Mit seinem Abendprogramm am Montag wurde ProSieben jüngst abgestraft. Statt der angekündigten Rückbesinnung auf eine Institution des Senders folgt aber doch der nächste Versuch.
Eigentlich ist es ja löblich, was ProSieben an den letzten Montagabenden versucht hat: weg von reiner Unterhaltung, hin zu informativen Formaten – nur leider stoßen die beim Publikum offenbar auf wenig Gegenliebe. Einen schmerzvollen Tiefpunkt erreichte die „ProSieben Politik Show“ mit Linda Zervakis und Louis Klamroth erst am 17. Oktober. Gerade einmal 440.000 Zuschauer*innen schalteten ein, was eine vernichtende Quote von nur 1,7 % beim Gesamtpublikum ergab.
Ab dem 24. Oktober sollte die Kehrtwende erfolgen, von der man sich einen deutlich besseren Marktanteil erhoffen durfte: Ganze acht Folgen des ProSieben-Dauerbrenners „The Big Bang Theory“ waren angekündigt worden. Mehr Unterhaltung, ohne wirklich nachdenken zu müssen, geht ja praktisch nicht. Doch durch eine Pressemitteilung erreicht uns die Nachricht einer erneuten Programmänderung: Statt „The Big Bang Theory“ erwartet euch am 24. Oktober ab 20:15 Uhr die Dokumentation „Route 4“, die sich mit der Seenotrettung Geflüchteter im Mittelmeer auseinandersetzt. Begleitet wird dabei die Hilfsorganisation „Sea-Eye“, die seit Jahren Menschenleben rettet. Live könnt ihr die Dokumentation auch dank Joyn PLUS+ streamen, wo euch zudem etliche weitere Highlights erwarten.
Kann Klaas Heufer-Umlauf den Montagabend retten?
Anschließend lädt Klaas Heufer-Umlauf zum Gespräch. Der Moderator setzt sich seit Jahren leidenschaftlich dafür ein, auf die tödlichen Missstände im Mittelmeer hinzuweisen. Mit ihm im Talk seht ihr dann die Journalistin Franziska Grillmeier, Sophie Weidenhiller von „Sea-Eye“, Zain Alabidin Al Kathir, Autor des Buchs „Ums Überleben kämpfen: Meine Flucht aus dem Sudan und Libyen nach Deutschland“ (hier bei Amazon erhältlich), sowie Katarina Barley, ihres Zeichens Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. ProSieben-Senderchef Daniel Rosemann äußerte sich in der Pressemitteilung wie folgt zu der kurzfristigen Programmänderung:
„Im Mittelmeer, also vor unserer Haustür, sterben täglich Menschen. Und wir schauen besonders in diesen Zeiten alle gerne weg. ProSieben möchte mit ‚Route 4‘ ein Zeichen für das Hinsehen, ein Zeichen für die Menschlichkeit setzen. Deshalb beschäftigen wir uns einen Abend lang mit der Situation der Menschen, die über das Mittelmeer flüchten. Der Film ‚Route 4′ zeigt die katastrophalen Zustände, die Organisationen wie ‚Sea-Eye‘ versuchen zu verbessern – um Menschenleben zu retten.“
Die Frage ist natürlich, ob Klaas Heufer-Umlauf mehr Leute vor die Mattscheiben ziehen kann, als es Linda Zervakis und Louis Klamroth vergönnt war. Mit politischen und gesellschaftlichen Kommentaren auf ProSieben feierte er zusammen mit Joko Winterscheidt ja in der Vergangenheit einige erstaunliche Quotenerfolge und entfachte angeregte Diskussionen. Wir dürfen gespannt sein, ob ihm das hier allein erneut gelingt.
