Solange das Gros der weltweiten Kinos geschlossen ist, will Sony Pictures keine teuren Blockbuster veröffentlichen. Das ließ Tony Vinciquerra, Vorsitzender und CEO des Unternehmens in einem Interview wissen.
Seit über einem halben Jahr hat die Coronakrise die ganze Welt fest im Griff. Und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, mit der beginnenden Grippe-Saison wird ein Ansteigen der Infektionszahlen befürchtet. Eine Rückkehr in den normalen Alltag vor der Coronakrise ist aktuell nicht denkbar. Das betrifft auch die Filmindustrie: Selbst wenn die Kinos geöffnet sind, mangelt es an neuen Filmen, die gezeigt werden können. Denn die Studios haben sich dazu entschlossen, ihre großen Blockbuster weit nach hinten zu verschieben. Viele der verschobenen Filme sollen nun ab Frühjahr bis Sommer 2021 in den Kinos starten. Aber auch das ist im Grunde fraglich, denn niemand kann aktuell mit Sicherheit eine Prognose stellen.
Und weil es so ist, hat sich Sony Pictures dazu entschlossen, die hauseigenen Blockbuster erst dann zu veröffentlichen, sobald die Kinos wieder in den Normalbetrieb zurückgekehrt sind. Das betonte Tony Vinciquerra, Vorsitzender und CEO von Sony Pictures, bei der Communications-and-Entertainment-Konferenz von The Bank of America 2020 Media (via The Wrap):
„Was wir nicht tun werden, ist es, einen sehr, sehr teuren 200-Millionen-US-Dollar-Film auf den Markt zu bringen, solange wir uns nicht sicher sein können, dass die Kinos wieder geöffnet haben und mit erheblicher Kapazität betrieben werden. In den nächsten sechs Monaten wird man eine Menge ungewöhnlicher Vorgänge beobachten, wie Filme veröffentlicht und wie sie geplant und beworben werden. Aber sobald wir wieder in den normalen Betrieb übergehen, werden wir eine Menge gelernt haben, denke ich. Und wir werden Wege gefunden haben, um die Dinge anders, aber vielleicht auch besser angehen zu können. An diesem Wochenende veröffentlichen wir einen Film, einen kleinen Film [„The Broken Hearts Gallery“], der sicher gut laufen wird.“
Auf diese Kino-Highlights könnt ihr euch in 2021 freuen:
Was bedeutet diese Ansage für Filme wie „Spider-Man 3“ und „Ghostbusters: Legacy“?
Die Ansage von Vinciquerra sitzt. Und sie bedeutet nichts Gutes für Fans des Spider-Verse: „Spider-Man 3“, „Morbius“ und „Venom 2 – Let There Be Carnage“ werden davon betroffen sein. Aktuell hat die noch unbetitelte „Spider-Man“-Fortsetzung einen Kinostart am 16. Dezember 2021, „Morbius“ startet voraussichtlich am 18. März 2021 und „Venom 2“ soll am 24. Juni 2021 in die deutschen Kinos kommen. Der Animationsfilm „Spider-Man: Into the Spider-Verse 2“ hat aktuell einen angepeilten Kinostart am 13. Oktober 2022. Dieses Datum kann man also aktuell noch außen vor lassen. Anders sieht es bei „Morbius“ und „Venom 2“ aus: Diese beiden Blockbuster könnten durchaus von Sony Pictures auf unbestimmte Zeit verschoben werden, wenn die Coronakrise bis dahin nicht überwunden sein sollte. Und die Aussichten sehen hier eher düster aus. The Direct berichtet zudem, dass die Dreharbeiten zum nächsten Tom-Holland-„Spider-Man“ nun erst Anfang 2021 beginnen sollen. Damit wäre der Kinostart im Dezember 2021 wohl ohnehin hinfällig.
Aber nicht nur diese MCU- und Spider-Verse-Filme könnten unter Umständen nochmal verschoben werden; Sony Pictures hat noch weitere großkalibrige Blockbuster, die teilweise schon längst in den Kinos hätten laufen sollen: „Ghostbusters: Legacy“, „Uncharted“ und „Monster Hunter“. Die „Ghostbusters“-Fortsetzung, die schon im August 2020 hätte starten sollen, wurde im Zuge der Coronakrise auf den 4. März 2021 verschoben. Der Kinostart der Videospielverfilmung „Monster Hunter“ war für September 2020 geplant gewesen, wurde aber nun sogar auf unbestimmte Zeit verschoben. „Uncharted“ wird aktuell in Berlin gedreht, der angepeilte Kinostart ist am 15. Juli 2021.
Bei diesen Filmszenen haben sich die Schauspieler*innen wirklich verletzt:
Sonys Pläne: Abwarten oder VoD?
So wie es klingt, will Sony Pictures erst einmal beobachten, ob die unterschiedlichen Herangehensweisen der Studios wie etwa Disneys Vorstoß mit „Mulan“ per VIP-Zugang einen adäquaten Ersatz für eine herkömmliche Kinoveröffentlichung darstellen können. Für Disney sieht es auch gar nicht so schlecht aus: Über das verlängerte Labor-Day-Wochenende konnte der Film von Niki Caro allein in den USA 33,5 Millionen US-Dollar über Disney+ einnehmen, wie Media Post berichtet. Hierbei muss man bedenken, dass Disney diese Einnahmen nicht mit Kinobetreibern teilen muss. Jedoch kann man davon ausgehen, dass diese Höhe nicht über die nächsten Wochen gehalten werden kann. Zumal Disney bereits angekündigt hat, dass die Live-Action-Verfilmung ab dem 4. Dezember 2020 auch im regulären Abo von Disney+ inbegriffen sein wird.
Warner Bros. ist dagegen das Risiko eingegangen und hat Christopher Nolans neuen Blockbuster „Tenet“ in die Kinos gebracht. Aktuell belaufen sich die Einnahmen auf knapp 150 Millionen US-Dollar weltweit. Es heißt, der Spionage-Film müsste mindestens 500 Millionen US-Dollar einspielen, um den Break-Even zu erreichen, also seine Kosten für Film und Marketing wieder komplett einzuspielen. Warner Bros. setzt hier auf einen möglichst langen Kinolauf, um dieses Ziel zu erreichen.
Momentan hofft man bei Sony wohl darauf, dass ab Frühjahr 2021 wieder ein normaler Kinobetrieb möglich sein wird. Sollte dem nicht so sein, wird das Studio aber darüber nachdenken müssen, längst überfällige Blockbuster per Premium-Video-on-Demand herauszubringen. Denn wer weiß, wie lange die Coronakrise noch andauern wird.
Die MCU-Charaktere zeichnen sich durch unverkennbare Kostüme aus. Aber erkennt ihr sie wirklich alle? Testet euch: