfte das an der berühmt-berüchtigten Literaturvorlage liegen, die aufgrund ihrer sexuellen Skandalträchtigkeit jahrhundertelang immer wieder zensiert und verboten wurde: „Das Dekameron“ (im Original „Il Decamerone“) von Giovanni Boccaccio. Das sagt euch gar nichts? Kein Problem! Wir erklären, was es damit auf sich hat und welche Bedeutung hinter dem Serientitel steckt.
Welche Neuheiten euch 2024 abgesehen von „The Decameron“ noch auf Netflix erwarten, zeigen wir euch im Video:
Vorlage für „The Decameron“: Was ist „Das Dekameron“?
Die italienische Novellensammlung aus dem 14. Jahrhundert handelt genau wie die Netflix-Serie, von Adeligen, die sich während ihres zehntätigen Exils zur Zeit der großen Pest von Florenz 1348 in einer Villa auf dem Lande mal ernste, besinnliche und lehrhafte und mal frivole und erotische Geschichten zum Zeitvertreib erzählen. Das „Dekameron“ setzt sich aus eben diesen, insgesamt 100 Kurzgeschichten zusammen. Innerhalb der über 600 Jahre seit Erscheinen wurde die Novellensammlung vielfach verboten und zensiert, unter anderem, weil in den erotischen Geschichten auch kirchliche Figuren vorkamen (via British Library).
Die Netflix-Serie ist übrigens nicht die erste Verfilmung dieses skandalträchtigen Literaturklassikers. Vor allem das italienische Kino findet bereits seit der Stummfilmzeit Freude an der Breite von Kurzgeschichten, die von tragisch bis schlüpfrig alles zu bieten haben. Die Verfilmungen fokussierten sich meist auf einzelne Geschichten des Werkes, die auch jeweils unabhängig voneinander funktionieren. Die bekannteste Kinoadaption namens „Decameron“ stammt von Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1971 und umfasst mehrere Episoden aus dem Leben im spätmittelalterlichen Italien. Unter anderem folgte 2007 eine Verfilmung in der Komödie „Virigin Territory“ mit „Stars Wars“-Star Hayden Christensen. Netflix adaptiert die Literaturvorlage von Giovanni Boccaccio nun erstmals in Serienform.
Netflix-Titel erklärt: Was bedeutet „The Decameron“?
Ausgehend von der Handlung der Novellensammlung sowie Netflix-Serie und der Wortherkunft erscheint der Titel ziemlich einleuchtend. Der Name „Il Decamerone“ leitet sich aus dem Griechischen deka (zehn) und hemera (Tag) ab, denn Giovanni Boccaccio soll eine Vorliebe für griechische Philologie gehabt haben. Übersetzt steht das Dekamerone also für „Zehntagebuch“ oder „Zehntagewerk“. Passend zu Rahmenhandlung, in der sich zehn Personen treffen, um sich zehn Tage lang gegenseitig zehn Geschichten zu erzählen, beschreibt das Dekamerone ein „Ereignis von zehn Tagen“. Der Duden definiert darunter „Boccaccios Erzählungen der zehn Tage„.
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